Für einige Einwohner Karlsruhes erscheint es selbst nach zwölf Jahren regelrecht unwirklich, dass der Straßenbahntunnel Ende 2021 zu seiner Vollendung kommt. Ab diesem Zeitpunkt war das Untergeschoss für den Bahnverkehr eröffnet und die Züge gleiten nun unterhalb des Asphalts, Kopfsteins und der Steinplatten - zumindest für eine knappe Woche.

Fünf Tage später fällt der Strom aufgrund einer Überspannung der Oberleitungen aus und zum ersten Feuerwehreinsatz kommt es zwei Monate später, wodurch der neue U-Strab-Tunnel früh die ersten Rückschläge hinnehmen muss.
Nichtsdestotrotz wird er von seinen Bauherren als Erfolg verbucht und der Hauptfokus der Kombilösung verschiebt sich mit dem eingeläuteten Jahr 2022 auf den Karoline-Luise-Tunnel unter der Kriegsstraße.
Kein Eröffnungsdatum für den Autotunnel
Obwohl die beiden Tunnel ursprünglich gleichzeitig eröffnet werden sollten, hatte sich der aufklaffende Zeitabstand zwischen ihrer Fertigstellung schon zuvor abgezeichnet. So wird, während die Bahnen im März bereits drei Monate unterirdisch fuhren, im Autotunnel erst ein Brandschutztest vorgenommen.

Aufgrund von unterbrochenen Lieferketten und wirtschaftlichen Problemen durch den Ukraine-Krieg rückt das Eröffnungsdatum des Autotunnels um diese Zeit immer weiter nach hinten, worauf Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup das Eröffnungsdatum auf unbestimmte Zeit nach hinten verschiebt, während die Stadt das Sicherheitskonzept innerhalb des Tunnels vorstellt.
Kleine Erfolge, große Rückschläge
Während nun auch verschiedene Seitenbaustellen der Kombilösung Gestalt annehmen, darunter das Genesis-Projekt des Künstlers Markus Lüpertz, geht im späten Frühjahr eine Hiobsbotschaft durch die Medien: Im Mai 2022 hat ein Deckenventilator im Karoline-Luise-Tunnel einen schweren Defekt, wodurch sich ein enormes Sicherheitsrisiko auftut. In Konsequenz muss die sowieso schon auf wackeligem Grund befindliche Eröffnung weiter verschoben werden.

Und damit hat die Liste an Problemen der Kombilösung keineswegs ihr Ende erreicht. Als im August die Hochsommerhitze in die Fächerstadt einzieht, verfehlen die Fahrstühle des U-Strab-Tunnels unter den hohen Temperaturen ihre Sicherheitsstandards und müssen notabgeschaltet werden.

Was folgt, war ein Aufschrei, ob höhere Temperaturen beim Bau der nicht einkalkuliert wurden, was die Stadt und der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) aber verneinen und erste Lösungsansätze erarbeiten.

Ebenfalls im August werden die letzten Bauteile des Karoline-Luise-Tunnels geliefert, wodurch OB Mentrup einen Monat später wieder ein fixes Eröffnungsdatum ansetzt.
Die Eröffnung des Karoline-Luise-Tunnels
So kommt es gemäß der Prognose des Oberbürgermeisters, dass der Karoline-Luise-Tunnel am 19. Oktober 2022 eröffnet wird. Während die Verantwortlichen merkliche Erleichterung ausdrücken, wird auch der neu eröffnete Autotunnel eine Woche später wieder für eine Nacht geschlossen. Diesmal allerdings planmäßig, um neue Radarkontrollen und Geschwindigkeitsmessgeräte einzurichten.

Gegen Ende des Jahres 2022 sind also beide Tunnel fester Bestandteil des Karlsruher Verkehrsnetzwerks. Aufgrund der zahlreichen Rückschläge und Probleme gibt es bereits Forderungen aus dem Gemeinderat, externe Berater für die Wartung der Tunnel einzustellen, was die Stadtverwaltung aber entschieden ablehnt.

Vonseiten der Stadt seien Karlsruhes neu abgeschlossene Tunnel nämlich nach wie vor als Erfolg zu bewerten - gerade der U-Strab-Tunnel, der im Dezember sein erstes Jubiläum feiert.
Dennoch gebe es weiterhin Luft nach oben, weshalb die beiden Verkehrsröhren auch kontinuierlich den verschiedensten Wartungen und Modernisierungen unterzogen werden sollen.
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