Herr Pischon, der zweite Teil der Karlsruher Kombilösung ist nun - endlich - eröffnet. Auch an Sie die Frage: Wie fühlt sich das an?
"Da ist eine große Erleichterung jetzt, dass wir dieses Projekt so gut abgeschlossen haben und jetzt endlich den zweiten Teil - mit etwas Verzögerung - aufmachen können. Da fällt einem schon ein Stein vom Herzen."
Was hat Ihnen mehr Bauchschmerzen bereitet - der Stadtbahntunnel oder der Autotunnel?
"Das größere Projekt war schon der Stadtbahntunnel. Wir haben uns bei diesem auch mehr Zeit für Tests nehmen können. Wir haben über ein Jahr getestet: Zahlreiche Stresstest mit den Bahnen gemacht und über 1.000 Menschen ausgebildet, dadurch haben wir viele Kinderkrankheiten schon sehr früh erkennen können.
Hier [beim Autotunnel, Anmerkung der Redaktion] waren wir der Meinung, wir sind fertig und haben - zum Glück - in einem Test festgestellt, dass es Probleme bei den Entlüftern gibt. Dann war klar 'Safety first' an dieser Stelle, wir haben uns nochmal das halbe Jahr genommen und das ist gut, denn jetzt können wir beruhigt ein Bauwerk übergeben, das sicher ist."
Jetzt hat das Projekt auch wahnsinnig viel Zeit in Anspruch genommen - ist Ihnen jetzt langweilig?
(lächelt) "Nicht wirklich. Neben der Karlsruher Schieneninfrastruktur Gesellschaft (Kasig), habe ich ja auch noch ein paar andere Jobs, sprich Geschäftsführer bei den VBK (Verkehrsbetriebe Karlsruhe), KVV (Karlsruher Verkehrsverbund) und AVG (Albtalverkehrsgesellschaft). Bei der Kasig geht es jetzt in die Instandhaltung und um die Abrechnung mit Bund und Land. Das wird noch ein bisschen dauern und von daher glaube ich nicht, dass uns langweilig wird."
Was ist die größte Aufgabe, die noch bei Ihnen auf dem Tisch liegt in Bezug auf die Kombilösung?
"Jetzt das Geld von Bund und Land einzusammeln: Die Anträge hierzu fertigzustellen, die Schlussabrechnungen mit den Unternehmen zu machen und zu schauen, dass wir die Fördermittel von Bund und Land bekommen - das wird sicher noch das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen. Es geht hier schließlich um einige hundert Millionen Euro - das wird für mich als kaufmännischer Geschäftsführer noch eine ganz große Aufgabe sein."
Rechnen Sie dabei nochmal mit irgendwelchen Schwierigkeiten?
"Nein, eigentlich nicht. Natürlich geht es hier nochmal um Details - und Details sind hier in diesem Projekt auch Millionen Euros - da ist nochmal die Frage, was wird anerkannt, und so weiter. Aber die Zusagen von Land und Bund sind da. Die letzte Tranche liegt schon fast bei uns auf dem Tisch, es ist noch Verwaltungsthema, aber da - denke ich - werden wir vor Weihnachten nochmal Geld bekommen. Von daher wird es im Grundsatz keine Fragen mehr geben, im Detail aber sicherlich."
In offener Bauweise errichtet, besteht der Autotunnel - offiziell: Karoline-Luise-Tunnel - unter der Kriegsstraße aus zwei nebeneinander verlaufenden Röhren.
Oberirdisch wurde eine Straßenbahntrasse errichtet, auch Radfahrer finden nun Platz auf der Ost-West-Achse. Ausfahrten aus dem Tunnel gibt es auf Höhe Ritterstraße und Lammstraße - für Autofahrer, die in die Innenstadt möchten - sowie für das Einkaufscenter ECE am Ettlinger Tor.
Gebaut wurde der Tunnel von der Karlsruher Schieneninfrastrukturgesellschaft (Kasig) von April 2017 bis Oktober 2022: Der Rohbau war im Juli 2021 fertiggestellt, danach folgte die betriebstechnische Ausstattung.
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