Um Punkt 19.30 Uhr am vergangenen Dienstag hat die Karlsruher Schieneninfrastrukturgesellschaft (Kasig) die Medien der Fächerstadt zum Brandschutztest geladen - bereit, die Technik des neuen Karoline-Luise-Tunnels auf Feuersicherheit zu prüfen, bevor er eröffnet wird.

Vier Benzinwannen sollen im Rahmen des Brandschutztests entzündet werden, dicht gefolgt von der Attrappe einer Autokarosserie, die mit Gas befüllt und dann ebenfalls in Flammen aufgehen wird. Zuvor jedoch wird der eigentliche Sinn dieses Tests erklärt: "Bei einem Brandfall im Tunnel ist es wichtig, dass sich die Insassen der Fahrzeuge möglichst schnell und selbstständig evakuieren können" sagt Brandingenieur Michael Steglich. Dabei sollen sich die Autofahrer in die Tunnelröhre retten, die nicht in Brand steht. "Die Feuerwehr muss sich dann nur noch um die Löschung kümmern."

Steglich ist verantwortlich für die Testmethoden des Brandmeldesystems. "Am gefährlichsten ist im erstem Moment der Rauch", erklärt er. "Wenn es im Tunnel zu einem Brand kommt - in den meisten Fällen ist die Ursache dafür ein brennendes Fahrzeug - ist ein Abluftsystem das Wichtigste. Hierzu haben wir ein Lichtwellenleiterkabel das den Brand erfasst und ein Signal aussendet. Dieses Signal wird an die Ventilatoren an der Decke weitergeleitet."

Mittels einer Windgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde, die die Ventilatoren generieren, soll der Rauch dann in Fahrtrichtung aus dem Tunnel geleitet werden. "In Fahrtrichtung deshalb, da die Autos vor einem potenziell brennenden Fahrzeug ja einfach weiterfahren und den Tunnel verlassen können. Hinter dem Brandverursacher steckt der Verkehr natürlich fest. Daher soll der Rauch in die dem Rückstau entgegengesetzte Richtung abziehen."

Währenddessen solle automatisch eine Notfallbeleuchtung anspringen, sodass die Insassen der Fahrzeuge durch die ausgeleuchteten Notausgänge in den anderen, von Rauch und Feuer unbehelligten Tunnel und dadurch ins Freie fliehen können. "Damit das gewährleistet werden kann, muss das Brandmeldekabel das Feuer in unter einer Minute erfassen", sagt Steglich. "Außerdem muss die Windgeschwindigkeit stimmen, weshalb wir noch weitere Messgeräte aufgestellt haben."

Nach dieser Einleitung werden auch schon vier Wannen mit jeweils fünf Litern Benzin aufgestellt. "Wir testen nun das Zusammenspiel der Technik - die einzelnen Teile wurden bereits getestet. Wenn alles optimal läuft, löst das Brandmeldekabel schnell aus und der Rauch zieht durch Windströme der Ventilatoren nur in eine Richtung", erklärt Achim Winkel, Pressesprecher der Kasig. "Wenn es nicht klappt müssen wir die Fehler ermitteln und es kommt zu Verzögerungen."

Doch diese Sorge zeigt sich kurz darauf als unbegründet: Die Wannen brennen in kurzer Zeit lichterloh, das Meldekabel aktiviert sich und die Ventilatoren schieben den Rauch als halbdurchsichtige Barriere aus dem Tunnel heraus. "Der erste Test war ein voller Erfolg. Das Brandmeldekabel hat in knapp 20 Sekunden ausgelöst, die Windgeschwindigkeit stimmte, die Beleuchtung ging an und der Rauch zog nur in eine Richtung", verkündet Steglich kurz darauf.

Davon, dass die Windgeschwindigkeit stimmt, können sich alle Anwesenden selbst überzeugen: Durch die lautstarken Ventilatoren ist ihnen eine steife und sehr kühle Brise durch die Kleidung geflattert. Aber gerade durch diesen starken Wind bleibt aber jeder Gast vom aufsteigenden Rauch unberührt. Damit auch die Technik und die Grundbeleuchtung keine Rauchschäden davontragen, wurden sie in Mineralwolle eingewickelt. Das sei gerade jetzt wichtig, wo der zweite Test ansteht.

Bei diesem nämlich werde das mit Gas erfüllte Automodell entzündet, was eine deutlich stärkere Entwicklung von Ruß und Schadstoffen zur Folge habe. Die Attrappe wird an verschiedene Schläuche angeschlossen, die Funken fliegen und auch für den zweiten Test lodert alsbald ein Leuchtfeuer im Karoline-Luise-Tunnel. Und nach knapp 20 Minuten ist der Rauch auch beim zweiten Test fast vollständig aus dem Tunnel gefegt. Wieder habe das Brandmeldekabel nach ähnlicher Zeitspanne ausgelöst.

"Der Test heute war ein voller Erfolg", sagt Kasig-Pressesprecher Achim Winkel, nachdem die lautstarken Rotoren wieder heruntergefahren sind. "Das Zusammenspiel der Technik hat reibungslos funktioniert und wir hätten jederzeit ohne Gefahr in den anderen Tunnel flüchten können." Bei allen guten Nachrichten bleibt aber dennoch die Frage, wie der Notfallplan aussähe, wenn nun beide Tunnel gleichzeitig von einem Brandfall betroffen sind.

"Dafür haben wir leider kein Szenario", sagt Johannes Häberle, Projektleiter zum Tunnelbau in der Kriegsstraße. "Dass beide Tunnelröhren durch einen Brand ausfallen wird sowohl vom deutschen als auch vom europäischen Gesetzgeber als so unwahrscheinlich erachtet, dass kein Notfallplan vorgeschrieben wurde." Denn selbst wenn es in beiden Röhren brennen würde, müssten die Brände so ungünstig liegen, dass sie Fluchtmöglichkeiten im jeweils anderen Tunnel gleichzeitig verhindern.

"Außerdem müsste dafür die Lüftung gleichzeitig defekt sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass all diese Faktoren zusammenkommen, geht gegen null. Es wird mit sehr großer Sicherheit immer einen sauberen Fluchtweg im Brandfall geben", meint Häberle. Damit diese Prognose aber auch belegt wird, kündigt Pressesprecher Winkel für den darauffolgenden Mittwochabend ebenfalls einen Brandschutztest für die andere Röhre an.

"Dasselbe Prozedere wie am Dienstag, damit beide Tunnel unter gleichen Bedingungen überprüft werden", sagt Winkel. "Die Kosten für die Tests sind dabei natürlich im Budget inbegriffen." Wie Winkel mittlerweile bestätigt hat verlief auch dieser zweite Test erfolgreich und brachte das gewünschte Ergebnis.
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