Um die Tauglichkeit und die Vernetzung zwischen allen Elementen der Warninfrastruktur zu prüfen, finden regelmäßig Warntage statt. Zuletzt wurde die Einsatzfähigkeit der Anlage am bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022 geprüft. Der nächste Warntag ist für Donnerstag, 14. September 2023, geplant.
So funktioniert das Warnnetz
Damit kein Bürger blindlings in die nächste Katastrophe um die Ecke läuft, gibt es vonseiten des Landratsamts eine Vielzahl von Alarmierungsmechanismen. Die Meisten dieser Systeme kommen bundesweit zum Einsatz wie beispielsweise das modulare Warnsystem (MoWaS). "Als MoWaS-Station kann die integrierte Leitstelle Karlsruhe auf Geheiß der einzelnen Ortspolizei oder der Katastrophenschutzbehörde innerhalb kürzester Zeit eine Warnung auslösen", schreibt das Landratsamt auf seiner Internetseite.

Fast überall in und um Karlsruhe stehen darüber hinaus zahlreiche Sirenenanlagen zur Verfügung. Ist für rund eine Minute ein auf- und abschwellender Ton zu hören, besteht entweder eine unmittelbare Gefahr oder es wird eine erwartet. Erklingt für knapp eine weitere Minute ein durchgehender Ton, ist die Gefahr gebannt.
So sind Sie auf den Ernstfall vorbereitet
Für die Erstellung eines individuellen Notfallplans hat das Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Informationen parat. Es empfiehlt unter anderem folgende Maßnahmen zur persönlichen Vorsorge im Katastrophenfall:
- Zu Hause einen Verbandskasten und einen Feuerlöscher deponieren
- Notvorräte einrichten, um auf einen eventuellen Versorgungsengpass vorbereitet zu sein
- Für einen Stromausfall sollten stets Taschenlampe oder Kerzen bereitgehalten werden
- in batteriebetriebenes Radio und Ersatzbatterien zu Hause haben, um auch weiterhin notwendige Informationen zu erhalten

Die Tipps und Antworten auf die häufigsten Fragen gibt es unter: www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html.
Den Ausführlichen Ratgeber des BBK finden Sie hier:
Katastrophencheck für Karlsruhe: "Blick in die Kristallkugel"
Wie stehen die Chancen, dass Karlsruhe von einer Katastrophe heimgesucht wird? Mit dieser Frage und wie sich das Schlimmste verhindern lässt, befasst sich unter anderem das Amt für Bevölkerungsschutz des Landratsamts Karlsruhe. Um auch im unwahrscheinlichsten Fall gut vorbereitet zu sein, stehen im Ernstfall ganze elf unterschiedliche Akteure bereit. Neben den örtlichen Rettungskräften und dem technischen Hilfswerk sind auch die Notfallseelsorge Karlsruhe und die Bundeswehr im Notfall zur Stelle.

Das diverse und umfangreiche Aufgebot im Landkreis Karlsruhe zeigt, dass eine präzise Vorhersage für den Katastrophenfall unmöglich ist. "Um das akute Risiko abzuschätzen bleibt uns also nur der Blick in die Kristallkugel", meint Dominik Wolf vom Amt für Bevölkerungsschutz. Etwas allgemeinere Aussagen ließen sich für Karlsruhe und Umgebung jedoch durchaus treffen. Zwischen Naturgefahren und technologischen Gefahren müsse dabei differenziert werden.
Katastrophen lauern überall
Beispiele für Ereignisse mit dem Potenzial "Naturkatastrophe" sind: Frost, Eis, Schnee, Wind, Sturm, Erdbeben, Erdrutsche, Waldbrände, Hochwasser, Hitze und Dürreperioden sowie Smog, Pandemien, Pflanzen- und Tierseuchen. Letztere scheint zu Beginn des Jahres in Form der "Geflügelpest" in voller Härte zurückgekehrt zu sein - und ist nicht länger nur saisonal, wie Marco Roller, Tierarzt im Stadtgarten Karlsruhe, Ende Januar gegenüber ka-news.de erklärt.

"Dem gegenüber stehen Gefahren, welche auf menschliches Handeln, technische Störungen, Unfälle und sonstige menschengemachte Ereignisse zurückzuführen sind", so Wolf. Zu diesen zählen: Großbrände, Explosionen, Verkehrsunfälle, chemische und biologische Störungen von Anlagen, Unfälle im Bereich Radioaktivität/Kernkraft, Kommunikationsausfall, flächendeckender Stromausfall ("Blackout"), Terrorismus und letzten Endes der Ausfall kritischer Infrastrukturen.
Karlsruhe ist dicht besiedelt
"Alle genannten Ereignisse bergen an sich und insbesondere im Kontext eines dicht besiedelten Landkreises ein hohes Potenzial an Schäden", erklärt der Fachmann vom Amt für Bevölkerungsschutz. Im Rahmen der Katastropheneinsatzplanung bereite sich das Landratsamt Karlsruhe mit seinen übergeordneten Führungsstrukturen im Bevölkerungsschutz (Führungsstab) sowie der internen Krisenmanagementstruktur (Verwaltungsstab) auf alle Arten von Ereignissen vor. Dazu finden auch regelmäßige Übungen statt.

Diese Ereignisse werden wohl in Zukunft - auch ohne Blick in die Kristallkugel - immer schwerere Auswirkungen mit sich bringen. "Alle aktuellen Prognosen über Katastrophen durch Naturereignisse ("Naturkatastrophen") verweisen auf ein weltweit kontinuierlich wachsendes Schadenpotenzial, zum Beispiel durch Orkane, Tornados, Hochwasser, Erdbeben und langfristige Klimaveränderungen aufgrund zivilisatorischer Einflüsse", erklärt Wolf. Die Wechselwirkungen zwischen diesen Ereignissen und menschlichem Einwirken nehme dabei stetig zu.
Der Kaskadeneffekt tritt ein
Die Zunahme des Schadenpotenzials stehe darüber hinaus in engem Zusammenhang zur sich verändernden Zivilisationsdichte (Bevölkerung, Industrie, Verkehr), erklärt Wolf. "So können auch kleinere Naturkatastrophen in einem Gebiet wie im Landkreis Karlsruhe zu einer erhöhten Gefahr werden." Auch die immer weiter steigende Vernetzung unserer Gesellschaft erschwere die potenziellen Schäden bei einzelnen Ereignissen, meint der Experte. "Man spricht hierbei von Kaskadeneffekten."

Diese Auswirkungen zeigten sich bereits im Juli 2021 durch die Ahr-Flutkatastrophe, unzählige Flächenbrände im Sommer 2022 und die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren. Es seien insbesondere solch großflächige Ereignisse, bei denen die Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutz auf die Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen seien, so der Landkreis Karlsruhe auf seiner Internetseite.
Seismisch aktives Bundesland
Der Landkreis befindet sich in einem seismisch aktiven Gebiet - die Gefahr durch Erdbeben ist also real. Joachim Ritter, Geophysikalisches Institut des KIT: "In Baden-Württemberg sind mehrere aktive tektonische Störungen im Bereich des Oberrheingrabens, der Schwäbischen Alb und Oberschwabens. Diese Störungen (auch Verwerfungen genannt), werden durch tektonische Prozesse mechanisch unter Spannung gesetzt, bis das Gestein bruchhaft versagt."

In diesem Falle kommt es zu einem plötzlichen Ruck und die Erde bebt. Die maßgeblichen unterirdischen Prozesse seien die Kollision der Afrikanischen Platte mit der Eurasischen Platte, erklärt der Experte.