Flächenbrände in Stutensee, in Eggenstein, bei Ettlingen und dazu mehrere Waldbrände im Karlsruher Hardtwald. Die Feuerwehren in und um Karlsruhe hatten die vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun.
14 Brände in fünf Tagen in Karlsruhe
Laut eines Tweets von Jens Skapski, unter anderem Admin des Online-Portals Risklayer, gab es im Zeitraum vom 8. bis 12. August 14 Wald- oder Flächenbrände in oder um Karlsruhe. Damit belegt die Fächerstadt bundesweit den Spitzenplatz in Sachen Brände. Besonders einprägsam dürften die Feuer vom 11. August, als es an gleich vier Stellen im Hardtwald brannte, gewesen sein.
Der bis dato letzte Waldbrand in Karlsruhe (Stand: 19. August) ereignete sich am Montag, 15. August, um kurz nach Mitternacht. In der Nähe des Klosterwegs gab es ebenfalls vier kleinere Brandstellen. Bisher ist bei allen Bränden die Ursache für das Feuer ungeklärt, die Ermittlungen nach einem möglichen Brandstifter laufen.

Polizei ermittelt weiterhin
"Aufgrund der zeitlichen und örtlichen Zusammenhänge gehen wir von Brandstiftung aus, aber auch eine natürliche Ursache kann nicht ausgeschlossen werden. Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen", so eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Karlsruhe am vergangenen Donnerstag gegenüber ka-news.de.
"Die Polizei ermittelt und über mögliche Ursachen zu sprechen, wäre reinste Spekulation, aber man fragt sich natürlich schon, warum es gerade bei uns um Karlsruhe so häufig brennt und beispielsweise in der Schwetzinger Hart - wo es auch sehr trocken ist - nicht oder nur vereinzelt zu Feuern kommt", sagt Bernd Schneble im Gespräch mit ka-news.de.

Schneble ist bei der Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW), Forstbezirksleiter für den Forstbezirk Hardtwald. Der Hardtwald ist zu großen Teilen Staatswald und fällt somit in die Verantwortung von ForstBW.

Aufgrund der abgefallenen Temperaturen und der Regenschauer der vergangenen Tage hat sich die Lage zumindest vorübergehend leicht entspannt. Für die Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Rheinstetten liegt der Waldbrandgefahrenindex bei drei. Aber: Der Hardtwald in Karlsruhe ist für Waldbrände besonders anfällig.
Hardtwald ist anfällig für Waldbrände
"Ein aktueller Faktor ist die extreme Trockenheit der vergangenen Wochen. Viele Bäume haben bereits jetzt ihre Blätter abgeworfen und durch das Laub liegt viel brennbares Material im Wald", erklärt Schneble. Zusätzlich ist der Boden im Hardtwald sehr sandig und kiesig. "Diese Böden können das Wasser nicht sehr gut halten und kann für die Pflanzen keine Feuchtigkeit mehr liefern, was ebenfalls die Brandgefahr erhöht.

Ein weiterer (natürlicher) Faktor, der die Brandgefahr im Hardtwald erhöht: sogenanntes Totholz. "Durch, das hohe Absterben der Bäume durch die Trockenheit, liegt sehr viel Totholz im Wald. Für ein Feuer sei Todholz eine ideale Voraussetzung", erklärt Martin Moosmayer, Leiter des Forstamtes im Landratsamt Karlsruhe.

Aktuell würden Überlegungen laufen, ob in den Wäldern aufgrund der hohen Waldbrandgefahr, noch so eine hohe Masse an Totholz liegen gelassen werden könne. "Es einfach entfernen geht aber nicht unbedingt, denn das tote Holz hat eine wichtige ökologische Aufgabe", sagt Moosmayer.
Vielzahl der Brände gehen auf Menschen zurück
Mit Moosmayer ist ka-news.de am vergangenen Freitag in einem Waldstück des Hardtwaldes bei Graben-Neudorf unterwegs. Auch hier hat es einen kleinen Waldbrand in unmittelbarer Nähe eines Waldparkplatzes an der K3533 gegeben.

"Ein typischer Ort für einen Waldbrand. Einmal nicht aufgepasst und vielleicht die Zigarette weggeschnipst und schon brennt es", so Moosmayer.
Anders als beispielsweise am Klosterweg in Karlsruhe würden die Hinweise in Graben eher für ein fahrlässiges Verhalten als ein Vorsätzliches sprechen. Auch Polizei und Feuerwehr würden laut Moosmayer in Graben nicht von Brandstiftung ausgehen.

Wie der Forstleiter weiter erklärt, würden 90 Prozent der Waldbrände auf das Konto von Menschen gehen. Meist handle es sich dabei um fahrlässiges Verhalten, beispielsweise beim Grillen im Wald oder dem Wegwerfen eines noch glimmenden Zigarettenstummels. Aber auch geparkte Autos, Zugschienen oder Mäharbeiten können Brände entfachen.
Temperaturabfall hilft nur wenig
Neben dem Todholz geht auch Moosmayer auf die sandigen Böden und die enorme Trockenheit ein, die zum einem die Brandgefahr erhöhe und zum anderen den Bäume sehr zusetzen würde.

Zu guter Letzt würde auch die hohe Anzahl an Nadelbäumen wie Kiefern oder Fichten die Brandgefahr erhöhen."Nadelbäume sind durch ihre Harzanteile im Holz und die ätherischen Öle in den Nadeln anfälliger für Feuer als Laubbäume", erklärt der Forst-Experte.

Zwar fielen die Temperaturen zum Ende der vergangenen Woche und auch der ein oder andere Schauer ergoss sich über den Hardtwald, Entwarnung gibt es für die Wälder aber vorerst keine.

"Die Bewölkung und Abkühlung hilft dem Wald nicht. Es ist aktuell einfach viel zu trocken und im Prinzip haben wir seit acht Wochen keinen oder nur wenig Niederschlag", meint Moosmayer und ergänzt: "Zwei Wochen Landregen würden der Natur sehr gut tun, ist aber leider nicht in Sicht." Im Gegenteil: Die Brandgefahr dürfte sich in den nächsten Tagen wieder erhöhen, meint der Experte.
Sind die Feuer auch eine Chance?
Trotz der vernichtenden Wirkung, die ein Feuer im Wald hat, es gibt Vorteile, die durch einen Brand entstehen können. Diese würden aber erst nach langer Zeit sichtbar. "Wie immer in der Natur bietet ein großes Schadereignis wie ein Brand die Chance, den Wald der Zukunft neu aufzubauen", meint Moosmayer.

So wird in Graben aktiv - auf einer ehemalige Kiefern-Todfläche - beispielsweise ein neuer Laubmischwald angepflanzt. Zehn Hektar neuer Wald, der weniger anfällig für Brände wäre als die alten Nadelbäume. Dieser Waldumbau sei aber sehr langfristig angelegt und würde sich erst in mehreren Jahrzehnten bemerkbar machen.
Bernd Schneble, der Forstbezirksleiter des Hardtwaldes bei FortsBW, spricht in diesem Zusammenhang sogar von 150 bis 300 Jahren. "Die Vorstellung, dass ein Wald nach einem Brand weniger anfällig nach für Feuer ist, würde ich nicht teilen."

Schneble weiter: "Bleibt eine Fläche nach einem Brand unbehandelt, siedeln sich zunächst Pionier-Baumarten wie die Kiefer an, damit hätten wir das gleiche Problem wie zuvor. Blickt man aber auf ganz lange Sicht in die Zukunft - 150 bis 300 Jahre - dann bekommt ein Wald auf natürlicher Art und Weise mehr Laubbäume, aber nicht beim ersten Ansatz."

Abschließend, erklärt Mossmayer mit Blick auf die Brandfläche in Graben: "Die großen alten Bäume werden es wohl überleben, aber die Jungpflanzen haben keine Chance. Wir pflegen unseren Wald, so gut wir können, müssen aber mit ansehen, wie er vor unseren Augen abstirbt oder verbrennt. So was tut sehr weh und geht vielen Kollegen auch sehr nahe."