"Der Sommer 2022 ist erneut einer der trockensten und wärmsten Sommer seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen", schreibt das Gartenbauamt in einer Stellungnahme an den Karlsruher Gemeinderat. Gemeinsam mit sechs anderen Institutionen der Fächerstadt hat dieses Amt nämlich eine Bilanz über die Schäden, die aus der Hitze der vergangenen Jahreszeit hervorgegangen sind.

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Brände, insbesondere Waldbrände, haben sich in auffällig hoher Zahl aus dieser Schadensbilanz hervorgetan, weshalb die Karlsruher Berufsfeuerwehr auch das erste Statement vor den Stadträten abgibt, worauf das Gartenbauamt und anschließend das Forstamt, die Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH), das Tiefbauamt, das Liegenschaftsamt und zuletzt das Städtische Klinikum folgen.

Feuerwehr Karlsruhe - Brandstiftung in der Waldstadt

Eine ganz Serie von Brandstiftungen ist im Sommer 2022 in die Archive der Branddirektion eingegangen. "Besonders im Hardtwald war die Karlsruher Feuerwehr sehr stark gefordert", heißt es in der Stellungnahme, die am vergangenen Dienstag vor den Gemeinderat getragen wurde. 

Feuerwehrfahrzeugspende an die Ukraine
Die Feuerwehrzentrale in der Zimmerstraße (Symbolbild). | Bild: Thomas Riedel

Allerdings seien diese Waldbrände niemals der Kontrolle der Feuerwehr entwachsen: "Durch gezielte Vorbereitungen auf Vegetationsbrände in den letzten Jahren, waren auch diese jederzeit beherrschbar. Trotzdem wird sich die Feuerwehr weiterhin technisch und durch gezielte Ausbildung auf längere Trockenperioden und Vegetationsbrände vorbereiten." Natürlich richte die Hitze auch ohne Flammen Schäden an.

Gartenbauamt - Vegetation und Wasserstände

So verzeichne das Gartenbauamt Karlsruhe eine enorm lange Trockenperiode - von März bis September und nur sehr sporadisch von Regenschauern unterbrochen. "Insgesamt wurden bis in den August 23 Hitzetage registriert. Im Rekordjahr 2003 gab es zum Vergleich 27. Das wirkte sich vor allem auf die Zahl der Niederschläge und damit negativ auf die Vegetation und Wasserstände aus", heißt es in dessen Stellungnahme.

PK Bäume der Innenstadt
Äste und Blätter im Stadtgebiet nehmen mitunter eine Färbung an, die von beginnendem Austrocknen zeugt. | Bild: Lars Notararigo

"Trockenstress von Bäumen führt dabei bis hin zu deren Absterben. Die Baumbestände werden instabil und damit anfällig für Schädlinge und Pilze. Manche Bäume werfen als Schutzmaßnahme vorzeitig ihr Laub ab." Gleichzeitig seien dieses Jahr auch trockene Rasenflächen oder ausgedörrte Blühpflanzen weitläufig sichtbare Phänomene. Dagegenwirken könne das Gartenbauamt nur begrenzt.

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"Wir bewässern seit April täglich mit 45.000 Litern die städtischen Bäume. Eine Ausbringung von noch mehr Wasser ist aufgrund der vorhandenen Logistik und den personellen Ressourcen nicht möglich", so das weitere Statement.

Forstamt - Schadensausmaß konnte nicht voll berechnet werden

Ähnliche Schäden seien auch im Waldgebiet entstanden. So bestätigt das Forstamt Karlsruhe, dass die Sommerhitze "in den Wäldern deutliche Spuren hinterlassen hat. Die Bäume haben früh Laub in großen Mengen abgeworfen, um den Wasserverlust durch Verdunstung zu verringern. Einzelne Bäume sind teilweise oder ganz abgestorben."

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In diesem Zuge seien 3.000 Pflanzenkulturen innerhalb des Unterholzes abgestorben und müssten nun nachgepflanzt werden. Ein Prozess, für den rund 15.000 Euro an Renaturierungskosten aufgewendet werden müssten. Außerdem sei es durch das Absterben des Holzes vermehrt zu Astbrüchen gekommen. "Die herabstürzenden Äste führten zu Behinderungen auf dem Waldweg und Schäden an einem parkenden Fahrzeug."

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Wie genau der Schaden ausgefallen ist, sei laut dem Forstamt aber "erst in der nächsten Vegetationsperiode erkennbar."

KVVH - Beobachtung der Rheinhäfen

Wassermangel äußere sich dabei natürlich nicht nur im Bereich der Vegetation, sondern auch unmittelbar beim Stand des Rheins. Dieser sei durch die anhaltende Hitzeperiode teils massiv abgefallen. "Und das Niedrigwasser des Rheins hat zu deutlich mehr Schiffsverkehr in den Karlsruher Häfen geführt", erklärt die KVVH.

Niedrigwasser im Rhein 2022
Der Wasserspiegel zog sich durch die trockene Hitze zurück. | Bild: Thomas Riedel

Um ganze 868 Schiffe habe der Verkehr auf dem Grenzfluss im Vergleich zum Vorjahr zugenommen (Stand August 2022). Ein weiterer Grund dafür sei die Energiekrise, die dazu führte, dass Kohlekraftwerke mit gesteigerter Leistung laufen. Entsprechend seien mehr Fahrten mit geringerer Ladung über den Rhein verschifft worden, um den Gütertransport trotz sinkendem Pegels stabil zu halten.

Tiefbauamt - Dürre wechselt sich mit Starkregen ab

Dabei seien nicht nur die Ufer des Rheins immer deutlicher aus dem Wasser getreten. Wie in der Stellungnahme des Tiefbauamtes erklärt, sei auch die Wasserstände der Alb "in den Monaten Juni, Juli und August im Bereich der absoluten Minimalwerte der letzten 20 Jahre gesunken."

Renaturierung Alb
Die Alb in der Umgebung Karlsruhe | Bild: Tim Carmele / TMC-Fotografie

Kleinere Gewässer seien sogar frühzeitig ausgetrocknet und - da die Vegetation damit einhergehend ebenfalls abstarb - weniger aufnahmefähig für die Regenfälle des Herbstes, was die Hochwassergefahr verschärfe. "Ein schon länger zu beobachtender Trend infolge des Klimawandels sind neben den zunehmend trockenen Sommermonaten auch eine Zunahme von kurzen lokalen Starkregen", wie das Amt hinzufügt.

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Dieser Wechsel von Dürre und Starkregen wirke sich auch negativ auf das Kanalnetz aus. "Bei starken Niederschlägen ist der Einstau des Kanals sowie ein Aufstau des Regenwassers auf der Straßenoberfläche möglich. Längere Zeit ausfallender Niederschlag hat zur Folge, dass in den Kanälen weniger Wasser fließt und dadurch die Ablagerungsgefahr erhöht ist." 

Liegenschaftsamt - Enorme Schäden an der Landwirtschaft

All jene beschriebenen Probleme kumulieren auch in der Landwirtschaft, worauf auch das Liegenschaftsamt hinweist. "Wie schon die Sommer zuvor hat sich auch der Sommer 2022 durch die extreme Trockenheit insgesamt sehr negativ auf die Landwirtschaft ausgewirkt", so deren Stellungnahme.

Landwirschaftliche Betriebe an der „Alte Bach“
Landwirtschaftliche Betriebe hatten es diesen Sommer ebenfalls nicht leicht (Symbolbild). | Bild: Carmele/TMC-Fotografie

"Zu Beobachten waren enorm gestiegene Kosten für die Bewässerung, Trockenschäden an Dauerkulturen wie dem Obstbau, die sich oft noch Jahre später auf den Gesundheitszustand der Pflanze auswirken und teilweise komplette Ernteausfälle im Ackerbau, wo eine Bewässerung nicht rentabel ist." Zusätzlich bedeute die Hitze eine enorme Mehrbelastung für Mitarbeiter, die die landwirtschaftlichen Aufgaben im Freien verrichten.

Städtisches Klinikum - Mehrbelastung durch Hochsommer

Mehrbelastete Mitarbeiter finden sich allerdings nicht nur im Landwirtschafts-, sondern auch im Gesundheitssektor. Das Städtische Klinikum fand sich neben der Corona-Pandemie, dem Fachkräftemangel, der Energiekrise und den zusätzlichen Anforderungen der Bundesregierung um diese Probleme einzudämmen auch mit den Folgen andauernder Höchsttemperaturen konfrontiert.

Eingangsbereich des Städtischen Klinikums Karlsruhe.
Das Karlsruher Klinikum (Archivbild). | Bild: Verena Müller-Witt

"Zunehmend wurden auch in der Zentralen Notaufnahme Patienten jeden Alters mit Allgemeinsymptomen vorstellig. Dabei standen vor allem Schwäche, Kraftlosigkeit, Kopfschmerzen, unspezifische Schmerzsyndrome, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und mehr im Vordergrund", so die Stellungnahme des Krankenhauses. 

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Auch an den Mitarbeitern sei die Hitze nicht spurlos vorbeigegangen, da die Temperaturen zu immer schnelleren Erschöpfungszuständen geführt haben. Zumindest aber habe es durch die Trockenheit keine Probleme mit einer hohen Luftfeuchte gegeben.