Besonders in Zeiten Coronas haben viele Karlsruher den Wald neu für sich entdeckt. Und warum auch nicht? Immerhin ist der Stadtwald Karlsruhe ein wichtiger Teil der naturverbundenen Seite der Fächerstadt. Für einige Karlsruher genauso wichtig wie die städtischen Wahrzeichen. Doch wie war eigentlich sein Zustand in der ersten Jahreshälfte von 2021?
"Ein guter Start für Bäume und Wald"
"Insgesamt war es dieses Jahr für Bäume und Wald ein guter Start", berichtet Ulrich Kienzler, Leiter des Forstamtes Karlsruhe. Da es im Frühjahr viel geregnet habe, hätten "die Oberboden-Schichten viel Wasser aufgenommen, sodass wir im Karlsruher Stadtwald schon relativ früh Triebe, Laub und Ansätze von Früchten beobachten konnten."

Das gelte auch für die diesjährige Aufforstung des Waldes: "Die Jungbäume, die wir im Dezember gepflanzt haben, gedeihen durch den Regen sehr stetig, auch wenn es in den Niederböden nach wie vor ein Wasserdefizit gibt." Andere Schadensquellen für Gehölz und Blattwerk hielten sich laut Kienzler ebenfalls in Grenzen.
"Noch keine Borkenkäfer dieses Jahr"
"Bisher hatten wir noch keine Schäden durch Borkenkäfer-Befall", so seine Meldung. Einige Gefährdungen durch Schädlinge und Parasiten hätten allerdings aus dem vergangenen Jahr überdauert. "Das Eschentriebsterben ist nach wie vor ein Problem", meint Kienzler.
Durch die sogenannten Eschenbastkäfer, die sich durch die Rinden fräßen, durch Pilzerkrankungen oder sonstige Parasiten seien immer mehr Eschen verdorrt und abgestorben. "Im Bereich um den Grötzinger Baggersee schreitet ein solches Absterben schon seit einigen Jahren voran." Und dies sei nicht das einzige Problem des Stadtwaldes, dass sich aus den Nachwirkungen der letzten Dekade ergeben hätte, wie Kienzler weiterhin erklärt.
Die Trockenheit vergangener Sommer
"In den letzten Jahren kam es im Stadtwald immer wieder zu Problemen aufgrund von Dürre und zu geringen Niederschlägen", sagt Kienzler. "Ich erinnere mich zum Beispiel an den Mai 2020, der so gut wie keinen Regen gesehen hat." Der allergrößte Teil der Probleme diesen Jahres, seien aus dem letzten Jahr mitgenommen worden.
Die Trockenheit der vergangenen Sommer habe auch in diesem Jahr ihre Spuren hinterlassen. "Viele Rotbuchen zum Beispiel sind von oben her abgestorben", so Kienzler. "Die Baumkronen sind vertrocknet und einige Äste ausgedörrt."
"Totholz steckt voller Leben"
Durch die häufigen Regenschauer, die den Frühling 2021 begleiteten, seien durchaus viele neue Triebe aus dem Totholz nachgewachsen. Dennoch hingen noch immer ungezählte verdorrte Auswüchse zwischen dem atmenden Blattwerk. Auswüchse, die vital für das Ökosystem und gefährlich für Waldbesucher werden könnten.
"Im Totholz entwickeln sich viele Insekten, Pilze und Flechten, und zwar nicht nur die vorhin genannten Schädlinge", so Kienzler, "wir sagen immer, wenn auch etwas verallgemeinernd, dass Totholz voller Leben steckt." Und dieses Leben führe dazu, dass das Holz noch weiter zersetzt werde, wodurch teilweise sehr schwere und sperrige Äste von den Bäumen fallen könnten.

"Die Verkehrswege innerhalb des Waldes werden vom Forstamt gesichert", betont Kienzler und verweist dabei auf die Verkehrssicherungspflicht. "Anderorts gilt aber: Betreten des Waldes auf eigene Gefahr! Jeder, der im Wald spazieren geht, sollte auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben."
"Nehmt Rücksicht aufeinander!"
Damit zusammenhängend spricht Ulrich Kienzler ein anderes, wie er sagt, "großes Thema innerhalb des Stadtwaldes" an: "Dank Corona haben wir so viel Zulauf im Wald wie noch nie", so seine Einschätzung. Und viel Zulauf führe zu vermehrten Konflikten.
"Fahrradfahrer, Fußgänger, Hundebesitzer, sowohl untereinander als auch mit den Wildtieren, kommt es immer wieder zu Reibereien", so die Aufzählung des Forstamt-Leiters. Daher wiederhole er in Bezug auf den Stadtwald immer wieder die Aufforderung, Rücksicht zu nehmen, "sowohl aufeinander als auch auf die Natur."
"Auch die Natur verdient Respekt"
Man solle auf den Wegen bleiben und nicht "kreuz und quer durch den Wald fahren. Genauso sollte man Hunde anleinen, keinen Müll hinterlassen und den Wald nach Möglichkeit nicht nachts betreten." Was dabei wie die dubiose Warnung aus einer Horrorgeschichte klingt, habe aber durchaus einen triftigen Grund.

"Viele Tiere sind nachtaktiv", so Kienzler. "Und gerade die Jungtiere brauchen nachts Ruhe und Raum. Sollte ein Mensch sie versehentlich aufscheuchen, könnte eine Gruppe von Tieren in Panik geraten, sich verlieren, auf Straßen oder in Zäune rennen. Deshalb sollte der Mensch auf sie Rücksicht nehmen, denn auch die Natur verdient Respekt." Gemeinsam mit dieser Rücksicht sowie "noch weiteren Niederschlägen im Sommer dürfte der Wald sich in diesem Jahr gut entwickeln", so Kienzlers optimistische Prognose.
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