Für manche Person ein Segen, für die Natur der pure Horror. Die dauerhaft hohen Temperaturen, die der Sommer 2022 für Karlsruhe und (fast) ganz Deutschland bereithält, hinterlassen immer mehr ihre Spuren. Das Resultat: ausgedörrte Böden, der Rhein stellt bald einen Rekord in Niedrigwasser auf und ständig scheint es in und um Karlsruhe irgendwo zu brennen. Das verbraucht natürlich einiges an Wasserressourcen.
Ein kleiner Brand verbraucht rund 4.000 Liter Wasser
Zum Vergleich: Ein Löschfahrzeug der Berufsfeuerwehr Karlsruhe fasst im Schnitt zirka 2.000 Liter Wasser. Ein Fahrzeug der freiwilligen Feuerwehr bringt es auf rund 3.000 Liter - da kommt einiges zusammen. Aber wie viel Wasser wird zum Löschen von Bränden überhaupt benötigt?
Kleinere Brände können, so eine Sprecherin der Branddirektion Karlsruhe, in der Regel mit der mitgeführten Wassermenge von zwei Löschfahrzeugen von 4.000 Litern gelöscht werden. Bei größeren Bränden ist das schwieriger zu beziffern und von der Fläche abhängig. Dort wird das Wasser durch einen sogenannten "Pendelverkehr" zugeführt.

"Das bedeutet, dass mehrere Fahrzeuge, in der Regel die Tanklöschfahrzeuge, Wasser von etwas entfernt liegenden Wasserentnahmestellen holen und zur Einsatzstelle fahren, wo das Wasser in einem Pufferbehälter für die Löschmaßnahmen vorgehalten wird. Die genaue Wassermenge ist aber schwer zu beziffern und ganz von der Größe der betroffenen Fläche abhängig", erklärt Michaela Hofmann von der Branddirektion Karlsruhe.
Waldbrände verbrauchen weniger Wasser als Gebäudebrände
Waldbrände hingegen werden mit sogenannten "Waldbrandsets" bekämpft. Darunter werden Schläuche mit einem Durchmesser von 25 Millimetern verstanden. In Gebäuden kommen Schläuche mit einem Durchmesser von 42 beziehungsweise 52 Millimetern zum Einsatz.
"Dadurch lässt sich das Löschwasser gezielt aufbringen und die Bewegung im Gelände wird durch das niedrigere Gewicht der Schläuche erleichtert. Somit kann mit der gleichen Löschwassermenge eine größere Fläche abgelöscht werden", sagt Hofmann. Aber woher stammt das Wasser eigentlich, das die Feuerwehr benutzt?
"In der Regel entnehmen wir unser Wasser aus dem Hydrantennetz der Stadtwerke Karlsruhe. Auch die Wasserentnahme aus offenen Gewässern oder auch Löschwasserbrunnen ist möglich", so Hofmann weiter. Dass der Feuerwehr womöglich einmal wegen der Dürre das Wasser ausgehen könnte, befürchtet die Branddirektion Karlsruhe jedoch nicht - weder beim Wassernetz noch bei Bächen, Seen und Co.

Der Grund: die Feuerwehr Karlsruhe entnimmt ohnehin nur im Ausnahmefall Wasser aus offenen Gewässern.
"Tatsächlich gibt es nur einige wenige Entnahmepunkte, bei denen bei langanhaltender Trockenheit ein zu geringer Wasserstand für die Wasserentnahme zu befürchten ist. Diese Stellen sind uns aber bekannt und wir haben deshalb dann entsprechend alternative Möglichkeiten der Wasserversorgung, wie zum Beispiel Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen und einem 9 Kubikmeter fassenden Abrollbehälter, vorgeplant. Auch eine Verlängerung der Schlauchstrecke bis zum nächsten Hydranten ist mit den Mitteln der Feuerwehr Karlsruhe möglich", berichtet Hofmann.
Szenen wie aus Immendingen (der SWR berichtete), dass der Feuerwehr aufgrund brachliegender Bäche plötzlich das Wasser ausgeht, sind deshalb nicht zu befürchten. Aber wie sieht es beim Grundwasser aus, dessen Pegel ebenfalls immer niedriger wird?
"Die Trinkwasserversorgung ist weiterhin gesichert"
Nach Angaben der Stadtwerke Karlsruhe ist auch das kein Problem. Denn: die Rheinebene sitzt auf einem großen Grundwassersee, der teilweise aus den Hängen des Schwarzwaldes gespeist wird. Das Wasser gelangt von dort in unser Wassernetz, worüber die übrige Verteilung stattfindet. Sowohl die Trinkwassergewinnung als auch die Gewinnung von Löschwasser erfolgt darüber. Die Befürchtung, dass das eine dem anderen jedoch etwas "abzwacken" könnte, ist unbegründet.
Markus Schneider, Pressesprecher der Stadtwerke Karlsruhe, schreibt dazu:
"Wir sind hier am Oberrheingraben mit reichen Trinkwasservorräten beschenkt. Es wird mehr Grundwasser durch Niederschläge gebildet, als wir für die öffentliche Trinkwasserversorgung entnehmen - wir nutzen dafür etwa ein Drittel des Grundwassers. Von den im Boden versickernden Regen in den Schutzgebieten nutzen wir 30-40 Prozent für die öffentliche Wasserversorgung. Es gibt also einen schönen Puffer. Die Grundwasser-Entnahme ist großflächig über ganz Karlsruhe und die Stadtgrenzen hinaus verteilt, so dass selbst bei sinkenden / niedrigen Grundwasser-Ständen die Versorgung mit Trinkwasser sichergestellt ist."

Zwar seien die Grundwasserstände aktuell unter dem langjährigen Mittelwert, allerdings noch über dem Allzeittief, welches in den 1960iger und 1970iger Jahren vorherrschte. Die Wasserwerke in und um Karlsruhe seien für solche Perioden ausgelegt, wobei das neue Wasserwerk "Mörscher Wald“ ein weiteres "spürbares Mehr an Versorgungssicherheit" mit sich bringe.
Fazit: Eine Trinkwasserknappheit sei nach Angaben der Stadtwerke nach "aktuellem Kenntnisstand und auf absehbare Zeit ausgeschlossen" - selbst wenn die Brandserie in Karlsruhe weiterginge. Das bedeutet allerdings nicht, dass man sorglos damit umgehen sollte.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!