Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen hält Karlsruhe in Atem. Die Rede ist von Wasserrationierungen und einem Hitzeplan für Karlsruhe. Doch wie steht es eigentlich um die Bäume, Gärten und Grünflächen in der Stadt? Erwartet uns bald eine trockene Einöde?
Man kann nicht alle Pflanzen retten
Um die Schmuckbeete in der Innenstadt und im Zoologischen Stadtgarten kümmert sich die Stadt Karlsruhe fürsorglich. "Diese werden regelmäßig mit Wasser aus einem Tiefbrunnen bewässert", teilt das Gartenbauamt Karlsruhe mit.

Um "Karlsruhes grüne Lunge" - den Schlossgarten - kümmert sich Thomas Huber, Leiter des Schloss- und Botanischen Gartens Karlsruhe. Der sei mit Wasserfächern und Tropfschächten ebenfalls gut versorgt.
Bei den Rasenflächen in der Stadt verhält es sich dagegen anders. Die Flächen im Zoo werden, nach Angaben des Gartenbauamts, noch umsorgt - das übrige Stadtgebiet ist auf sich allein gestellt. Das sei allerdings nicht weiter schlimm, meint Huber. "Rasen erholt sich gut von Trockenheit und Hitze."

Auf Hilfe angewiesen sind allerdings die Bäume im Stadtgebiet. Bei den Jungbäumen bis zum fünften Standjahr werde zusätzlich mit Bewässerung nachgeholfen, erklärt das Gartenbauamt. "Dabei ist es wichtig, mit dem Wasser bis in die Tiefe durchzudringen", so Huber.
Feuchtesensoren sollen Abhilfe leisten
"In Extremwettersituationen, wie sie zur Zeit bestehen, stellt dies eine logistische Herausforderung dar und ist letztendlich nicht zu bewältigen", so das Gartenbauamt. Die Jünglinge werden demnach nur unregelmäßig versorgt - und die älteren müssen mit Regen auskommen.
Um eine zielgerichtetere Wasserversorgung zu gewährleisten, will das Gartenbauamt Feuchtesensoren in den Baumgruben integrieren. Diese sollen zuverlässig über den Wasserbedarf der Bäume informieren. "Die mit den Sensoren verbundenen Bewässerungssysteme kümmern sich dann selbstständig um das Gießen", sagt der Leiter des Schlossgartens.

Das Systems sein nicht billig und werde deshalb nur an einigen Bäumen installiert, so die Stadtverwaltung. "Das Messnetz reicht allerdings aus und ist repräsentativ."
Um mit den langfristigen Veränderungen durch den Klimawandel fertig zu werden, müssen weitreichende Änderungen am Grünleben der Stadt vorgenommen werden, verkündet die Stadt Karlsruhe.
Ahorn besonders gut geeignet
"Mit Blick auf den Klimawandel werden vermehrt Baumarten ausgewählt, die mit den klimatischen Extremen zurechtkommen", sagt das Gartenbauamt. Diese Bäume werden in der stadteigenen Baumschule vorgezogen und damit klimatisch an das "Stadtleben" gewöhnt. "Besonders eignen sich dafür nordamerikanische Baumarten - wie zum Beispiel Ahornbäume", erklärt Huber.

In Karlsruhe müssen sich die jungen Bäume dann der Hitze, Trockenheit, UV-Strahlung, Schädlingen, Streusalz und unseren Vierbeinern entgegenstellen. "Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg", meint Thomas Huber. "Von diesen Bäumen werden erst kommende Generationen etwas haben - so ein Baum braucht schließlich 50 bis 100 Jahre um groß zu werden."
Heimgärtner, aufgepasst
Im eigenen Garten kann man das Wachstum hautnah erleben. Dabei sei jedoch zu beachten, dass man seine jungen Bäume von Anfang an richtig "erzieht", erklärt Huber. "Sie gewöhnen sich an Gießverhalten und reagieren dementsprechend. Wenn das Wasser also in die Tiefe gelangen kann, reichen auch die Wurzeln bis hinunter."
Das sei jedoch nicht alles. "Teilweise vertragen heimische Pflanzen die Hitze noch ganz gut", sagt Pasquale Lüthin, Vorsitzender des Bezirksverbands der Gartenfreunde Karlsruhe. Besonders empfindlich sei allerdings das Gemüse. Den Tomaten, Kürbissen und Blattsalaten bekomme das Klima nicht.

Hinzu kommt der steigende Wasserverbrauch - und die Belastung der Gärtner. Als Tipp gibt Lüthin: "Möglichst früh am Morgen oder spät am Abend die Gartenarbeit erledigen!" So verdunste weniger Wasser und der Boden nehme es besser auf.
"Außerdem trocknen die Blätter schneller, so dass Pilzkrankheiten vermieden werden können", sagt der Vorsitzende der Gartenfreunde. Die Zeit hoher Luftfeuchte und die damit verbundene Gefahr von Pilzbefall und Schneckenfraß werde so möglichst gering gehalten.

Damit der Rasen frisch und gesund bleibt, empfiehlt der Experte: "Den Rasen länger wachsen lassen - fünf bis sieben Zentimeter - und durchdringend zwei- bis dreimal die Woche zu gießen." Gemäht wird dann am besten am Abend.
"Obstbäumen tut die Hitze gut"
Unter den Pflanzen im eigenen Garten gibt es auch Überlebenskünstler - und Pflanzen, die das Klima begrüßen. "Die Ringel- und Schlüsselblumen freuen sich über die Hitze und auch die Prachtkerze macht sich gut", so Lüthin.

Das Obst sei bei diesem Klima ein wahrer Gewinner. Äpfel, Birnen, Kirschen, Feigen und etlichen weiteren Obstgehölzen tue die Hitze gut. "Und auch dem Rosmarin und Lavendel gefallen die Bedingungen sehr", so der Gartenexperte.
Nicht nur die Pflanzen haben Durst, auch den einheimischen Tieren müsse geholfen werden, sagt der Vorsitzende. "Hilfreich sind vor allem Wasserstellen für Vögel, Insekten und Igel - an geeigneten Stellen im Schatten." Dabei bittet der Experte darum, das Wasser täglich zu wechseln. So kommen am Ende alle gut durch den Sommer.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!