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Genesis in Karlsruhe - Alle Fakten und Fragen zu Lüpertz Werk

Karlsruhe

Lüpertz Genesis enthüllt: Alle Fakten und Fragen zum Kunstprojekt in Karlsruhes U-Bahn

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    Oberbürgermeister Frank Mentrup durfte das erste Relief der insgesamt 13 Installationen besichtigen.
    Oberbürgermeister Frank Mentrup durfte das erste Relief der insgesamt 13 Installationen besichtigen. Foto: Foto Fabry info@foto-fabry.de

    Was ist das Kunstprojekt "Genesis"?

    Diese Frage kann nur einer beantworten: nämlich der Künstler selbst. Rein formal lässt sich sagen: Das Gesamtwerk "Genesis" besteht aus insgesamt 14 Bildern, gefertigt aus Keramik. Zu seiner Bedeutung äußert sich Künstler Markus Lüpertz auf dem Internetportal des Kunstprojekts wie folgt:

    "Wie von selbst stand am Anfang das Wort Genesis – also die Schöpfungsgeschichte der Welt. Für mich eine Möglichkeit, künstlerisches Neuland zu betreten und den Versuch zu wagen, eine surreale Abstraktion in eine tatsächliche Abstraktion gleichsam vom Dunklen ins Helle zu überführen. Und das mit Bildern und Metaphern von Hölle und Himmel zu feiern und zu besingen. In meinen Skizzen zu den verschiedenen Keramiken stecken Anspielungen und Anekdoten, die interpretierbar sind und eben auch missverständlich aufgenommen werden können."

    Markus Lüpertz.
    Markus Lüpertz. Foto: Foto Fabry

    "Außerhalb der religiösen, der politischen Zuwendungen. Ich habe mich einfach auf das Gilgamesch-Epos bezogen. Ich hab mich auf Dante bezogen. Und ich hab mich auf meine eigene Fantasie verlassen", erklärt Lüpertz. Er habe diese Themen in einer freien und persönlichen Weise interpretiert. "Deswegen ist mir das immer unheimlich und unbegreiflich gewesen, wenn die Leute immer schon vorher wussten, was ich machen werde", so der Künstler

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    Foto: Thomas Riedel

    Eckdaten zum Gesamtprojekt "Genesis" von Markus Lüpertz

    • 14 Bilder/Reliefs (4 x 2 Meter) aus Keramik
    • Leihgabe an die Stadt für 6 Jahre
    • "Eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht"
    • Eigentümer: Der Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren"
    • Ort: In den sieben U-Bahn-Stationen der Karlsruher Kombilösung angebracht (anstelle von Werbevitrinen)
    • Kosten: Schätzungsweise 500.000 Euro bis 1 Millionen Euro. Finanziert vom gemeinnützigen Verein über Spenden und Sponsoren
    • Dauer: 14 Monate künstlerische Arbeit
    • Enthüllung: Am 28. April 2023
    • Durch Verein als Initiator an Stadtverwaltung herangetragen

    Neben einer bedeutungsreichen Schöpfung stellt "Genesis" auch das Leuchtturmprojekt des neu gegründeten Vereins "Karlsruhe Kunst Erfahren" dar.

    Wer kann mir "Genesis" erklären?

    Antwort: Markus Lüpertz selbst! Die "Genesis im Tunnel"-Führungen beginnen erstmals am Eröffnungswochenende, Sonntag, 29. April, um 11 Uhr und 14 Uhr.

    Die weiteren öffentlichen Termine sind ebenfalls sonntags, jeweils um 15 Uhr, so "Karlsruhe Kunst Erfahren".

    Die einzelnen Termine zur Genesis-Führung in der Übersicht:

    • 07. Mai 2023
    • 28. Mai 2023
    • 18. Juni 2023
    • 23 Juli 2023
    • 27. August 2023
    • 1. Oktober 2023
    • 5. November 2023
    • 3. Dezember 2023

    Treffpunkt: am Durlacher Tor am großen braunen Kubus mit der Aufschrift "Durlacher Tor". Die Führung dauert voraussichtlich zwei Stunden. Kosten: 15 Euro pro Person.

    Was ist "Genesis" nicht?

    Bei der Kunstinstallation handelt es sich nicht um ein neues Haltestellengestaltungskonzept. Dies machte der Gemeinderat Karlsruhe in seiner Sitzung am 25. Juli 2017 deutlich. Zuvor war über eine Ausschreibung bereits ein Konzept eines Gestaltungs- und Lichtkünstlers ermittelt worden, so Oberbürgermeister Frank Mentrup in besagter Sitzung. Die gestaltende Arbeit wurde vom Büro Wappner und Büro Maurer übernommen.

    Haltestelle der Kombilösung (Symbolbild).
    Haltestelle der Kombilösung (Symbolbild). Foto: Thomas Riedel

    Wer ist Markus Lüpertz? 

    Markus Lüpertz ist der deutsche Maler, Grafiker und Bildhauer, der hinter dem Gesamtwerk "Genesis" steckt. Er hat sich als Künstler sowohl in Karlsruhe als auch auf der ganzen Welt einen Namen gemacht. Von 1973 bis 1986 war Lüpertz als Professor an der Karlsruher Kunstakademie tätig. Von 1988 bis 2009 leitete er die Kunstakademie in Düsseldorf.

    Der Künstler Markus Lüpertz sitzt in seinem Haus.
    Der Künstler Markus Lüpertz sitzt in seinem Haus. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

    Woraus besteht "Genesis"?

    Um seine Vision zu realisieren, setzt Markus Lüpertz auf Keramik: "Es stellt das haltbarste Material im öffentlichen Raum dar, ist äußerst witterungsbeständig und nur durch Gewalt zerstörbar", so der Künstler.

    Markus Lüpertz bemalt das letzte Bild aus dem Teilzyklus über die vier Elemente.
    Markus Lüpertz bemalt das letzte Bild aus dem Teilzyklus über die vier Elemente. Foto: Kai Marschner
    • Das Gesamtwerk ist in 14 Einzelwerke untergliedert
    • Insgesamt wurden rund 20 Tonnen Ton modelliert und bemalt.
    • Jedes Einzelwerk besteht auf zehn Keramikplatten
    • Maße: 80 Zentimeter mal 100 Zentimeter
    • Gewicht: Zwischen 110 Kilo und 150 Kilo

    Wo entstand "Genesis"?

    Im eigens für Lüpertz geschaffenen Schwarzwaldatelier der Zeller Keramik Manufaktur stellte der Künstler sein Werk fertig. Ein Keramikrelief wurde zuvor in der Majolika in Karlsruhe hergestellt

    Wie lange dauerte das Projekt?

    "Genesis"-Schöpfer Markus Lüpertz arbeitete über 14 Monate an seinem Werk.

    Foto Fabry ®
"Der Malerfürst in Weiß - Markus Lüpertz bemalt eine der von ihm gestalteten und gebrannten Testfliesen in der Karlsruher Majolika Manufaktur mit ausgewählten  Glasuren."
    Foto Fabry ® "Der Malerfürst in Weiß - Markus Lüpertz bemalt eine der von ihm gestalteten und gebrannten Testfliesen in der Karlsruher Majolika Manufaktur mit ausgewählten Glasuren." Foto: Fabry

    Was kostete das Projekt "Genesis"?

    Das Gesamtbudget für "Genesis" soll bei rund einer Million Euro liegen, erklärt der Verantwortliche Anton Goll. Die Stadtverwaltung Karlsruhe - und somit die Steuerzahler - wurden für das Großprojekt nicht zur Kasse gebeten. Der Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren" trägt alle Kosten selbst und finanzierte das Projekt über Spenden und Sponsoren.

    Werden weiterhin Spenden gesammelt?

    "Ja, Spenden ist weiterhin möglich. Die Gelder werden für die Unterhaltung des Werks genutzt und um junge Künstler über unseren Verein zu fördern", erklärt Anton Goll. In Zukunft könne sich der Initiator des Projekts eine Art "Lüpertz-Preis" vorstellen, um die Nachwuchskünstler zu unterstützen.

    Das Spendenvolumen von Privatleuten in Deutschland ist auch dank der großen Hilfsbereitschaft für Menschen aus der Ukraine in den ersten drei Quartalen 2022 stabil geblieben.
    Das Spendenvolumen von Privatleuten in Deutschland ist auch dank der großen Hilfsbereitschaft für Menschen aus der Ukraine in den ersten drei Quartalen 2022 stabil geblieben. Foto: Patrick Pleul/dpa

    Wann wird "Genesis" offenbart?

    Am 28. April werden die 14 Werke öffentlichkeitswirksam an den Haltestellen enthüllt. Von da an sollen sie für sechs Jahre die Wände der U-Bahn zieren. Was anschließend mit dem Gesamtwerk geschehen soll, ist noch unklar. 

    Wieso sind die Kunstwerke in Karlsruhe?

    Anton Goll, Vorsitzender des Vereins Karlsruhe Kunst Erfahren und Betreuer des Projekts: "Das Kunstwerk wird ein Markenzeichen, ein Leuchtturm für Karlsruhe werden." Durch seine Vorbildfunktion soll sowohl nationale als auch internationale Aufmerksamkeit auf die regionale Kunstszene gelenkt werden.

    Warum hängt "Genesis" in der Karlsruher U-Bahn?

    Markus Lüpertz sieht in der U-Bahn der Karlsruher Kombilösung eine spektakuläre Kunstgalerie. "Zunächst aber ist die U-Bahn eine Röhre – bereit für die Fahrt durch die Unterwelt. Sie fahren ins Dunkel und befreien sich zurück ins Licht. Diese Reise können Sie mit unterschiedlicher Vielfalt interpretieren. Für eine Begegnung verbleiben Ihnen indessen nur sieben Stationen, dann entlässt Sie der Tunnel in den Tag ins Licht", erklärt der Meister.

    Haltestelle der Kombilösung (Symbolbild).
    Haltestelle der Kombilösung (Symbolbild). Foto: Thomas Riedel

    Wie lange kann ich "Genesis" in der U-Bahn sehen?

    Die Stadtverwaltung Karlsruhe und der Gemeinderat haben sich in ihrem Beschluss auf einen Zeitraum von sechs Jahren geeinigt. Was danach mit dem Gesamtwerk geschieht, das entscheidet der Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren".

    Der Einbau findet auf engstem Raum statt. Das Team der Firma Büge aus Karlsruhe nimmt die Hängung der Genesis vor.
    Der Einbau findet auf engstem Raum statt. Das Team der Firma Büge aus Karlsruhe nimmt die Hängung der Genesis vor. Foto: Karlsruhe Kunst Erfahren e.V.

    Wie wird das Kunstwerk geschützt?

    Vereinschef Anton Goll: "Es gibt selbstverständlich ein Sicherheitskonzept. Kameras und Sicherheitsleute werden vor Ort sein." Eine Glasvitrine scheidet aus: "Wenn wir das Kunstwerk hinter Glas packen, wird die Scheibe beschmiert - das Problem bleibt dasselbe", erklärt der Initiator in einem Gespräch mit ka-news.de.

    Die sechste Platte ist eingehängt und der Tragriemen kann wieder entfernt werden. Das Kunstwerk ist von einem Edelstahlrahmen eingefasst. Die offenen Flächen werden anschließend wieder mit den hellen Betonwerksteinen abgedeckt.
    Die sechste Platte ist eingehängt und der Tragriemen kann wieder entfernt werden. Das Kunstwerk ist von einem Edelstahlrahmen eingefasst. Die offenen Flächen werden anschließend wieder mit den hellen Betonwerksteinen abgedeckt. Foto: Karlsruhe Kunst Erfahren e.V.

    Wie integriert sich "Genesis" in die Haltestellen?

    Wie soll die nutzbare Fläche an den Wänden der U-Bahnverwendet werden? In Sachen Gestaltung der unterirdischen Haltestellen der Kombi-Lösung musste die Stadtverwaltung auf diese Frage eine Antwort finden. Zur Auswahl standen: Reklameflächen, Kunstflächen, für die eine Ausschreibung vorgenommen wird - oder die Annahme der Leihgabe von Markus Lüpertz und dem gemeinnützigen Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren".

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    Foto: Theresa Thiem

    Bei der Antwort auf diese Frage herrschte bereits im Gemeinderat 2017 Uneinigkeit. "Auf der einen Seite ist es die Frage, überlassen wir für eine bürgerschaftliche Initiative besonderer Art für sechs Jahre diese Flächen, oder sehen wir darin einen kapitalistischen Ausverkauf des öffentlichen Raums. Das ist im Moment der Spagat der Diskussion, den wir erleben", erklärte Mentrup am 25. Juli 2017.

    Warum Markus Lüpertz und kein anderer Künstler?

    Kurzum: Weil der Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren" und Markus Lüpertz aktiv an die Stadtverwaltung herangetreten sind - und zwar mit einem Angebot. "Genesis" soll als Leihgabe in der Karlsruher U-Bahn hängen. Kostenfrei und anstelle von Werbung.

    Künstler Markus Lüpertz (l.) und Anton Goll während der Vorstellung eines U-Bahn-Kunstprojekts.
    Künstler Markus Lüpertz (l.) und Anton Goll während der Vorstellung eines U-Bahn-Kunstprojekts. Foto: Sebastian Gollnow

    Warum keine Ausschreibung?

    Obwohl der Aspekt der fehlenden Ausschreibung als Streitpunkt in Sachen "Genesis" hervortritt, so ist der Grund hierfür - in den Augen der Stadtverwaltung - pragmatisch. Für die unterirdische Haltestellengestaltung wurde bereits eine Ausschreibung vorgenommen. Dabei machte der Entwurf des Architektenbüros "Allmann Sattler Wappner" das Rennen - mit dem Lichtkonzept von Ingo Maurer.

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    Foto: Jeremy Gob

    Die Voraussetzung vonseiten der Stadtverwaltung war deshalb, dass sich das Gesamtwerk von Markus Lüpertz anstandslos in dieses Konzept integriert. 

    Wie passen Kunst- und Lichtkonzept zusammen?

    Hier wird es philosophisch. Die Kasig machte gegenüber der Stadtverwaltung deutlich, dass "Genesis" überhaupt keinen Einfluss auf das künstlerische Lichtkonzept von Ingo Maurer habe. Für die Kunstkommission habe "Genesis" jedoch auch keine Verbindung zu Architektur und Funktionalität der Haltestelle, so die sachverständigen Gemeinderatsvertreter. 

    Der Künstler Markus Lüpertz.
    Der Künstler Markus Lüpertz. Foto: Uli Deck/Archiv

    Wichtiger als der unmittelbare Zusammenhang zwischen beiden Visionen scheint die Vereinbarkeit. Über diese wurde auch im Gemeinderat am 25. Juli 2017 entschieden. Die Verantwortlichen beschlossen, dass sich das Kunstkonzept von Markus Lüpertz in die Gestaltung der unterirdischen Haltestellen integrieren lasse.

    Christliche Motive im öffentlichen Raum?

    Stellt das Gesamtwerk "Genesis" die Schöpfungsgeschichte dar? Ist der christliche Bezug zu eng? Haben solche Darstellungen ihren Platz im öffentlichen Raum? Die Meinungen zu diesen Fragen gehen sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Gemeinderat auseinander.

    Oberbürgermeister Frank Mentrup durfte das erste Relief der insgesamt 13 Installationen besichtigen.
    Oberbürgermeister Frank Mentrup durfte das erste Relief der insgesamt 13 Installationen besichtigen. Foto: Foto Fabry info@foto-fabry.de

    Im Wesentlichen behauptet die eine Seite, dass religiöse Motive weiterhin einen Bezug zum öffentlichen Leben hätten. Sie ermöglichten weiter die kritische Reflexion. Auf der anderen Seite sieht man in der Darstellung des Werks "Genesis" womöglich einen Widerspruch zum religiösen Neutralitätsgebot.

    Inwiefern diese Punkte auf die Schöpfung von Markus Lüpertz tatsächlich zutreffen oder nicht, konnte der Gemeinderat im Jahr 2017 nicht hinreichend beurteilen. Dies stellte sich als weiterer Kritikpunkt gegenüber der Annahme der Leihgabe heraus.

    Was beschloss schließlich die Stadt?

    Der Gemeinderat beschloss mit Mehrheit die Umsetzung der Pläne. 

    Trotz Gegenwind konnte sich der Beschluss im Gemeinderat durchsetzen. Mit 28 Ja-Stimmen und 17 Nein-Stimmen wurde am 25. Juli 2017 entschieden: Der Gemeinderat stimmt dem Kunstkonzept von Markus Lüpertz zu. 

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