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Karlsruhe: Wie? Warum? Was jetzt? Alle wichtigen Fragen zum Kreuzer-Aus beim KSC

Karlsruhe

Wie? Warum? Was jetzt? Alle wichtigen Fragen zum Kreuzer-Aus beim KSC

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    Oliver Kreuzer ist nicht mehr Sportchef des KSC.
    Oliver Kreuzer ist nicht mehr Sportchef des KSC. Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    Es war ein Paukenschlag am Samstagabend: Oliver Kreuzer wurde nur wenige Stunden nach dem 1:1 des Karlsruher SC gegen Eintracht Braunschweig entlassen. Nach einer umfangreichen Analyse wurde eine Neuausrichtung im sportlichen Bereich beschlossen, wie der KSC am Samstag erklärte. Die Überraschung in der Fächerstadt war groß. ka-news.de fasst alle wichtigen Fragen zur Kreuzer-Entlassung zusammen. 

    Wie lange war Oliver Kreuzer beim KSC?

    Mit der Abberufung als Geschäftsführer Sport endet für Oliver Kreuzer die zweite Amtszeit beim KSC. Kreuzer war bereits von Mai 2011 bis Juni 2013 als Sportdirektor im Amt. Es folgten Stationen beim Hamburger SV und bei 1860 München. Danach kehrte Kreuzer im Dezember 2016 in den Wildpark zurück.

    Der alte Sportdirektor Jens Todt und sein Nachfolger, Oliver Kreuzer.
    Der alte Sportdirektor Jens Todt und sein Nachfolger, Oliver Kreuzer. Foto: fu-sportfotografie

    Als Spieler stand der gebürtige Mannheimer von 1985 bis 1991 in 208 Partien für den KSC auf dem Rasen. Dabei erzielte er als Innenverteidiger elf Tore. Im Sommer 1991 wechselte Kreuzer zum FC Bayern München und sechs Jahre später zum FC Basel, wo er seine Karriere beendete. 

    Welche Erfolge feierte der KSC unter Oliver Kreuzer?

    In der Saison 2017/18 wird der KSC dritter in der Dritten Liga, scheitert in der Relegation dann aber an Erzgebirge Aue. Im Finale des Landespokals gewinnt der KSC gegen den 1.CfR Pforzheim.

    Ein Jahr später gelingt der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach 2013 ist es für Kreuzer der zweite Drittligaaufstieg mit dem KSC. Außerdem kann man gegen Waldhof Mannheim im Finale den Titel im Landespokal erfolgreich verteidigen.

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    Foto: Thomas Riedel

    Nach dem erneuten Aufstieg schafft der KSC in der darauffolgenden Saison den Klassenerhalt und belegt aktuell den achten Tabellenplatz mit neun Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang. 

    Welche Misserfolge hat Oliver Kreuzer zu verantworten?

    Die Saison 2011/12 ist die erste Spielzeit, in der Kreuzer beim KSC in Verantwortung steht. Nach drei Trainern (Rainer Scharinger, Jörn Andersen und Markus Kauczinski) belegt der KSC nach 34 Spieltagen den Relegationsplatz. Gegen Jahn Regensburg scheitern die Badener und müssen in die Dritte Liga absteigen. Auch beim zweiten Abstieg im Jahr 2017 ist Kreuzer im Amt. Er folgte auf den entlassenen Jens Todt.

    Warum musste Kreuzer jetzt gehen? 

    In der entsprechenden Mitteilung des KSC heißt es unter anderem: "Bei der Analyse des Handlungsfelds Sport wurde festgestellt, dass eine dauerhafte wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens KSC in Zukunft nur dann möglich ist, wenn durch das Erreichen von sportlichen Zielen auch die entsprechenden direkt vom Sport beeinflussten Einnahmen generiert werden. Im Wesentlichen geht es hierbei um die Einnahme von TV-Geldern sowie von Transfererlösen. In beiden Einnahmefeldern bewegt sich der KSC seit längerer Zeit weit unter dem Durchschnitt der 2. Bundesliga."

    Christian Eichner und Oliver Kreuzer im Gespräch.
    Christian Eichner und Oliver Kreuzer im Gespräch. Foto: Carsten Kitter

    Ziel der Neuausrichtung sei es, die personelle Besetzung darauf auszurichten, den Wert des Kaders sowie die Wahrscheinlichkeit des sportlichen Erfolgs dauerhaft zu erhöhen. Eine Aufgabe, die das KSC-Präsidium mit Beirat Oliver Kreuzer offensichtlich nicht zutraute. 

    Ein Blick in die Vergangenheit könnte zeigen, warum: Hohe Einnahmen aus Transfers gab es beim KSC zuletzt keine. Im Sommer 2015 kassierte der KSC mit den Verkäufen von Rouwen Hennings (Burnley) und Philipp Max (Augsburg) 6,3 Millionen Euro. Hier war allerdings Jens Todt verantwortlich. 

    Sportdirektor Oliver Kreuzer
    Sportdirektor Oliver Kreuzer Foto: Tim Carmele | TMC-Fotografie

    Die Kreuzer-Transfers im Sommer 2017 von Manuel Gulde (SC Freiburg) und Jonas Meffert (Bayer Leverkusen) brachten noch 1,8 Millionen Euro. Ansonsten sieht es in Sachen Einnahmen eher mau aus. Leistungsträger wurden oft ablösefrei abgegeben. Jüngstes Beispiel: Philip Hofmann. Aber auch Grischa Prömel, Enrico Valentini oder Robin Bormuth verließen den Wildpark ohne, dass der KSC einen Cent sah.

    Ebenso stand Kreuzer auch für seine Einkaufspolitik in der Kritik. Zu viele, zu alte und Spieler mit zu wenig Perspektive auf Einnahmen würde der 57-Jährige in den Wildpark lotsen. Die Liste der Flops ist lang: Marco Djuricin, Babacar Gueye, Justin Möbius, Dominik Stroh-Engel, etc. Teure Vertragsauflösungen und Abfindungen standen an der Tagesordnung. "Masse statt Klasse", so der Vorwurf der Kritiker.

    Wie erfolgte die Abberufung von Oliver Kreuzer?

    Um diese Frage zu beantworten, muss man ein wenig zurückschauen. Und zwar auf die Mitgliederversammlung des KSC mitsamt Neuwahlen im Dezember 2022. Bis zu diesen Wahlen stand die Mehrheit im fünfköpfigen Beirat stets hinter Kreuzer. Günther Pilarsky, Martin Müller und Michael Steidl hielten dem Sportchef den Rücken frei und ermöglichten im Herbst 2022 die Vertragsverlängerung bis 2025.

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    Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    Bei den Wahlen zum neuen Beirat stellte sich Steidl nicht mehr zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Christian Fischer und damit waren die Kreuzer-Kritiker in der Mehrzahl. Präsident Holger Siegmund-Schultze, Thomas Hock und Fischer sorgten mit ihrem Votum für die Abberufung Kreuzers. Pilarsky und Müller waren dabei weiterhin auf Kreuzers Seite.

    "Natürlich wäre es schöner, wenn man in der Frage einer strategischen Neuausrichtung einer Meinung wäre. Dennoch ist es eine Tatsache, dass uns erhebliche Einnahmen aus dem Sport fehlen. Den Zeitpunkt richtig zu wählen, ab wann man in einer personellen Konstellation nicht mehr weiterarbeiten solle, dafür gibt es meiner Berufserfahrung nach unterschiedliche Ansätze", wird KSC-Prädident Holger Siegmund-Schultze in den BNN zitiert. 

    Holger Siegmund-Schultze bei der Hauptversammlung
    Holger Siegmund-Schultze bei der Hauptversammlung Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    Und weiter: "Mehrheitlich wurde im Beirat entschieden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung ist – und das ist auch meine persönliche Meinung – dass wir in der ersten Saison im neuen Stadion wirtschaftlich erfolgreich sein müssen."

    Was passierte am Tag der Freistellung?

    Nach dem Spiel gegen Braunschweig machte sich Kreuzer gemeinsam mit Co-Trainer Zlatan Bajramovic auf den Weg in die Niederlande. Eine Scouting-Tour war das Ziel. Kreuzer erfuhr auf der Fahrt per Mail von der Entscheidung aus dem Wildpark.

    Zuvor soll Siegmund-Schultze versucht haben Kreuzer per Handy zu erreichen, was nicht gelang. Nach ka-news.de-Informationen soll Martin Müller Kreuzer über die Entwicklungen informiert und entsprechend vorgewarnt haben. 

    Was sagen Müller und Pilarsky?

    Beide hätten eine Weiterbeschäftigung Kreuzers bevorzugt und wollen im Beirat bleiben. Allerdings werden sie ihre finanzielle Unterstützung für den Verein wohl einschränken, wie den BNN zu entnehmen ist.

    Günther Pilarsky und Martin Müller.
    Günther Pilarsky und Martin Müller. Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    "Ich bin von den KSC-Mitgliedern gewählt und werde im Beirat weiterarbeiten. Das Interesse, das geplante Parkhaus zu finanzieren, ist bei mir aber jetzt natürlich nicht mehr da", erklärt Pilarsky.

    Müller ergänzt: "Wir glauben nicht, dass es besser wird, wenn wir den Beirat verlassen. Also bleiben wir lieber drin. Weiteres Geld zur Verfügung zu stellen, wäre aber unsererseits inkonsequent. Bei meinem Aktienkauf vor drei Jahren habe ich gesagt, dass ich diesen davon abhängig mache, wie mit dem Geld umgegangen wird." 

    Wie geht es für Oliver Kreuzer weiter?

    Am Montag nach dem Wirbel um ihn erschien Oliver Kreuzer zunächst wie gewohnt an seinem Arbeitsplatz in der KSC-Geschäftsstelle. Kurze Zeit später informiert Präsident Siegmund-Schultze Kreuzer über dessen Freistellung. Um 12 Uhr verließ Kreuzer die KSC-Geschäftsstelle wieder.

    Laut einem Bericht der BNN stehen Kreuzer für die restliche Vertragslaufzeit 600.000 Euro plus Prämien zu. Auch ein Fakt, über den sich Müller echauffiert.

    Martin Müller bei der Hauptversammlung.
    Martin Müller bei der Hauptversammlung. Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    "Wir sind extrem schockiert, wie hier Geld verbrannt wird. Und wir sind extrem darüber schockiert, wie mit Oliver Kreuzer umgegangen wird – und das in einer Situation, in der wir 35 Punkte nach 26 Spielen und den Klassenerhalt so gut wie sicher haben. Das ist für mich ein unterirdisches, despektierliches Verhalten von den drei Anderen im Beirat", so seine Worte.

    Wie geht es beim KSC jetzt weiter? 

    Die für die kommende Spielzeit anstehende Planung werde von nun an von Cheftrainer Christian Eichner und Kaderplaner Necat Aygün in Abstimmung mit Michael Becker übernommen. Präsidium und Beirat hätten für die Nachfolge Kreuzers einen "geordneten Prozess" angestoßen. 

    Was sagt Christian Eichner?

    "Wie wohl alle war auch ich überrascht. Wir haben drei Jahre zusammengearbeitet, daher ist das eine tiefe Veränderung. Aber jetzt gilt es nach vorne zu schauen, um für den KSC das Beste zu erreichen", so der Cheftrainer in einem kurzen Statement gegenüber ka-news.de.

    Was sagen die KSC-Spieler?

    Auch die Profis des KSC waren über die Nachrichten am Samstagabend überrascht. Kapitän Jerôme Gondorf sagt: "Die Entscheidung kam überraschend. Letztlich hat die Entscheidung jedoch das Präsidium getroffen und für uns gilt es, sich nun auf unseren Alltag zu fokussieren und weiter zu arbeiten, um nächsten Samstag in Punkte zu kommen."

    vlnr. Jerome Gondorf (KSC 8), Daniel Gordon (KSC 3), Benjamin Goller (KSC39), Lukas Fröde (KSC 4)
    vlnr. Jerome Gondorf (KSC 8), Daniel Gordon (KSC 3), Benjamin Goller (KSC39), Lukas Fröde (KSC 4) Foto: Tim Carmele

    Routinier Daniel Gordon ergänzt: "Wir haben in den zurückliegenden Wochen sportlich dafür gesorgt, dass wieder etwas Ruhe in den Verein einkehrt, dass wir weniger sorgenvoll in die Zukunft schauen müssen. Deshalb war der Zeitpunkt für uns alle überraschend. Aber wir können uns nur auf das Sportliche konzentrieren, alles andere können wir nicht beeinflussen. Für uns steht das nächste Spiel im Fokus."

    Wer wird beim KSC Nachfolger von Oliver Kreuzer?

    Rund um die Nachfolge von Oliver Kreuzer ranken sich schon seit Samstag die ersten Gerüchte um den Wildpark. Ein Trio soll sich auf der Pole-Position befinden: Ex-Profi Michael Mutzel, der erfolgreich im Management von Hoffenheim, Greuther Fürth und dem HSV arbeitete.

    Olaf Rebbe, aktuell in Nürnberg, zuvor in Griechenland und KSC-Ex-Torjäger Sebastian Freis. Aktuell Leiter des Scoutings, der exzellent vernetzt ist, ein abgeschlossenes Managementstudium vorweisen kann und zusätzlich bei der DFL den Zertifikatslehrgang "Management im Profifußball" besucht. Gespräche laufen. Auch U19-Nationaltrainer Guido Streichsbier soll als Kandidat gelten. 

    Stellungnahme Aufsichtsrat

    Indes hat sich auch der Aufsichtsrat des Karlsruher SC zu Wort gemeldet: 

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