Das 1:1 des KSC gegen Braunschweig am Samstag war im Wildpark nur kurz ein Thema. Dass sich der KSC nach frühem Rückstand mit großem Engagement gegen Eintracht Braunschweig zumindest noch ein Unentschieden sicherte, die Badener aufgrund des Chancenwuchers einen Dreier verpassten, und dass mit 35 Punkten auf dem Konto die magische 40-Punkte-Marke immer näher kommt, den Klassenerhalt also wohl vorzeitig schafft - all das interessierte nur kurz.
Eine Meldung schob schnell alle anderen in den Hintergrund: Der Karlsruher SC trennte sich mit sofortiger Wirkung von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer. Diese Nachricht überraschte alle - und wurde kurzfristig sogar für einen "schlechten" Aprilscherz gehalten. Kreuzer war noch während der Spielpressekonferenz vor Ort. Kurz danach erfuhr er - nach eigener Aussage - per E-Mail, dass er als Sport-Geschäftsführer abberufen ist. Vom KSC war dazu zu hören: Man habe versucht Oliver Kreuzer telefonisch zu erreichen, als der nicht ans Handy ging, wurde er per Mail informiert.
Zur Chronologie und den Gründen
Der 57-Jährige war seit Dezember 2016 KSC-Manager. Im August 2022 wurde sein Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert, gegen den Rat des Aufsichtsrates, nicht einstimmig im Beirat. Damals war Kreuzer-Freund Michael Steidl noch wenige Wochen Mitglied des Beirates. Steidl - Kreuzer soll dessen Trauzeuge sein - hatte Privatdarlehen bei den KSC-Vizepräsidenten, verzichtete - wohl auch aufgrund dessen - nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung für Kreuzer auf eine erneute Kandidatur.
Und jetzt?
Ohne Steidl war die Mehrheit des Beirates gegen Kreuzer. Die Gründe für den Rauswurf: Zum Einen - keine Transfereinnahmen. Über hundert Neuzugänge präsentierte Kreuzer. Keiner brachte einen nennenswerten Transfererlös. Im Gegenteil: Die Abfindungen, die man Fehleinkäufen für Vertragsauflösungen überweisen musste, waren wesentlich höher. Man denke an Stroh-Engel, Möbius, Hofman, Karaahmet, Amamoo, Aydogan oder Siebeck.

Die Trefferquote bei Neuzugängen war auch deshalb so schlecht, weil etliche Spieler verpflichtet wurden, ohne zielgerichtet beobachtet worden zu sein. Beispiele: Simone Rapp, Lazar Mirkovic und Felix Irorere. Ein weiterer Vorwurf: Von Spielern, die aus einer unteren Liga kamen, schaffte es keiner zur Stammkraft. Zudem: Die Altersstruktur des Kaders ist zu hoch. Von den aktuell für die Viererkette zur Verfügung stehenden Akteuren sind fast 80 Prozent älter als 30 Jahre. Das fand bei Kreuzers Planungen keine Berücksichtigung.
Wer jetzt nachrücken soll
Apropos Planungen: Die waren wohl ein weiterer Grund für den Rauswurf. Der Beirat soll Kreuzer wiederholt aufgefordert haben, ein schriftliches Konzept zur Kader- und Zukunftsplanung vorzulegen. Ohne Erfolg. Stimmt das, dann könnte die Trennung für den KSC relativ preisgünstig vonstattengehen. Falls nicht, wird wohl ein sechsstelliger Betrag fällig. Präsident Siegmund-Schultze bestätigte, dass man "einen geordneten Prozess" gestartet habe, um die personelle Neubesetzung des Bereichs Sports schnellstmöglich umzusetzen.
Ein Trio befindet sich auf der Pole-Position: Ex-Profi Michael Mutzel, der erfolgreich im Management von Hoffenheim, Greuther Fürth und dem HSV arbeitete. Olaf Rebbe, aktuell in Nürnberg, zuvor in Griechenland. Und KSC-Ex-Torjäger Sebastian Freis. Aktuell Leiter des Scoutings, der exzellent vernetzt ist, ein abgeschlossenes Managementstudium vorweisen kann und zusätzlich bei der DFL den Zertifikatslehrgang "Management im Profifußball" besucht. Gespräche laufen.
Stellungnahme Aufsichtsrat
Indes hat sich auch der Aufsichtsrat zur Trennung von Oliver Kreuzer geäußert:
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