Kostet die neue Turmbergbahn in Durlach am Ende 60 Millionen Euro? Geht es nach Lüppo Cramer, Stadtrat der Karlsruher Liste (KAL), ist die Antwort: Ja!
Kostensteigerung bei Karlsruher Bauprojekten
Kostensteigerungen bei Bauprojekten in Karlsruhe sind in der Tat eher die Regel als die Ausnahme, wie ein Blick in die jüngste Historie der Fächerstadt zeigt. Das neue Wildparkstadion machte einen Kostensprung von 123 Millionen Euro auf 155 Millionen Euro. Die Sanierung der Stadthalle könnte 137 Millionen Euro, statt der ursprünglich geplanten 50 Millionen Euro kosten und dann wären da natürlich noch Kombilösung und das Badische Staatstheater.

Für das Staatstheater waren eigentlich 125 Millionen Euro eingeplant, dann 325 Millionen Euro und mittlerweile über 500 Millionen Euro. Die Kombilösung ist mit 1,5 Milliarden Euro dreimal so teuer geworden wie einst geplant.
Den Faktor drei legt Cramer jetzt auch bei der Turmbergbahn an. "Die Sanierung wird auf jeden Fall teurer als geplant", so der langjährige Stadtrat im Gespräch mit ka-news.de. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass man bei großen Bauprojekten mit dem Faktor drei rechnen sollte. Ich gehe also davon aus, dass die Bahn zwischen 50 und 60 Millionen Euro kosten wird." Aus Cramers Sicht sei eine solche Kostensteigerung in der aktuellen finanziellen Situation der Stadt Karlsruhe absolut unangemessen.
"Die VBK kassieren die meisten Zuschüsse von der Stadt Karlsruhe und es ist nicht im Sinne der Gesamtstadt, dass die VBK diese Sanierung will und nur in ihrem Sinne denkt. Ich kann dieses Luxusprojekt nicht akzeptieren", so Cramer weiter.
Zwar sehe er den Bedarf, man müsse aber in einem kleineren Maßstab denken. "Wir können nicht nichts machen. Statt teuer zu sanieren, sollten wir die Bahn so ertüchtigen, dass die Betriebserlaubnis wieder verlängert werden kann, in der Vergangenheit hat das auch geklappt." Das Argument der VBK, dass die Erlaubnis erlöschen würde, falls nicht saniert würde, habe für Cramer daher kein Gewicht.
Turmbergbahn-Preis stieg bereits von 16 auf knapp 25 Millionen Euro
Aktuell rechnen die VBK mit Baukosten in Höhe von 24,9 Millionen Euro. Diese Zahl nannte Christian Höglmeier, technischer Geschäftsführer der VBK, am Rande einer Präsentation zum neuen Turmbergbahnmodell im Dezember 2022. Im Mai2018 war noch von 16 Millionen Euro die Rede, im Sommer 2020 von 20 Millionen Euro.

Auf Nachfrage von ka-news.de möchte sich die VBK-Pressestelle nicht zu den von Cramer genannten Zahlen äußern. Ein Sprecher meint aber: "Wir haben schon immer transparent dargelegt, wie sich die Kosten für die Sanierung entwickeln könnten."
Die VBK verweisen dabei auf den deutschen Baupreisindex von 17,6 Prozent und, da die beauftragte Doppelmayr/Garaventa Gruppe aus Österreich stammt, auf den österreichischen Maschinenbauindex von 2,2 Prozent.
Preisentwicklung schwer vorauszusehen
In einem FAQ der VBK heißt es außerdem: "Den VBK liegt ein verbindliches Angebot der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe zum Bau der neuen Bahn vor. Steigerungen des Baupreises sind nur im Rahmen der statistisch erfassten und vertraglich fixierten Baupreisindex möglich."
Bei einer Annahme von fünf Prozent durchschnittlicher Preissteigerung pro Jahr ergibt sich für die Turmbergbahn folgende Kostenentwicklung:
Preisstand | Q4 2021 | Q4 2022 | Q4 2023 | Q4 2024 |
Gesamtkosten in Euro | 23,3 Mio. | 24,5 Mio. | 25,7 Mio. | 27,0 Mio. |
Bei einer Annahme von zehn Prozent durchschnittlicher Preissteigerung pro Jahr ergibt sich dann folgende Kostenentwicklung:
Preisstand | Q4 2021 | Q4 2022 | Q4 2023 | Q4 2024 |
Gesamtkosten in Euro | 23,3 Mio. | 25,7 Mio. | 28,3 Mio. | 31,1 Mio. |
Den VBK ist wichtig zu betonen, dass es sich bei diesen Zahlen um reine Musterrechnungen handelt, da eine realistische Vorausschau in der aktuellen Situation der Bauwirtschaft und unter Berücksichtigung des Ukraine-Krieges nicht möglich sei. Zusätzlich ist ein Puffer von eine Million Euro für Unwägbarkeiten und Risiken enthalten.

Wie viel die Stadt Karlsruhe letztlich für den Bau der neuen Turmbergbahn auf den Tisch legen muss, hängt auch von der Fördersumme des Landes Baden-Württemberg ab.
Aktuell gehen die VBK von einem Zuschuss in Höhe von 50 bis 60 Prozent der Baukosten aus. Die Bahnsanierung wurde 2021 in ein Förderprogramm mit einer Summe von 24,9 Millionen Euro aufgenommen. Mit der Antragstellung werden diese Kosten auf das aktuelle Baupreisniveau angepasst.
Baubeginn verzögert sich
Bleiben die Kosten bei den veranschlagten knapp 25 Millionen Euro, zahlt die Stadt knapp 12.5 Millionen Euro. Bei einer Preissteigerung nach Modell von Lüppo Cramer, wären es 30 Millionen Euro, bei einer Förderung von jeweils 50 Prozent.
Fest steht hingegen, dass sich der der eigentlich für Ende 2022 anvisierte Baubeginn verzögert. Laut VBK könnte ein entsprechender Planfeststellungsbeschluss frühestens Ende 2023 eingereicht werden. Nach Baustart bleibt die Turmbergbahn 15 Monate außer Betrieb.
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