Rund 78 Millionen Euro waren 2018 für die Sanierung der Stadthalle eingeplant. Dank längerer Standzeiten für Gerüste, einer Verlängerung der Baustelleinrichtung, Lagerhaltungskosten für Bauteile, den Planungskosten des neuen Architekturbüros und weiteren Faktoren sammelte sich allerdings ein Kostenspektrum von insgesamt 59 Millionen Euro an.
Preis für Sanierung steigt deutlich
137 Millionen Euro sei daher für die Sanierung der Stadthalle aufzuwenden. 19 Millionen davon dienen dabei alleine dem Reservebudget, wie Andreas Ringle, stellvertretender Leiter des Hochbauamts, am Dienstag auf einer Pressekonferenz erklärt.
Solch ein finanzieller Puffer sei wichtig, um für künftige Eventualitäten gerüstet zu sein. "Wir müssen auch so realistisch sein, dass wir dieses Budget einplanen", wie der stellvertretende Leiter erklärt.
"Wenig andere Optionen"
Mehrkosten die aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Karlsruhe nicht unbedingt wohlwollend gesehen werden. Allerdings könne der neue Doppelhaushalt 2022/23, "alle derzeitigen Baumaßnahmen finanzieren ", sagt Karlsruhes Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz.

"Auch wir sind nicht begeistert von den Verzögerungen und den zusätzlichen Kosten. Aber leider haben wir aufgrund der mangelhaften Planung des vorherigen verantwortlichen Büros nur wenig andere Optionen", so die Finanzbürgermeisterin weiter.
Verzögerung bringe auch Vorteile
Doch seit die SSP-AG aus Bochum die Sanierungsarbeiten der Stadthalle übernommen hat, herrscht vonseiten der Stadt wieder ein gewisser Optimismus bezüglich des Projekts. Nach derzeitigem Zwischenstand liege man innerhalb des von der SSP neu definierten Zeitplans und könne sich aus den Verzögerungen sogar einige Vorteile schlagen.
"Wir haben neue Möglichkeiten, die wir mit der alten Planung nicht gehabt hätten", so Luczak-Schwarz. "Auch die Anforderungen an den Sanierungsprozess haben sich geändert." So müsse beispielsweise das Technikkonzept optimiert werden und auch das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit habe einen höheren Stellenwert.
Nur noch 50 Prozent des Energiebedarfs
Beides sei von der Planungsfirma SSP berücksichtigt worden, wie einer der Vorstände, Matthias Kraemer erklärt: "Wir haben verschiedene Ansätze zur Energieeffizienz. Beispielsweise wird der Flächenbedarf der Technik reduziert werden, sowie verschiedene Systeme wie die Lüftungs- oder die Sprinklertechnik optimiert." Gleichzeitig berufe man sich darauf, den Energiebedarf zu reduzieren und anteilig ökologisch zu decken.

"Eine Dachbegrünung sowie die Nutzung der Dachfläche für Photovoltaikanlagen sind Teil des Plans. Außerdem soll das Gebäude durch Grundwasserpumpen gekühlt werden. Das heißt: Im Sommer wird kühles Wasser aus den unterirdischen Beständen entnommen und im Winter wieder zurück gepumpt", so Kraemer
Weniger CO2 und niedriger Energiebedarf
Um die Erhitzung durch Sonneneinstrahlung zu verringern, wird die Dachverglasung außerdem mit einer Schutzfolie versehen, die die Wärmestrahlung abhält, das Licht aber durchlässt", so Kraemer weiterhin.
Insgesamt könne mit der Summe der Anpassungen nicht nur eine erhebliche CO2-Menge eingespart werden, "für den Gesamtbetrieb der Halle wird nach der Sanierung nur noch 50 Prozent des Energiebedarfs benötigt werden", sagt Kraemer. Dies sei vor allem deshalb sinnvoll, da man mit einer möglichst nachhaltigen und zukunftsorientierten Arbeitsweise auch zukünftigen Anforderungen gerecht werden möchte.
"Wir wollen zukünftige Baumaßnahmen minimieren"
"Wenn die Stadthalle schon so lange geschlossen ist, sollten wir diese Zeit nutzen, um noch weitere Aspekte des Gebäudes zu überarbeiten. Der Plan ist, die Halle so weit zu sanieren, dass nach Abschluss der Sanierungsarbeiten keine weiteren Baumaßnahmen mehr nötig sein werden, zumindest nicht in naher Zukunft", sagt Andreas Ringle.

Zusätzliche Baumaßnahmen vorzubeugen sei nicht nur zur Verhinderung von immer längeren Verzögerungen der Fertigstellung wichtig - jede weitere Baumaßnahme bedeutet mehr Kosten und mehr Ausgaben. "Wir werden schon jetzt nicht mehr auf ein Vor-Corona-Niveau der Kosten zurückkommen", so Ringle. Daher wolle man weitere Kosten tunlichst vermeiden, besonders da bereits ein stattlicher Betrag an Mehrkosten durch die Bauverzögerung entstanden sei.
Daher sei es nur richtig, das Projekt auch zu Ende zu führen, so Luczak-Schwarz. "Zum zweiten Halbjahr 2025 rechnen wir damit, dass die Stadthalle in Regelbetrieb gehen kann. Bereits jetzt haben verschiedene Kunden ihr Interesse bekundet", wie die erste Bürgermeisterin ergänzt.



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