„Die Karlsruher Majolika steht vor dem Aus“ - diese Nachricht sorgt erstmals am 19. Mai 2011 für Schlagzeilen in der Fächerstadt. Seit Jahren schreibt das traditionsreiche Unternehmen, das 1901 vom badischen Großherzog Friedrich gegründet wurde, rote Zahlen. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bereite demnach die Schließung der Keramik-Manufaktur vor.
Stadt Karlsruhe kauft Majolika für einen Euro
Dagegen protestiert daraufhin die Karlsruher FDP. Sie fordert den damaligen Oberbürgermeister Heinz Fenrich (CDU) dazu auf, nochmals über eine mögliche Fortführung des Betriebes zu verhandeln. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Johannes Stober und der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther setzen sich noch im Mai für den Erhalt der Majolika ein. LBBW und Land sollen demnach finanziell aktiv werden - leider erfolglos.

Einen konkreten Rettungsversuch wagt im August 2011 die Stadt Karlsruhe. Sie kauft die Majolika symbolisch für einen Euro und überträgt sie daraufhin mit einem Zuschuss von 50.000 Euro an die unter anderem von ihr neu gegründete „Majolika-Stiftung für Kunst- und Kulturförderung Karlsruhe“.
Majolika schließt 2016
Doch alle Versuche laufen letztendlich ins Leere: Am 18. August 2015 gibt das Unternehmen die Schließung zum Jahresbeginn 2016 bekannt. Der Grund: sanierungsbedürftige Anlagen und eine schlechte Auftragslage - das Geld fehlt weiter an allen Ecken.

Die Karlsruher CDU fordert in der Folge von der Stadtverwaltung „tragfähige Vorschläge“ zur Fortführung der Majolika. Ein Jahr später meldet die städtische Fächer GmbH Interesse an dem Unternehmen an.
Finanzspritzen päppeln Majolika wieder auf
Wirklich ernst wird es am 20. September 2016: Der Gemeinderat entscheidet über die Zukunft der Keramik-Manufaktur und beschließt: Die Majolika kann erst einmal weitermachen. Möglich machen das neue städtische Zuschüsse von rund 350.000 Euro für 2017 und 300.000 Euro für 2018 - inklusive der Miete.

Damit sie künftig auf eigenen Beinen stehen kann, hat sich die Majolika zudem verschlankt: Durch gesenkte Personalkosten und weniger Produktionsräume konnte der marode Betrieb seine Verluste von rund 546.000 Euro (2011) auf rund 10.000 Euro (2015) pro Geschäftsjahr reduzieren.
Neue Veranstaltungen und Kooperationen - etwa die Majolika als Trau-Ort - sollen zusätzlich Geld in die Kasse spülen. Künftig soll der Betrieb so unter dem Namen „Majolika Internationales Keramikzentrum“ (MIKZ) agieren.
Das Ende zeichnet sich ab
Ganz ohne städtische Finanzspritzen kommt das Unternehmen - wie bereits befürchtet - aber auch in Zukunft nicht aus. 2018 ist es daher erneut Thema im Gemeinderat, denn: Die Beratungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 stehen an. Die große Frage: Wie soll es mit den Zuschüssen für die Majolika weitergehen? Es entschied sich: Noch einmal 300.000 Euro jährlich will die Stadt in die Manufaktur investieren.

Doch die städtischen Bemühungen um den Fortbestand des Betriebes am Ahaweg beginnen zu schwinden. Machte die Verwaltung im Corona-Haushalt des Jahres 2020 noch 150.000 Euro locker, waren es 2021 nur noch 125.000 Euro. Die Stadträte sind sich einig: So kann es nicht weitergehen. Auch die Suche nach einem möglichen Investor bleibt seit 2018 erfolglos.
Im Mai 2025 ist endgültig Schluss
Das hat Konsequenzen: Im September 2022 wird die Stiftung, an einen Investor - das Gröner Family Office - verkauft. Die Manufaktur und alle angrenzenden Gebäude und Grundstücke stehen im Besitz der städtischen Gesellschaft Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH), den Stadtwerken und dem Land Baden-Württemberg.

Nach einem gescheiterten Umstrukturierungsversuch kündigt der Gemeinderat den bestehenden Mietvertrag mit der Gröner Family Group zum 31. Dezember 2024. Das Ende ist damit beschlossene Sache: Vom 20. bis zum 22. März 2025 versteigert die Majolika ihren gesamten Restbestand. Im Mai wird daraufhin der Betrieb endgültig eingestellt.
So könnte es auf dem Majolika-Areal weitergehen
Die Flächen werden bis zum Oktober an die Eigentümerin, die KVVH, zurückgegeben. Das Ziel nun: das Areal weiterzuentwickeln und neu zu vermieten. Dafür wird derzeit ein Gesamtkonzept entwickelt und die Gebäude und Flächen instand gesetzt.

Die Stadt steht nach eigenen Angaben bereits mit mehreren potenziellen Mietern in Kontakt. Künftig könnte die ehemalige Majolika so beispielsweise als Künstleratelier oder Produktions- und Lagerfläche dienen.
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