Die Majolika Karlsruhe wird 2018 weitere 300.000 Euro aus den städtischen Kassen erhalten. Das hat der Karlsruher Gemeinderat am Dienstag beschlossen. Aus dem Bericht zur aktuellen Entwicklung der Staatlichen Majolika Manufaktor Karlsruhe GmbH gehe hervor, dass der Wirtschaftsplan 2017 im Wesentlichen erfüllt werden kann, heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage.
Im September 2016 hatte der Gemeinderat Gesamtzuschüsse in Höhe von 350.000 Euro für 2017 und 300.000 Euro für 2018 genehmigt. Der Zuschuss 2018 wurde mit einem Sperrvermerk versehen: Nur wenn der Wirtschaftsplan 2017 von der Majolika erfüllt wird und das Fortführungskonzept greift, soll der Zuschuss ausgezahlt werden. Dies sei laut der Mehrheit der Stadträte nun gegeben. Lediglich die Grünen stimmten gegen die Aufhebung des Sperrvermerks.
Grüne sind gegen Subvention
"Seit mehreren Jahren diskutieren wir regelmäßig über die Zuschüsse, die die Majolika von der Stadt Karlsruhe erhält", so Ute Leidig (Grüne) am Dienstag im Gemeinderat, "sie hat Tradition und sich von Tradition zu trennen ist schwierig." Bei Einrichtung der Majolika-Stiftung 2011 sei zugesichert worden, dass die Majolika keine dauerhaften Zuwendungen benötige, so Leidig. Dies sei nicht eingehalten worden - bislang seien über drei Millionen Euro an die Majolika geflossen.
Die Bemühungen seien lobenswert, aber Großaufträge mit finanzieller Schlagkraft weiterhin mit Fragezeichen versehen, so Leidig. "So leid es uns tut, diesen Traditionsbetrieb am Rande der Schließung zu sehen. Als Wirtschaftsunternehmen ist die Majolika unserer Einschätzung nicht tragfähig. Eine Dauersubventionierung können wir uns nicht vorstellen." Die GfK stimmte der Beschlussvorlage zu, sprach sich am Dienstagabend aber gleichfalls gegen eine dauerhafte finanzielle Subvention aus.
Anderer Meinung ist die CDU - sie will die Stadt als zuverlässigen Politikpartner wissen. "Es hat etwas mit Verlässlichkeit von Stadtpolitik zu tun, dass wir heute den Sperrvermerk aufheben", äußerte sich CDU-Stadtrat Albert Käuflein, "beide Bedingungen des Sperrvermerks sind erfüllt". So sieht das auch die SPD. "Wir sehen die Majolika auf einem guten, einem richtigen Weg", so Elke Ernemann (SPD). Sorgen bereitet der SPD die fehlende Großauftragslage. Die Digitalisierung der Majolika mit dem 3D-Druck bezeichnete Ernemann am Dienstag als "zukunftsweisendes Projekt".
Kauft das Land Grundstücke?
"Das Thema 3D-Druck mit Keramik ist richtig innovativ", sagte Michael Haug (Kult). Man habe sich bei der Majolika von unwirtschaftlichen Zweigen verabschiedet. "Für Kult ist die Beteiligung des Landes Voraussetzung für ein langfristiges Engagement." Ähnliche Überlegungen äußerten in der Gemeinderatssitzung Freie Wähler und FDP - sie verwiesen auf ein mögliches Engagement des Landes bei Rettung und Unterstützung der Majolika.
Dies sei sehr unwahrscheinlich, bremst Oberbürgermeister Frank Mentrup am Dienstagabend die Erwartungen der Stadträte. Das Land habe sich aus allen Staatlichen Manufakturen zurückgezogen - in Karlsruhe zuletzt 2010 in Form der Landesbank Baden Württemberg (LBBW).
"Das Land ist in die Stiftung eingestiegen, aber mehr werden sie aus meiner Sicht nicht machen", so Mentrup. Ausstehend ist aktuell noch die Entscheidung, ob das Land Teile des Majolika-Geländes erwerben wird. Mitte Oktober habe Vermögen und Bau Baden-Württemberg als zuständige Hochbauverwaltung für Karlsruhe schriftlich mitgeteilt, dass entsprechende Absichten bestehen, heißt es in der Beschlussvorlage. Bei einem konkreten Termin sollen mögliche Bauabsichten, Möglichkeiten und Erwerbsabsichten zwischen Stadt und Land diskutiert werden.
Thomas H. Hock (FDP) brach am Dienstag "eine Lanze für die Majolika": "Die Veränderungen waren enorm." Zu einer möglichen Dauersubventionierung heißt es: Die Majolika sei identitätsstiftend für Karlsruhe, ein Erhalt für die FDP-Fraktion erstrebenswert. "Wir werden die Majolika nicht sterben lassen. Sie gehört für uns zur Identität der Stadt", so Hock. Ähnlich sieht es die AfD: "Es geht hier nicht nur um einen Wirtschaftsbetrieb, sondern um einen Teil unserer kulturellen Tradition", sagt Paul Schmidt. Die Summe von 300.000 jährlich bezeichnet Schmidt als "relativ gering" für den Erhalt eines Teils der Karlsruher Kultur.
Finanzielle Lage Majolika
Wie steht die Majolika finanziell dar? Die Majolika-Manufaktur konnte ihr Betriebsergebnis in den vergangenen Jahren verbessern. Im Jahr 2016 kann die Majolika erstmals einen Überschuss von 37.423 Euro aufweisen. Das wird sie laut aktuellen Unterlagen in den kommenden Jahren nicht halten können. Für 2017 kalkuliert die Majolika mit einem Ergebnis von -47.900 Euro, 2018 sollen es -36.400 Euro werden. Die wirtschaftliche Lage der Majolika sei stabil, so die Stadtverwaltung, erste Bausteine des Fortführungskonzepts seien (Module des "Majolika Internationales Keramikzentrum") angelaufen.
Unter dem "Majolika Internationalen Keramikzentrum" (MIKZ) bündeln sich mehrere Module zur Neuausrichtung der Manufaktur. Darunter befindet sich eine Neuorganisation der Galerie - hier ist eine Neueröffnung für Februar 2018 geplant - sowie Werkstattkurse in der Europäischen-Keramikwerkstatt. Weiterhin wurde die Betriebsfläche reduziert und Atelierräume weiter vermietet. Viele Umstrukturierungsmaßnahmen finden in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung (HfG) statt.
Das Majolika-Museum wird nicht weiter betrieben. Stattdessen setzt man künftig auf "Majolika 4.0": Digitale Produktions- und Vertriebsplattformen sollen neue Möglichkeiten eröffnen. Dazu kooperiert die Manufaktur mit der HfG: Ziel ist, Keramikobjekte in digitalen Verfahren zu entwerfen und 3D-Drucker soweit anzupassen, dass Objekte direkt in Keramik ausgedruckt werden können. Potentielle Kunden sollen Objekt-Formen künftig online gestalten und bei der Majolika bestellen können.
Trotz stabiler Lage und digitaler Ambitionen: Die Stadt rechnet mit einem weiteren Zuschussbedarf der Majolika in den kommenden Jahren. Es bestehe die Möglichkeit, dass der städtische Zuschuss auch in den Wirtschaftsjahren des kommenden Doppelhaushaltes 2019/2020 und darüber hinaus in unveränderter Höhe geleistet werden müsse. Ob und in welcher Höhe diese Zuschüsse aus den städtischen Kassen zum Erhalt der Majolika gezahlt werden sollen, will der Gemeinderat im Sommer 2018 entscheiden.
In diesem Zeitraum stehen die Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 an - "da gehört das Thema hin", so Oberbürgermeister Frank Mentrup. Und weiter: "Es ist keine leichte Aufgabe, hier ein verlässliches Zukunftskonzept zu entwickeln. Ich spüre aber viel Bereitschaft, dass Sie [der Gemeinderat, Anmerkung der Redaktion] zur Kunst- und Kulturinstitution Majolika stehen."
ka-news-Hintergrund
Die Ursprünge des "Majolika-Areals" gehen zurück auf die 60er Jahre des 19ten Jahrhunderts, als zur Versorgung des Schlosses das Großherzogliche Wasserwerk errichtet wurde. Gegründet wurde sie 1901 durch den damaligen badischen Groß-Herzog Friedrich I. auf Initiative der beiden befreundeten Künstler Hans Thoma und Wilhelm Süs. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog die Manufaktur in ein leerstehendes Fabrikgebäude im Ahaweg. Bis 1946 wurde das Gebäude immer wieder aufgestockt und erweitert.
Im Sommer 2011 stand die Majolika kurz vor dem endgültigen Aus: 2010 beendete die Landesbank Baden Württemberg (LBBW) ihr Engagement bei der Majolika Karlsruhe als alleinige Gesellschafterin. Die Geburtsstätte der Rehskulptur "Bambi" schrieb damals seit Jahren tiefrote Zahlen. Seit August 2011 ist die neue Gesellschafterin der Staatlichen Majolika Manufaktur Karlsruhe GmbH die "Majolika-Stiftung für Kunst- und Kulturförderung Karlsruhe".
Die Stiftung wurde mithilfe der Stadt Karlsruhe gegründet: Sie investierte 50.000 Euro als Gründungsstifterin und kaufte die Majolika damals für einen Euro, weitere Stifter waren Wolfgang Eichler, Sparkasse Karlsruhe, Volksbank Karlsruhe sowie weitere Unternehmen und Privatpersonen. Zudem erwarb die Stadt die Immobilie Majolika durch die städtische Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH). Im Sommer 2016 stand die Zukunft der Majolika erneut auf dem Prüfstand: Die Förderungen durch die Stiftung liefen aus. Der Gemeinderat genehmigte im September 2016 weitere Zuschüsse.