In der 1901 gegründeten Kunstwerkstatt Majolika im Ahaweg hinter dem Karlsruher Schloss dreht sich alles um Keramik. Als die Manufaktur im Jahr 2011 vor dem finanziellen Aus stand, gründete sich aus privaten Förderern, zusammen mit Beteiligung der Stadt, ein selbstständiges Stiftungsmodell.

Doch dies scheint sich nicht getragen zu haben: Im September 2022 wurde das Herzstück der Majolika, nämlich die Werkstatt, an einen Investor - die Gröner Group - verkauft.
Die Manufaktur und alle angrenzenden Gebäude und Grundstücke stehen bisher im Besitz der städtischen Gesellschaft Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH), den Stadtwerken und dem Land Baden-Württemberg.
Linken-Fraktion kritisiert Kaufabsichten
Die Gröner Group möchte jedoch auch die Immobilie und somit das gesamte Areal erwerben. Dieses Vorhaben sorgte im Herbst 2022 für Streit im Gemeinderat: Die Fraktion von Die Linke ist nämlich der Meinung, dass es dem Unternehmen dabei nur nachrangig um den Betrieb der Majolika geht.
"Die Gröner Group hat bereits viele bedeutende Grundstücke für die Stadtentwicklung in Karlsruhe in ihren Besitz genommen, zum Beispiel das sogenannte Hofgarten-Karree an der Kussmaulstraße, das Areal-C in der Nordstadt und diverse Gewerbegebiete. Diese summieren sich bereits Stand 2021 auf ein Volumen von deutlich über eine Milliarde Euro", so Fraktionsmitglied Karin Binder im Gespräch mit ka-news.de.

"Wir befürchten eine große Einflussnahme auf die aktuelle Entwicklung eines Bebauungsplans in privatwirtschaftlichem Interesse von immer mehr städtischen Flächen, was nicht zugelassen werden darf. Die Stadtgesellschaft hätte dann das Nachsehen, wenn es um Kultur und Naherholungsräume mitten in unserer Stadt geht", äußert sie sich gegenüber der Redaktion.
Ein "Haus der Kultur" mit Potenzial - ohne Abhängigkeit von Investoren
"Als Kern eines einzigartigen Gebäudeensembles in besonderer Lage würden wir uns wünschen, dass die Majolika zu einem großartigen kulturellen Zentrum in der Fächerstadt ausgebaut wird", so Binder. "Die Verbindung von Bildungsangeboten mit Kultur ist für uns vielversprechend."
"Zusammen mit verschiedenen Einrichtungen, wie der HfG oder der Kunstakademie könnte die Majolika beispielsweise mit Atelierräumen gerade auch für den künstlerischen Nachwuchs wichtige Räume bieten, auch Veranstaltungen aller Art könnten stattfinden", ergänzt sie.

Mit einem Verkauf an private Investoren wie die Gröner Group werde dies in den Augen der Partei nicht so kommen: Kunst und Künstler würden nicht mehr gefördert werden. So seien bereits an verschiedenen Standorten der Stadt zahlreiche Proberäume für Musiker vernichtet worden.
"Die Zukunft des Geländes sollte in Hände gelegt werden, die unmittelbar zum Wohl der städtischen Gesellschaft wirken", äußert sich die Fraktionin ihrem Antrag an die Stadtverwaltung.

Wie es mit der Manufaktur weitergehen soll, wurde bereits 2018 in einem Workshop der Stadt und verschiedener Kultureinrichtungen thematisiert. Daraufhin sollte der traditionelle Keramikproduktionsbetrieb und die künstlerischen Aktivitäten auf Dauer erhalten werden.
Das Gelände bleibt in Besitz der Stadt
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung von 15. November 2022 über den Verkauf beraten (TOP 17) und dabei entschieden, dass die Immobilie vorerst in städtischer Hand bleibt. Zudem wurde der Antrag der Linken, den Verkauf an die Gröner Group zu verweigern, mehrheitlich abgelehnt.
Die Stadt hatte ihrer Aussage nach einen Verkauf der Immobilie in Vergangenheit stets ausgeschlossen, hieran ist die KVVH als städtische Tochtergesellschaft auch gebunden.

Ein Vertrag zur Sicherstellung der Weiterführung des Betriebs durch die Gröner Group sei der Stadtverwaltung nicht bekannt, es gab lediglich ein erstes Informationsgespräch. Die Käufer sollen beim nächsten Beirat eingeladen werden.
Die Linken fühlen sich mit ihren Bedenken nicht ernst genommen
Zur Ablehnung ihres Antrags äußert sich Binder gegenüber ka-news.de wie folgt: "Es war zu vermuten, dass andere Mitglieder einfach nur froh sind, nicht mehr die Verantwortung und die finanzielle Unterstützung für die Majolika leisten zu müssen."

Andere Fraktionen hätten sich nicht eingehend genug mit dem Käufer beschäftigt: "Unsere Bedenken bezüglich dieses speziellen, aus unserer Sicht problematischen Investors werden noch nicht ernst genug genommen. Das könnte sich im Laufe der nächsten Jahre vielleicht noch ändern", sagt sie.
Erbpachtlösung auf Zeit als Alternativ-Option
Von städtischer Seite aus wäre es allenfalls denkbar, das Grundstück im Wege der Einräumung eines Erbbaurechtes einem Investor auf Grundlage eines schlüssigen Nutzungskonzeptes zu überlassen.

Die Voraussetzungen hierfür seien die Vorlage einer Konzeption mit wirtschaftlich tragbaren Rahmenbedingungen, Kooperationen bzw. Partnern, sowie die Berücksichtigung von städtischen Vorschriften und baurechtlichen Belangen. Hierüber habe man die Gröner Group bereits informiert.
Diese Entscheidung über diese Option stehe noch aus, da bisher kein solches Konzept vorliege. Im Sommer 2020 wurde lediglich ein Ausstellungsbeschluss über die zukünftige Nutzung gefasst.
