Es ist der 12. November 2022. Der Karlsruher SC empfängt am 17. Spieltag der laufenden Zweitligasaison den FC St. Pauli im heimischen BBBank Wildpark. Unmittelbar vor Anpfiff werden auf der Südtribüne unzählige pyrotechnische Gegenstände verschiedenster Art angezündet und brennen ab. Die KSC-Ultragruppe "Rheinfire Karlsruhe" feiert so ihr 20-jähriges Bestehen.
Weil der durch das Abrennen resultierende Rauch nur sehr langsam abzieht, verzögert sich der Anpfiff der Partie um 15 Minuten. Auch während der ersten Minuten hängt der Rauch weiterhin leicht über dem Spielfeld. Auch auf dem Rasen geht es heiß her: Im letzten Spiel des Jahres trennen sich Badener und Kiezkicker 4:4.
Wenige Tage nach den Vorkommnissen rund um das Spiel folgen die ersten Reaktionen. Der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) kündigt Untersuchungen an und der KSC erstattet bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. Zehn Personen werden bei der Aktion verletzt. Neun Personen erlitten eine Rauchgasintoxikation, eine Person erlitt Verbrennungen.
"Das Ausmaß der Geschehnisse und insbesondere das Verletzen von Personen stellt für uns das Übertreten einer roten Linie dar. Wir verurteilen die Aktion auf das Schärfste und distanzieren uns hiervon!" so damals Michael Becker, Geschäftsführer des KSC.
Zusätzlich appelliert der KSC an seine Fans, die Ermittlungen der Polizei zu unterstützen. Auch die Polizei will eventuelle Videoaufnahmen von Fans aus dem Stadion sichten und auswerten. Die Ultras entschuldigen sich beim KSC.

"Ultra1894 entschuldigt sich aufrichtig bei allen Betroffenen und Verletzten und hat dem KSC glaubhaft versichert, dass dieses Ausmaß und die daraus resultierenden Auswirkungen nicht geplant waren", heißt es damals. Danach bleibt es vorerst still um die Ermittlungen.
Polizei ermittelt rund zwei Monate - DFB verurteilt KSC zu 50.000 Euro
Bis zum 10. Januar 2023: Zirka zwei Monaten nach dem Spiel gegen St. Pauli teilt die Polizei Karlsruhe mit, dass mehrere Wohnungen in Karlsruhe, im Landkreis Karlsruhe, in Heidelberg, in Baden-Baden, im Landkreis Rastatt, im Ortenaukreis und im Neckar-Odenwald-Kreis zwischen 6 Uhr und 9.30 Uhr durchsucht wurden. Dabei wurden "diverse Beweismittel, darunter pyrotechnische Gegenstände und Vermummungsmaterialien, sichergestellt."

Ende Februar 2023 legt der KSC der Polizei und der Stadt Karlsruhe ein verbessertes Sicherheitskonzept für zukünftige Heimspiele vor. Zuvor hatten das Polizeipräsidium Karlsruhe und das Ordnungs- und Bürgeramt der Stadt Karlsruhe ihre Zustimmung zum Ordnereinsatzkonzept als Teil des Sicherheitskonzeptes des Karlsruher SC zunächst ausgesetzt. Das neue Konzept wurde dann genehmigt.
Am 6. März - insgesamt zirka vier Monate nach den Vorkommnissen auf der Südtribüne -verkündet das DFB-Sportgericht sein Urteil und der KSC muss wegen unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro zahlen. Die Mitarbeit des KSC bei der Aufklärung sowie das neue Sicherheitskonzept wirkten sich strafmildernd auf das Urteil aus. Zunächst war von einer sechsstelligen Geldstrafe ausgegangen worden.
Dennoch: "Eine empfindlich hohe Geldstrafe", wie KSC-Geschäftsführer Michael Becker sagt. Der Verein will sein Sicherheitsmanagement fortlaufend überprüfen und optimieren. Der Urteilsspruch des DFB ist das (vorerst) letzte Kapitel in der Pyrohistorie des KSC.
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