Im Rahmen der Neugestaltung der Kaiserstraße wird auch der Europaplatz in Karlsruhe umgestaltet. Grundlage dafür ist der Entwurf des Büros Mettler Landschaftsarchitektur. Bis der Europaplatz sein neues Antlitz erhält, wird es noch etwas dauern - bis 2028 soll die Umgestaltung von Kaiserstraße und Plätzen weitgehend abgeschlossen sein.

Der Karlsruher FDP geht das zum Beispiel noch nicht schnell genug. In einer Anfrage an die Stadtverwaltung kritisiert die Fraktion, dass die Neugestaltung schon längst hätte umgesetzt werden können. Denn der Platz sei an Hässlichkeit nicht zu übertreffen. Doch ganz untätig war man beim Europaplatz tatsächlich nicht, wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage der Redaktion bekanntgibt. Aber alles der Reihe nach.
Das ist für den Europaplatz geplant
Dass der Europaplatz auch vielen anderen Bürgern nicht gefällt wurde spätestens beim Cima-Gutachten aus dem Jahr 2019 deutlich. 24,1 Prozent der Karlsruher Einwohner kürten den Platz zum unbeliebtesten Ort der Stadt. Der Platz wird als "heruntergekommen und hässlich" wahrgenommen. Um das zu ändern, wurden folgende Maßnahmen im Projekt "Aktionsplan City" beschlossen.
- Beleuchtung unter den Arkaden soll besser werden.
- Die Imbissbuden sollen verschwinden.
- Gastronomen sollen Außenmöbel aufeinander abstimmen.
- Eine "inszenierte Beleuchtung" sei in der Überlegung.
- Die Stadt möchte das Moninger Gebäude für eine "möglichst hochwertige Einzelhandelsnutzung" gewinnen. Dafür wurden bis Ende 2020 Gespräche mit den Eigentümern geführt.
- "Notinseln am Europaplatz". Eine mögliche Projektpartnerschaft wurde angestrebt.
- Hochwertige Fahrradabstellplätze
- Seit März 2019 runder Tisch der Eigentümer.
- Zeitweise begrünt und mehr Sitzplätze.
- Europaplatz soll zusammen mit anderen Plätzen eine "einheitliche Struktur" erhalten, das auch auf den Entwürfen des Landschaftsbüros zu sehen ist.
Davon unabhängig haben sich Händler, Unternehmen und Immobilieninhaber in einer eigenen Initiative zusammengefunden und tauschen sich quartalsweise zu potentiellen Maßnahmen aus.
Was wurde am Europaplatz bereits getan?
Tatsächlich wird auf Nachfrage der Redaktion bei der Stadtverwaltung klar: Einige Änderungen konnten seit 2019 umgesetzt werden. Andere geplante Maßnahmen müssen erst einmal aufgeschoben werden.
Helligkeit: An den nördlichen Arkaden des Europaplatzes wurden die Leuchtmittel der städtischen Lampen auf LED umgerüstet. Die Helligkeit habe sich hierdurch stark verbessert.

Imbissbuden: Die Postgalerie hat bis zur endgültigen Gestaltung der Europaplatz-Oberfläche das Recht, mobile Imbissbuden auf dem Platz aufzustellen. "Dies möchte die Postgalerie auch durchführen, da sie ihrerseits mit den Betreibern der Imbissbuden vertraglich gebunden ist. Nach der Neugestaltung sind keine privaten Einbauten auf dem Europaplatz geplant", heißt es dazu seitens der Stadt.
Bis dahin verfällt auch die Sondernutzungsrichtlinie, die das Aufstellen mobiler Verkaufsstände erlaubt. Wann allerdings die Oberflächengestaltung des Platzes beginnt, ist wohl noch nicht ganz klar. (Mehr dazu weiter unten).

Moninger Gebäude: Die Eigentümerin des Moninger Gebäudes hat einen Großteil der Ladenflächen wieder vermieten können. Einer der wichtigen Ankermieter ist beispielsweise DM. Zudem wurden die Obergeschosse saniert. Aktuell wird eine Gastronomie für die Durchbindung vom Eingang der Karlstraße zum (bald autofreien) Passagehof gesucht.

Runder Tisch der Eigentümer: Im Rahmen des Bundesförderprogramms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" fand im Herbst eine erste juristische Beratung in Richtung eines offiziellen Business Improvement Districts (BID) statt. Das Ziel: Eine Lagevorstellung zum Europaplatz entwickeln und diese in Abstimmung mit der Stadt umsetzen. In Kooperation zwischen Eigentümern und Verwaltung wurde unter anderem der Austausch der Arkaden-Beleuchtung durchgeführt.
Was ist mit den übrigen Maßnahmen?
Wie aus der Rückmeldung der Stadtverwaltung hervorgeht, handelt es sich bei den umgesetzten Maßnahmen eher um kleinere "Eingriffe". Auf den ganz großen Umbau im Sinne des Mettler-Entwurfs werden die Bürger noch warten müssen. Aber wieso eigentlich?
Bereits im Oktober 2022 wurde der Redaktion mitgeteilt, dass die Planungen zum neuen Europaplatz zwar laufen, aber sehr komplex seien. Nicht nur, weil die Planung mit den anderen Baustellen in der Umgebung miteinander abgestimmt werden müssen. Der kniffligste Teil sei die Verlegung der gleichnamigen Haltestelle in Richtung Karlstraße. Die ist laut Stadt aber "aufgrund betriebsbedingter Änderungen im öffentlichen Nahverkehr" unbedingt notwendig.

"Die Planungen für die Verlagerung sind sehr weit fortgeschritten, befinden sich aber in der Abhängigkeit der Evaluierung des Reallabors in der Karlstraße. Erst wenn die Entscheidung über die zukünftige Nutzung der Karlstraße erfolgt ist, kann auch die Änderung der planfestgestellten Haltestelle und damit die Verlagerung in die Karlstraße eingereicht werden", heißt es seitens der Stadtverwaltung.
Mit anderen Worten: Bevor überhaupt mit der Verlegung begonnen werden kann, müssen jedoch noch die Evaluationsergebnisse vom Reallabor "nördliche Karlstraße" abgewartet werden. Die kommen erst im Juni.

Fällt dann die Entscheidung, die Karlstraße für den Autoverkehr zu sperren, muss die Ausführungsplanung für den Europaplatz überarbeitet werden. Dann würde sich der Baubeginn bis in den Doppelhaushalt 2026/2027 verschieben.