Von 23. Mai bis 18. Juli 2022 fand das Reallabor Passagehof als Verkehrsversuch statt. Das Ziel war es, den Bereich vom Autoverkehr zu befreien - und anderweitig nutzbar zu machen. So fanden unter anderem kulturelle und soziale Veranstaltungen statt, das Areal wurde begrünt und in einen Begegnungsort verwandelt.
Auswertung abgeschlossen
Nach Ablauf der Testzeit wurde das Reallabor zurückgebaut und die gewonnenen Kenntnisse ausgewertet. Schon während der Laufzeit äußerten Stimmen aus dem Gemeinderat und der Bevölkerung Kritik. "Nach Abschluss der Evaluation liegt nun eine Beschlussvorlage mit differenzierter Begründung, weiterem Vorgehen und Finanzplanung vor", erklärt die Stadtverwaltung in einer Beschlussvorlage für die kommende Sitzung des Gemeinderates am 28. Februar.

Die aus der Evaluation hervorgehende Zielvorstellung für den Passagehof sei eine weitestgehend autofreie, innerstädtische Oase, heißt es in der Beschlussvorlage. "Der Hof soll durch zusätzliche Begrünung, hochwertige Sitzmöbel und attraktive gastronomische und kulturelle Angebote zum Verweilen einladen."

Um dies zu erreichen, werden die nun anstehenden Phasen skizziert, so die Stadt. "Sofern dieser Vorschlag angenommen und beschlossen wird, könnte die Umsetzung bereits zum Sommer 2023 erfolgen." Dies ermögliche dem Gastronomiebetrieb, Kulturinstitutionen und Innenstadtbesuchern noch zur nächsten Sommersaison von den Änderungen zu profitieren, erklärt die Verwaltung.
Phase 1 - Umwidmung zum Fußgängerbereich
Bei der ersten Phase handelt es sich um kurzfristige Veränderungen im Bereich des Passagehofs. Ab Spätsommer 2023 seien folgende Maßnahmen geplant.
Weiterhin zeitlich beschränkt werden soll die Zufahrt für Lieferverkehr. Dieser soll an Werktagen dann nur noch zwischen 8 Uhr und 11 Uhr erlaubt sein. Die Zufahrt zu privaten Stellplätzen im Hinterhof bleibe aber weiterhin durchgängig bestehen, erklärt die Stadt. Nicht erlaubt sei das Parken von Autos und Motorrädern.

"Zwei Behindertenstellplätze werden wie im Reallabor in den nördlichen Passagehof verlegt, ein personenbezogener Behindertenstellplatz entfällt, da die Person verzogen ist", so die Stadtverwaltung. Fahrradstellplätze sollen an Ein- und Ausgängen des Hofs angeordnet werden. Sobald die Sondernutzungserlaubnis der Shisha-Bar auslaufe, werden die vorgesehenen Stellplätze am östlichen Eingang installiert, heißt es in der Beschlussvorlage.

Aufteilung und Nutzung
"Die räumliche Aufteilung während des Reallabors hat sich bewährt und wurde gut angenommen", meint die Stadt. Deshalb soll diese auch in der weiteren Gestaltung des Areals beibehalten werden. Dies bedeute unter anderem:
- Zur Verfügung stellen von Sitzmobiliar sowie Kübelpflanzen auf ehemaligen Stellplätzen. Dafür sollen die südlichen Längsparker künftig der Außen-Gastronomie und dem nicht-kommerziellen Aufenthalt dienen.
- Umfunktionierung der mittigen Parkfläche zum zentralen, nichtkommerziellen Bereich. Der östliche Teil soll für Veranstaltungen genutzt werden können. "Die Anmeldung von Sondernutzungen im öffentlichen Raum (wie für die Bühne) erfolgt über das Ordnungsamt", erklärt die Verwaltung.

- Die vorhandene Gastronomie innerhalb der Bereiche bleibt erhalten.
- Gewährleistung einer freien Rettungs-, Versorgungs- und Liefergasse. Diese werde mittels Beschilderung und Bodenmarkierung kenntlich gemacht, so die Stadt.
- Realisierung eines dauerhaften Standorts für Medienkunst.
Phase 2
Ab 2026 ist dann der Beginn von Phase 2 angedacht. Die mittelfristigen Maßnahmen werden zu gegebener Zeit in einem separaten Beschluss bekannt gegeben, erklärt die Verwaltung. Im Kern der Phase stecken die baulichen Veränderungen des Areals.

Die bisherigen Elemente des Maßnahmenplans seien die Generalsanierung der wassergebundenen Decke, die Entsiegelung der Stellplätze und weitgehende Flächenbegrünung, so die Beschlussvorlage. "Gegebenenfalls werden weitere bauliche Veränderungen stattfinden." Unter anderem seien Verbesserungen der Einfahrtssituation Ost und West und mögliche Ergänzungen durch geeignete Ausstattungs- und Spielelemente für Kinder angedacht, erklärt die Stadt.
Aktualisierung, 28. Februar, 17 Uhr: Antrag angenommen
Ein neuer Passagehof stößt unter den Stadträten auf großen Anklang. "Man muss Bewegungs- und Begegnungsräume schaffen. Wir möchten den Raum der Fußgänger ausweiten und auch die Einschränkungen für Radfahrer im Passagehof befürworten wir", sagt Jorinda Fahringer von der Fraktion der Grünen. "Wir hoffen daher, dass der Antrag angenommen wird und bald umgesetzt wird."

Auch Tilman Pfannkuch von den Christdemokraten sieht großes Potenzial in der Umgestaltung des Passagehofs: "Die CDU-Fraktion darf eine solche Entwicklung begrüßen, vor allem da sich die Institution des Reallabors immer wieder bewährt. Daher befürworten wir die Umsetzung der erarbeiteten Ergebnisse. Wir möchten in unserem Ergänzungsantrag aber Vorschlagen, die Lieferzeiten von 8 bis 14 Uhr statt nur bis 11 zu verlängern."

Michael Zeh von der SPD, Tom Hoyem von der FDP, Ellen Fenrich von der AfD und Jürgen Wenzel von den Freien Wähler zeigen sich der Umgestaltung des Passagehofs positiv eingestellt. Entsprechend wird der Antrag mit einer Mehrheit von 26 zu 17 angenommen. Der Änderungsantrag der CDU wird jedoch mehrheitlich abgelehnt, weshalb die CDU gegen den unveränderten Antrag stimmt.