Wie könnte das Gesicht der Karlsruher Innenstadt zukünftig aussehen? Dazu hat sich die Stadtverwaltung Karlsruhe bereits im August 2020 Gedanken gemacht und das IQ Leitprojekt Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt (ÖRMI) in Auftrag gegeben.
Karlsruher Hirschstraße unter der Lupe
"Es ist ein erklärtes Ziel der Stadt Karlsruhe, die Attraktivität der Stadt für alle in Zukunft zu bewahren und zu verbessern sowie die Themen Klimaanpassung und Reduktion der Umweltbelastung zu adressieren", heißt es dazu im ÖRMI-Abschlussbericht.

So ergab eine raumspezifische Untersuchung im September 2021, dass unter anderem in der Hirschstraße ein erhöhter Bedarf nach Verweilmöglichkeiten bestehe.
Aktuell sei die Hirschstraße nämlich vor allem durch beidseitig geparkte Autos geprägt. Das bestätige auch eine Online-Befragung mit 521 Teilnehmern: "Die Hirschstraße ist durch beidseitiges Parken eng für den Rad - und Fußverkehr. Es kommt häufig zu gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern und Autofahrern", heißt es auf Seite 68 des ÖRMI-Berichts.

Aktuell gibt es in der gesamten Hirschstraße 75 Sitzmöglichkeiten, die allerdings zu den dortigen Geschäften gehören. Öffentliche Sitzmöglichkeiten gibt es derzeit keine. In Zukunft soll sich das jedoch ändern und die Hirschstraße "eine Vorbildwirkung haben und aufzeigen, dass lebendige Straßen als öffentlicher Raum gesehen werden sollten", heißt es im ÖRMI-Abschlussbericht.
Zukunft der Hirschstraße
Um diesen Situationen in der Hirschstraße entgegenzuwirken und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität zu steigern, empfiehlt der ÖRMI-Bericht folgende Maßnahmen umzusetzen:
- Reduzierung der Parkplätze um zehn bis dreißig Prozent
- Hinzufügen von Plätzen für Carsharing und das Aufladen von E-Autos
- Einführung zusätzlicher verkehrsberuhigender Elemente, wie etwa Bodenwellen
- Hinzufügen von Sitzgelegenheiten und Fahrradabstellplätzen an der Ecke Hirsch-/Sophienstraße
- Aktionen für temporäre Umnutzung von Autostellplätzen in Form spielerischer Elemente
- Neue Pflanzungen: Aufgrund einer hohen Dichte an unterirdischer Infrastruktur, sei das Pflanzen in Kübeln oder Pflanzengruben vorzuziehen

Außerdem solle der Innenhof der Hirschstraße weiter begrünt werden. "Es gilt das bestehende Karlsruher Förderprogramm zur Hofbegrünung zu stärken und weiterzuentwickeln", heißt es dazu im ÖRMI-Abschlussbericht. So führe ein grüner, halbprivater Raum vor der Haustüre zu einer erhöhten Lebensqualität der Bewohner und biete neue Möglichkeiten für das Gemeinschaftsleben.
Inspiration aus Kopenhagen
Bei diesem Punkt orientiert sich die Stadt am "Grüne Höfe-Programm" aus Kopenhagen. Dort trägt die Stadt die Kosten und die Verantwortung für die Gestaltung und Sanierung. Außerdem muss eine Zweidrittelmehrheit der Bewohnerschaft der Sanierung zustimmen.
Sofern diese dann umgesetzt wird, müssen die Bewohner die Instandhaltung eigenständig organisieren. Im ÖRMI-Abschlussbericht wird empfohlen, dass das Förderprogramm zur Begrünung von Höfen, Dächern und Fassaden in Karlsruhe nach einem ähnlichen Prinzip weiterentwickelt werden solle.

Ein Beispiel, wie eine solche Umgestaltung zukünftig aussehen könnte, ist im Passagehof zu finden. "Städtische Höfe mit gemischten Funktionen aus Einzelhandel, Gastronomie und Kultureinrichtungen wie der Passagehof haben einen guten menschlichen Maßstab und sind gut besucht", ist im ÖRMI-Abschlussbericht zu lesen. Auch saisonale Attraktionen wie zum Beispiel winterliche Lichtinstallationen könnten die Aufenthaltsqualität zusätzlich steigern.
Was steckt hinter dem IQ Leitprojekt Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt (ÖRMI)?
Das IQ Leitprojekt Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt (ÖRMI) wurde im August 2020 von der Stadtverwaltung Karlsruhe beauftragt. Die Ergebnisse des Projekts liegen seit Dezember 2022 in Form eines 110 Seiten langen Kataloges vor und können auf der Website der Stadt Karlsruhe eingesehen werden. Das Ziel von ÖRMI ist es, die Chancen und Herausforderungen für den öffentlichen Raum und die Mobilität der Innenstadt Karlsruhe integriert zu betrachten und umsetzungsorientierte Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Dabei wird die Innenstadt immer in Verbindung mit und in Abhängigkeit vom Rest der Stadt beziehungsweise ihrer Umgebung betrachtet. Die Innenstadt ist nicht nur für Menschen gedacht, die dort leben oder arbeiten, sondern auch für alle, die in der Region leben. Durch die Auswertung verschiedener Analysen, die in der Innenstadt durchgeführt wurden, sowie Online-Befragungen und die Resultate einer Zukunftswerkstatt wurden sowohl Karlsruher als auch Menschen aus umliegenden Städten am Projekt beteiligt. Teil des Abschlussberichtes sind fünf sogenannte Lupen. Für diese Lupen wurden mögliche Konzepte für die Zukunft der Karlsruher Innenstadt entwickelt. Die Lupen sind:
- die Kunsthalle mit Hans-Thomas-Straße
- die Kaiserstraße-Ost zwischen Durlacher Tor und Berliner Platz
- die nördliche Karlstraße
- die Hirschstraße
- die Lammstraße
In einer Serie wirft ka-news.de einen Blick auf diese Modelle und damit auf die zukünftige Gestaltung der Innenstadt Karlsruhe. Wichtig ist: Diese Modelle sind nicht endgültig, sondern gelten als eine Art Orientierungshilfe für die Gestaltung Karlsruhes. Einzig das Konzept für die Kaiserstraße-Ost zwischen Durlacher Tor und Berliner Platz wurde bereits im Dezember 2022 im Gemeinderat diskutiert. Die Stadtverwaltung wurde damit beauftragt, die entsprechenden Planungsschritte für diesen Bereich einzuleiten. Die Arbeiten sollen 2027 abgeschlossen sein.
