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Kaiserstraße in Karlsruhe soll "resiliente Einkaufsmeile" werden

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Hässliche Kaiserstraße? Das sind die Ideen für eine "widerstandsfähige Einkaufsmeile"

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    Hässliche Kaiserstraße? Das sind die Ideen für eine "widerstandsfähige Einkaufsmeile"
    Hässliche Kaiserstraße? Das sind die Ideen für eine "widerstandsfähige Einkaufsmeile" Foto: Thomas Riedel

    Der Karlsruher Einkaufsmeile fehlen "zukunftsgerichtete Storekonzepte sowie inhabergeführte Flagschiffe"- zu diesem Ergebnis kommt ein externes Gutachten aus dem Jahr 2019 für das Quartier Zentrale Kaiserstraße. Ein Zeugnis, das die Stadt zum Anlass nahm, eine Umgestaltung des Quartiers anzustreben.

    Stadt mietet: Leerstände sollen wiederbelebt werden

    Der Bereich wurde in das städtische Förderprojekt "City-Transformation" aufgenommen und soll bis 2026 zu einer "resilienten Einkaufsmeile" werden. Die Frage, die sich dabei stellt ist: Wie? Und was wurde und wird getan, um dieses Ziel zu erreichen?

    Aktuell stehen auf der Kaiserstraße mehrere Läden leer. Inhabergeführte Traditionsgeschäfte wie etwa das Schuhhaus Danger oder das Fachgeschäft Gepäckraum für Reisekoffer und Handtaschen, haben ihre Türen dauerhaft geschlossen.

    Um der Einkaufsmeile wieder mehr Leben einzuhauchen, hat die Stadt Karlsruhe daher unter anderem ein Anmietungsmodell entwickelt. Ziel dessen ist es laut Stadt die "unattraktiven Leerstände" zu beleben, die Flanier- und Aufenthaltsqualität  zu verbessern und damit das Quartier Kaiserstraße zu einer "resilienten Einkaufsmeile" weiterzuentwickeln.

    Wie funktioniert das Anmietungsmodell?

    Konkret hat die Stadt vor leerstehende Ladenlokale mit einer Mietfläche von bis zu 300 Quadratmetern anzumieten und diese für eine Dauer von bis zu zwei Jahren vergünstigt an individuelle, Karlsruhe-spezifische Geschäftskonzepte weiterzuvermieten.

    Während des Förderzeitraums übernimmt die Stadt Karlsruhe 60 beziehungsweise 50 Prozent der  jeweiligen Bruttokaltmiete, welche vorab von den Vermietern um 20 beziehungsweise 25 Prozent reduziert wurde. Zukünftige Mieter tragen somit lediglich 20 beziehungsweise 25 Prozent der ursprünglichen Bruttokaltmiete. Sowohl den Immobilenbesitzern als auch Mietern kämen dabei, laut eines Informationsflyers der Stadt Vorteile zugute:

    Vorteile des Anmietungsmodells für Eigentümer

    • Mit der Stadt Karlsruhe erhalten Eigentümer eine verlässliche Mieterin mit sicheren Mieterlösen.
    • Interessante Nutzungskonzepte, sorgfältig von der Stadt Karlsruhe ausgewählt, beleben die Ladenflächen und schaffen Aufmerksamkeit.
    • Zuschüsse für kleinere Modernisierungsmaßnahmen und architektonische Beratungsleistungen sind möglich.
    • Als Teil der "Transformation" profitieren Eigentümer langfristig von der positiven Entwicklung der Karlsruher City

    Vorteile des Anmietungsmodells für potenzielle Mieter

    • Reduzierte Miete.
    • Zuschüsse für kleinere Ausbaumaßnahmen sowie architektonische Beratungsleistungen sind möglich.
    • Mit ihrer Vision sind Mieter Teil der "Transformation" und damit einer langfristig positiven Entwicklung der Karlsruher City.

    Doch nicht nur die Läden entlang der Kaiserstraße sollen wieder für mehr Besucherfluss auf der Einkaufsmeile sorgen. Die Stadt hat sich auch Straßen rund um die City angesehen, die als Magnet fungieren könnten. So hat die Stadt mithilfe zweier Reallabore neue "Mobilitätspraktiken, Nutzungsszenarien und die Neuverteilung des Straßenraums" erprobt. 

    Reallabor Passagehof

    Eines der Reallabore befand sich im Passagehof. Dort wurde die Durchfahrt für den Autoverkehr im Zeitraum vom 23. Mai bis 18. Juli 2022 gesperrt. Ziel war es  die Aufenthaltsqualität zu verbessern, damit Passanten, Anwohner oder auch Restaurant-Besucher dort ungestört verweilen können. Es fanden zudem verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt und der Hof wurde begrünt.

    Autofreie Zone: Bereits beim Parking Day 2017 machten Bürger auf die Situation im Passagehof aufmerksam. Inzwischen wurde es für einen begrenzten Zeitraum zum Reallabor umgestaltet.
    Autofreie Zone: Bereits beim Parking Day 2017 machten Bürger auf die Situation im Passagehof aufmerksam. Inzwischen wurde es für einen begrenzten Zeitraum zum Reallabor umgestaltet. Foto: Hiegle

    Nach Ablauf der Testphase wurde das Reallabor zurück gebaut und die gewonnen Erkenntnisse ausgewertet. "Die räumliche Aufteilung beziehungsweise Zonierung der unterschiedlichen Nutzungen während des Reallabors hat sich bewährt und wurde gut angenommen", so die Stadt. Daher solle diese auch in der künftigen Gestaltung beibehalten werden. 

    Konkret ist folgendes geplant:

    • Der Bereich Passagehof soll zum Fußgängerbereich werden.
    • Die Zufahrt für den Lieferverkehr soll zeitlich beschränkt werden. Diese soll werktags nur noch zwischen 8 Uhr und 11 Uhr erlaubt sein. Die Zufahrt zu privaten Stellplätzen bleibe aber weiterhin bestehen.
    • Im nördlichen Passagehof soll es zwei Behindertenstellplätze geben. 
    • An den Ein-und Ausgängen des Passagehofs sollen Fahrradstellplätze angeordnet werden.
    • Aufstellen von Sitzmobiliar sowie Kübelpflanzen auf ehemaligen Stellplätzen.
    • Die mittigen Parkflächen sollen zum zentralen, nichtkommerziellen Bereich umfunktioniert werden.
    • Der östliche Teil soll für Veranstaltungen von angrenzenden Kulturakteuren wie der Kinemathek und dem Jazzclub genutzt werden können. Die Anmeldung für die Sondernutzung im öffentlichen Raum erfolge dabei über das Ordnungsamt, so die Stadtverwaltung.
    • Die gastronomische Nutzung innerhalb der vorhandenen Bereiche bleibt erhalten.

    Außerdem sei ein dauerhafter Standort für Medienkunst im Passagehof anvisiert. 

    Reallabor Karlstraße

    Auch die Karlstraße war im Zeitraum zwischen dem 18. Juli und dem 31. Oktober 2022 zum Reallabor geworden. Die Straße war für den Autoverkehr ebenfalls nur eingeschränkt zugänglich. Im November 2022 kehrte auf der Karlstraße dann die alte Verkehrsführung zurück und die Fahrstreifen für den Autoverkehr wurden wieder freigegeben.

    Nach Ablauf des Reallabors wurden die Fahrstreifen wieder für den Autoverkehr freigegeben.
    Nach Ablauf des Reallabors wurden die Fahrstreifen wieder für den Autoverkehr freigegeben. Foto: Jeremy Gob

    Für die Zukunft der Karlstraße gibt es unter anderem folgende Maßnahmen und Planungen. Einige davon wurden bereits während des Reallabors probeweise umgesetzt:

    • Verlegung und Schaffung zusätzlicher Fahrradstellplätze in die Karlstraße.
    • Anlegen von geeigneten Pflanzen in Gruben oder Kübeln, die die unterirdischen Leitungen nicht stören.
    • Gastronomie in der gesamten Straße soll die lokalen Geschäfte unterstützen.
    • Die Straße soll weiterhin Zugang für den Radverkehr ermöglichen, allerdings soll die Gestaltung ein langsames Tempo vermitteln.
    • Schaffung eines Freiluft-Kulturraums in Form einer Zusammenarbeit zwischen dem Stadtmuseum, dem Literaturmuseum, dem Buchhandel und anderen interessierten Akteuren.
    • Schaffung einer Lichtinstallation zur Beleuchtung des Straßenraums bei Nacht und zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls. 

    Die Evaluation des Experiments steht noch aus und soll im Sommer 2023 zur Verfügung stehen. Schon jetzt stehe allerdings fest: "Um eine resiliente und vielfältige Stadt zu schaffen, muss eine ausgewogene Funktionsmischung beibehalten werden: Eine Umgebung, mit der sich Bewohner identifizieren können und die sie selbst mitgestalten dürfen", heißt es auf der Website der Stadt Karlsruhe.

    Zusätzliche Veränderungen in der Innenstadt

    Ausblick: Die zentrale Kaiserstraße zählt zu den vier Quartieren, die auf Grundlage des Gutachtens und weiterer Untersuchungen als Ort mit relevantem Einzelhandelsschwerpunkt erkannt wurde. 

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    Foto: © Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung

    Die weiteren Quartiere sind der Marktplatz als "touristischer Hotspot",  der Bereich Wald-, Karl-, Herren- und Erbprinzenstraße als "Spezialisten-und Genussviertel" sowie die östliche Kaiserstraße als Quartier für Kultur-und Kreativwirtschaft. Auch hier plant die Stadt Veränderungen - Welche das sind, dazu bald mehr auf ka-news.de.

    Hintergrund

    Im Oktober 2017 wurde die CIMA Beratung + Management GmbH, München, vom Amt für Stadtentwicklung der Stadt Karlsruhe mit der Erstellung eines Gutachtens zur Zukunftsfähigkeit der Karlsruher City als Einzelhandelsstandort 2030 beauftragt. Dieses stellt seitdem die wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Karlsruher City dar. Auf über 260 Seiten wurden Stadtentwicklung, Marketing, Regionalwirtschaft, Einzelhandel, Wirtschaftsförderung, Citymanagement, Immobilien, Organisationsberatung, Kultur und Tourismus analysiert. Insgesamt wurden 124 Maßnahmen für Karlsruhe entwickelt. Darunter auch die Aufwertung der vier Quartiere: Östliche Kaiserstraße zum "Kreativ- und Gründerquartier", die Zentrale Kaiserstraße als "resiliente Einkaufsmeile", der Marktplatz als "touristischer Anlaufpunkt" sowie der Bereich Wald-, Karl-, Herren-, Erbprinzenstraße als "Spezialisten- und Genussviertel".  Im Jahr 2020 wurden die im Gutachten aufgezeigten Maßnahmenempfehlungen in das innerstädtische Maßnahmenprogramm "Aktionsplan City 2020 - 2026" überführt. Dieses stellt seitdem die wesentlichen Grundlagen für die Entwicklung der Karlsruher City dar. Aus diesem leitet sich das Projekt "City-Transformation" ab mit welchem sich die Stadt Karlsruhe 2021 erfolgreich beim Bundesförderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" beworben hat. Mit Zuwendungsbescheid vom 21. September 2022 erhielt die Stadt rund fünf Millionen Euro für das Projekt, das zum Ziel hat, innerstädtische Quartiere mit Einzelhandelsschwerpunkt weiterzuentwickeln und zu stärken. Das Projekt läuft bis zum 31. August 2025.

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