Die Karlsruher City sei hinsichtlich ihrer Bedeutung als Marktplatz "wenig profiliert"- so beschreibt ein externes Gutachten aus dem Jahr 2019 das Quartier Marktplatz. Eine Momentaufnahme, die die Stadt zum Anlass nahm, eine Umgestaltung des Quartiers anzustreben. Der Bereich wurde in das städtische Förderprojekt "City Transformation" aufgenommen und soll bis 2026 zu einem "touristischen Hotspot" werden.
Per Umfrage und Online-Portal zum "lebendigen Stadtplatz"
Um dieses Vorhaben zu erreichen, wird seit November hierzu das "Erlebnisraumkonzept Marktplatz Karlsruhe" als Beteiligungsprozess und zentrales Entwicklungskonzept der "City Transformation" umgesetzt. Dieses hat zum Ziel den Marktplatz künftig zu einem lebendigen Stadtplatz zu machen.
Damit auch Bürger, Gäste der Fächerstadt sowie Leistungsträger und Eigentümer die Chance haben, ihre Ansichten kundzutun und in die Planungen mit eingebunden zu werden, gab es eine Online-Befragung. Außerdem wurde eine eigene Projekt-Website (https://perspektive-karlsruhe.projectm.de/start/befragung/) eingerichtet, auf der Ideen platziert werden können. Dier Karlsruher Tourismus GmbH hat dafür das Hamburger Projektbüro "Project M" beauftragt.
Alle Beteiligungen fließen den Angaben zufolge mit in die Erlebnisraumentwicklung ein. Denn: "Erfolgreiche Stadtentwicklung ist Gemeinschaftsaufgabe", heißt es auf der Projekt-Website. Laut Stadt soll der Marktplatz nicht zuletzt dadurch in den nächsten Jahren zu einem "Ort der gesellschaftlichen und kulturellen Begegnung werden und in seiner Bedeutung als "Kultur-, Freizeit- und Konsumort" hinzugewinnen und so zu einem touristischen Hotspot werden.
So wird der Marktplatz aktuell gesehen
387 Personen haben bei der Online-Befragung mitgemacht. Die Mehrheit gab an, dass der Marktplatz aktuell keine besondere Bedeutung für den Innenstadtbesuch darstellt. Vielmehr lege er auf dem Weg; zum Verweilen lade er eher weniger ein. Über ein Drittel der Befragten bewertet die Aufenthaltsqualität dort gar mit mangelhaft.

Ein Drittel ist aber auch der Meinung, dass sich die Aufenthaltsqualität in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt habe. So wird etwa die räumliche/städtebauliche Qualität des Marktplatzes als Veranstaltungsort im Durchschnitt mit 2,8 (Schulnotenskala) bewertet. Dennoch bewertet ein Fünftel der Befragten den Angebots-und Funktionsmix des Marktplatzes wiederum als mangelhaft oder ungenügend.

Auf Grundlage der Befragungsergebnisse hat Project M erste Vorschläge entwickelt - einige wurden bereits 2022 umgesetzt, andere sollen 2023 starten.
Mehr Programm: Märkte starten in die Outdoor-Saison
Umgesetzt ist beispielsweise die Etablierung von Märkten. Seit Fertigstellung der neuen Marktplatz-Oberfläche sind die Märkte auf den Veranstaltungsort Marktplatz zurückgekehrt: Im März starteten Abend- und Pyramidenmarkt:
- Abendmarkt: Jeden Mittwoch, von 16 bis 20 Uhr
- Pyramidenmarkt: Jeden Samstag, von 11 bis 18 Uhr
- Aktuelle Infos unter www.karlsruhe.de/maerkte

Geplant seien weiterhin - so ist es einem Bericht der Badischen Neuesten Nachrichten zu entnehmen - temporäre Experimentierflächen für Kleinkunst sowie ein Lichtkonzept. Zu den Märkten sollen sich ebenfalls Flohmärkte als Veranstaltungen gesellen. Fest steht: Auf der städtischen Markt-Seite können sich Kunsthandwerker für einen Kunsthandwerkmarkt am 8. Juli auf dem Marktplatz bewerben.

Überlegungen schließen mit ein, dass sich Karlsruhe als Unesco City of Media Arts auf dem Platz präsentieren und zeitweilige Kunstprojekte umsetzen könnte. Weiterhin ist auf der Homepage über die Idee von Abendveranstaltungen in Form von Lesungen oder Poetry Slams zu lesen. Auch die Erweiterung des Abendmarkts mit einer Silent-Disco-Reihe und regionalem Streetfood sind Vorschläge von Bürgern auf der Project M-Homepage. Oder wie wäre es mit einer offenen Markthalle mit Gastronomieangebot und einer Eisbahn?
Was wird von den Ideen wirklich umgesetzt?
Welche Ideen und Anregungen haben den Weg in die städtischen Planungen gefunden? ka-news.de hat bei der Stadtverwaltung nach dem aktuellen Umsetzungsstand und Projekten bezüglich des Marktplatzes gefragt. Was hat die Stadt bisher unternommen, um ihrem selbst gesetzten Ziel, den Platz zum "touristischen Hotspot" zu machen, näher zu kommen?

- Marktplatz als zentraler Weihnachtsmarkt-Ort: Der fliegende Weihnachtsmann ist vom Friedrichsplatz auf den Marktplatz umgezogen.
- Neue Sitzgelegenheiten: Mehr Aufenthaltsqualität im Sommer sollen Sonnenschirme und Stühle bringen. Zehn Schirme und rund 50 Stühle will die Stadt im "späten Frühjahr" bereitstellen. Diese sollen zum Verweilen einladen und die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz insbesondere in den Sommermonaten verbessern.
- Zusätzliche Begrünung: Im Rahmen des Quartiersimpuls "Grüner Marktplatz" will die Stadt außerdem weitere Pflanzenkübel aufstellen. Aktuell wird über die Errichtung von Hochbeeten auf dem Marktplatz debattiert.
Weitere Veränderungen in der Innenstadt
Warum wird überhaupt eine Umgestaltung angestrebt? Der Marktplatz zählt zu den vier Quartieren, welche auf Basis der Studie und weiteren Untersuchungen als Orte mit relevanten Einzelhandelsschwerpunkten erkannt wurden.

Die weiteren Quartiere sind: Die zentrale Kaiserstraße als "resiliente Einkaufsmeile", der Bereich Wald-, Karl-, Herren- und Erbprinzenstraße als "Spezialisten- und Genussviertel" sowie die östliche Kaiserstraße als Quartier für Kultur- und Kreativwirtschaft.

Mehr zu den Quartieren "Resiliente Einkaufsmeile" und "Spezialisten- und Genussviertel" bald auf ka-news.de!
Hintergrund
Im Oktober 2017 wurde die CIMA Beratung + Management GmbH, München, vom Amt für Stadtentwicklung der Stadt Karlsruhe mit der Erstellung eines Gutachtens zur Zukunftsfähigkeit der Karlsruher City als Einzelhandelsstandort 2030 beauftragt. Dieses stellt seitdem die wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Karlsruher City dar. Auf über 260 Seiten wurden Stadtentwicklung, Marketing, Regionalwirtschaft, Einzelhandel, Wirtschaftsförderung, Citymanagement, Immobilien, Organisationsberatung, Kultur und Tourismus analysiert. Insgesamt wurden 124 Maßnahmen für Karlsruhe entwickelt. Darunter auch die Aufwertung der vier Quartiere: Östliche Kaiserstraße zum "Kreativ- und Gründerquartier", die Zentrale Kaiserstraße als "resiliente Einkaufsmeile", der Marktplatz als "touristischer Anlaufpunkt" sowie der Bereich Wald-, Karl-, Herren-, Erbprinzenstraße als "Spezialisten- und Genussviertel". Im Jahr 2020 wurden die im Gutachten aufgezeigten Maßnahmenempfehlungen in das innerstädtische Maßnahmenprogramm "Aktionsplan City 2020 - 2026" überführt. Dieses stellt seitdem die wesentlichen Grundlagen für die Entwicklung der Karlsruher City dar. Aus diesem leitet sich das Projekt "City-Transformation" ab mit welchem sich die Stadt Karlsruhe 2021 erfolgreich beim Bundesförderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" beworben hat. Mit Zuwendungsbescheid vom 21. September 2022 erhielt die Stadt rund fünf Millionen Euro für das Projekt, das zum Ziel hat, innerstädtische Quartiere mit Einzelhandelsschwerpunkt weiterzuentwickeln und zu stärken. Das Projekt läuft bis zum 31. August 2025.