Manche Kritiker sind davon überzeugt, dass die Einzigen, die dieser Tage regelmäßig durch die Kaiserstraße wandern, Schatten sind - die Schatten der Bäume und Fassaden, wie sie mit der vorüberziehenden Sonne über den Kopfstein gleiten.

Die obere Kaiserstraße - Verwaist oder beliebt?
Bild: Lars Notararigo

Doch selbst besagte Schatten seien laut kritischen Stimmen ziemlich rar, obwohl sie gerade während der Sommerhitze maßgeblich zur Lebensqualität beitragen.

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Nun soll der für einige Fußgänger kostbare Schatten sogar noch getrimmt werden. Einige Bäume der Kaiserstraße werden nämlich bald von der Stadt gefällt, obwohl sie eigentlich noch gesund sind. Ein Umstand, der etwa bei ka-Reporterin Carmen Beckenbach auf Skepsis stößt.

Ab 2023 werden Bäume gefällt und gepflanzt

"Dass die Stadt bessere Lebensbedingungen für die Kaiserstraße will, ist ja nichts erst seit gestern bekannt. Einige Maßnahmen wurden ja auch schon umgesetzt", so Beckenbach.

Die obere Kaiserstraße - Verwaist oder beliebt?
Bild: Lars Notararigo

"Vieles ist meiner Meinung nach auch ein guter Ansatz, zum Beispiel, dass die Stadt neue Bäume anpflanzen möchte. Leider plant die Stadt die alten Bäume zugunsten der neuen zu fällen", sagt sie.

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Besonders zwischen Ritterstraße und Europaplatz müssten zugunsten neuer Begrünung einige Bäume aus dem Asphalt entfernt werden, wie auch der SPD-Stadtrat Michael Zeh bestätigt.

Michael Zeh von der SPD.
Michael Zeh von der SPD. | Bild: Michael Zeh

"Diese Maßnahmen  wurden vom Ausschuss für Umwelt und Gesundheit getroffen und werden im kommenden Jahr beginnen und für die gefällten Bäume werden sogar noch mehr Bäume gepflanzt", erklärt er. Diese Antwort stelle Beckenbach allerdings nicht zufrieden.

"Gesunde Bäume zu fällen ist Verschwendung"

"Sowohl was das Spenden von Schatten als auch das Abkühlen der Straße ist das Fällen gesunder Bäume meines Erachtens Verschwendung. Ganz besonders für den Klimaschutz", sagt die ka-Reporterin.

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"Immerhin wurden viele Maßnahmen zur Umgestaltung der Kaiserstraße vor einigen Jahren getroffen. Aber unsere Welt hat sich in den letzten Jahren stark verändert - und da bin ich wirklich nicht sicher, ob wir uns das Fällen gesunder Bäume überhaupt leisten können", meint Beckenbach.

Die obere Kaiserstraße - Verwaist oder beliebt?
Bisher muten die Bäume der Kaiserstraße sehr gesund an. | Bild: Lars Notararigo

"Mir geht es dabei natürlich nicht um Politiker-Bashing und ich möchte auch gar nicht behaupten, dass ich es besser wüsste oder die Entscheidung der Stadt nicht durchdacht war", sagt sie. "Mir fällt derzeit nur schwer, die Beweggründe nachzuvollziehen und ich würde mir eine etwas ausführlichere Erklärung der Stadt wünschen." 

86 neue Bäume gegen 12 Gefällte

Um diesem Wunsch nachzukommen, wendet sich ka-news.de direkt an die Stadt. Auch um das genaue Verhältnis gefällter Bäume zu Neuanpflanzungen zu erfragen.

 

"Zu Beginn des kommenden Jahres bis Ende Februar 12 Platanen gefällt werden. Dafür werden ab 2024 nach und nach insgesamt 86 Zürgelbäume neu gepflanzt", erklärt ein Sprecher der Stadt.

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Zehs Aussage, dass mehr Bäume gepflanzt als gefällt werden sollen, ist somit also von der Stadt bestätigt. Dennoch bleibt die Frage, wieso das atmende Holz nicht auch in Zukunft Teil des Stadtbildes bleiben kann. "Es ist immer bedauerlich, wenn Bäume gefällt werden müssen", sagt er.

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"Dennoch erscheinen die Abwicklung der Maßnahme und das Ergebnis mit 86 neuen Bäumen anstelle der noch vorhandenen ein Ansatz, der den Grundstein für eine gute Entwicklung dieser innerstädtischen Einkaufsstraße darstellt", erklärt er stellvertretend für die Stadt. 

"Das Holz der Zukunft"

Aber mussten die alten Bäume für dieses Unterfangen wirklich abgeholzt werden? Immerhin rufe Karlsruhes Klimaschutzkonzept auch zum nachhaltigen Umgang mit Bäumen auf. Laut der Stadt habe aber gerade der Klimaaspekt den Ausschlag gegeben, um Karlsruhes Baumbestand nicht nur zu erweitern, sondern auszutauschen. 

Die obere Kaiserstraße - Verwaist oder beliebt?
Werden nicht alle Bäume den neuen Bedingungen eines wärmeren Klimas standhalten? | Bild: Lars Notararigo

"Die Zürgelbäume sind sogenannte 'Zukunftsbäume', also Baumarten, von denen nach heutigen Erkenntnissen erwartet wird, dass sie mit dem Klimawandel gut zurechtkommen werden. Diese werden durch unterirdische Leitungen automatisch bewässert", sagt der Sprecher. Man stelle sich also schon auf neue Bedingungen ein.

Wird die Kaiserstraße weniger Schatten bieten?

Wenn den Klimabedingungen nun aber Genüge getan ist, wie steht es um die allgemeinen Lebensbedingungen, zu denen die Bäume der Kaiserstraße beitragen? Immerhin erwies sich der Schatten gerade im Sommer als eines der wichtigsten Besuchsargumente des Einkaufsboulevards.

Wird man auf diesen Schatten verzichten, bis die neuen Bäume in ausreichende Höhen gesprossen sind? Oder gibt es vielleicht Ersatz?

Die obere Kaiserstraße - Verwaist oder beliebt?
Schon mit den Bäumen ist der Schatten an manchen Stellen spärlich. | Bild: Lars Notararigo

"Nein, eine Alternative in Form einer Zwischenbegrünung ist nicht möglich. Die zeitlichen Abläufe sind so getaktet, dass in jedem Bauabschnitt zunächst die Fällung ansteht, dann die Tiefbaumaßnahme mit der Leitungsverlegung und den neuen Belägen und abschließend der Ausstattung und der Baumneupflanzung. Dann folgt der nächste Bauabschnitt mit dem identischen Ablauf", erklärt der Sprecher.

"Man kann nicht genau sagen, wann die Zürgelbäume ausgewachsen sind"

Daher werde es in der Kaiserstraße immer Bäume geben - und somit auch Schatten. "Zunächst eine Mischung aus Altbaumbestand und neuen Bäumen und am Ende nach der Fertigstellung der Neugestaltung eine durchgrünte Kaiserstraße mit 86 Zürgelbäumen", so der Sprecher. Nichtsdestotrotz werden die Zürgelbäume ihr volles Potenzial natürlich erst dann erreichen, wenn sie ausgewachsen sind.

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Innerhalb welchen genauen Zeitraumes dieser Wachstumsprozess abgeschlossen sei, könne man aber nicht mit Gewissheit sagen. "Da es sich um lebende Organismen handelt, ist es nicht ganz einfach, Prognosen zu ihrer Entwicklung abzugeben", so der Sprecher.

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"Aufgrund der deutlich höheren Anzahl an neuen Bäumen gegenüber dem noch bislang vorhandenen Bestand ist aber damit zu rechnen, dass hoffentlich schon recht bald die positiven Wohlfahrtswirkungen der neuen Bäume zum Tragen kommen."