Nach einem langen Winter freuen sich die Karlsruher über die ersten kräftigen Sonnenstrahlen in der Fächerstadt. Doch spätestens im Sommer wird der Aufenthalt im Freien in der Innenstadt für viele Karlsruher schnell zur Qual.
Sommer in der Innenstadt werden zur Tortur
Der Grund: Die in den letzten Sommern extrem hohen Temperaturen, die auch in der Karlsruher Innenstadt für eine kaum zu ertragene Hitze sorgten. Das Problem hier: Betonflächen, Gebäude, gepflasterte Straßen, von denen es in der Karlsruher City nicht zu wenige gibt.
Diese sogenannte Versiegelung verstärkt die Aufheizung der Straßen und Plätze noch einmal, Ein Faktor, so argumentiert die Gemeinderatsfraktion von Die Linke. Deshalb möchte sie nun aktiv gegen die Versiegelung des Bodens vorgehen und eine Entsiegelung von Flächen in der Stadt vorantreiben.
Dazu stellt die Fraktion um Lukas Bimmerle nun einen Antrag im Gemeinderat. In diesem fordert sie drei konkrete Dinge von der Stadtverwaltung:
- Die Stadtverwaltung stellt eine Kartierung der aktuell versiegelten Flächen in der Stadt vor und stellt dar, aus welchen baulichen Gründen eine Versiegelung der entsprechenden Flächen durchgeführt wurde.
- Die Stadtverwaltung führt für die Innenstadt eine detaillierte Analyse durch, welche derzeit versiegelten, öffentlichen Flächen entsiegelt werden können und welche finanziellen Aufwendungen hierfür notwendig wären.
- Die Stadtverwaltung wird beauftragt eine Entsiegelungsstrategie für die Stadt zu entwerfen, um auf die stärker werdenden Hitzewellen im Sommer vorbereitet zu sein und ein angenehmes Stadtklima zu schaffen.
"Aktuelle Maßnahmen halten nur den Status quo"
"Die aktuellen Maßnahmen der Stadt zur Entsiegelung sind für uns nicht ausreichend und es gibt aktuell keine Informationsgrundlage und keine Strategie, um Flächen aktiv zu entsiegeln", sagt Bimmerle im Gespräch mit ka-news.de.
"Mit dem Antrag wollen wir eine attraktive Lebensqualität erhalten, welche die bereits vorhandenen Grünflächen nicht bieten können. Wir brauchen dafür deutlich mehr Grün und deutlich weniger Asphalt."

Neben der Abkühlung der Innenstadt erwarten Bimmerle und seine beiden Fraktionskolleginnen einen besseren Abfluss des Regenwassers und eine erhöhte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. "Wir brauchen auch in den Einkaufsstraßen Zonen, die attraktiv sind", findet Bimmerle.
"Haben die Möglichkeit, eine komplett neue Innenstadtentwicklung zu betreiben"
Und welche Zonen sind hierfür geeignet? "Mittelfristig, durch die Realisierung der Kombilösung, kann ich mir die Kaiserstraße gut vorstellen. Wir haben die Möglichkeit, eine komplett neue Innenstadtentwicklung zu betreiben. Hier haben wir enormes Potenzial für Entsiegelung und für grüne Flächen", erklärt der Wirtschaftsingenieur.
Eine Fläche, wo ein solches Potenzial Bimmerle zufolge verschwendet wurde, ist der neue Marktplatz. "Die Situation hier ist natürlich bedauerlich. Wir haben unser Bestes gegeben, zumindest noch ein paar Bäume auf den Platz zu bekommen, aber hier scheiden sich in Sachen Stadtplanung die Geister", so der Stadtrat. "Es gibt, aber noch viele Möglichkeiten in der Stadt und es wird immer Konflikte geben."
Noch ein weiter Weg zu gehen
Bevor es aber an anderen Stellen konkret wird und große Blumen- oder Rasenflächen die Schienen in der Kaiserstraße ersetzen können, bedarf es an ausreichend Planung und finanziellen Möglichkeiten. Denn: Im aktuellen Haushaltsjahr sind keine Mittel für eine aktive Entsiegelung vorgesehen, dies soll sich nach Meinung der Linken im nächsten Jahr ändern. "In den letzten Beratungen hatten wir den Antrag für 200.000 Euro gestellt, damit wäre schon viel erreicht", findet Bimmerle.

Doch auch bis die gewünschten Mittel bewilligt werden können, ist es noch ein weiter Weg. Zunächst einmal wird über den Antrag der Fraktion Anfang Juli im Planungsausschuss diskutiert. Hier wird dann auch die Stadt ihre Antwort zum Antrag präsentieren, die liegt aktuell nämlich noch nicht vor. Ob die Verwaltung dann aktiv Schritte der Entsiegelung gehen muss, entscheidet nach Beratung im Ausschuss der Gemeinderat.
"Klimawandel wartet nicht"
"Ich hoffe natürlich das die Verwaltung dem Antrag positiv gestimmt ist, immerhin geht es hier um den Klimaschutz in Karlsruhe und ich habe auch schon von den anderen Fraktionen viel Sympathie für dieses Thema wahrgenommen", sagt Bimmerle und ergänzt: "Um eine Strategie zu entwickeln, wird es Unterstützung geben. Die Frage der Finanzierung ist davon angesichts der Haushaltslage eine andere."
Doch auch vor dem Hintergrund der leeren Kassen im Rathaus möchte Bimmerle das Thema nicht klein machen. "Es ist ein mittelfristiges Thema und es gibt natürlich viele Themen, an denen wir arbeiten - es ist schwer, diese zu priorisieren. Aber wir brauchen jetzt einen klaren Fahrplan, was bis 2030 passieren soll und da sollten wir im nächsten Haushalt einen ersten Schritt gehen. Denn der Klimawandel wartet nicht."



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