Zwei Tage ist es nun her, dass der "Baggerbiss" eine Neugestaltung der Innenstadt einleitete. Von nun an soll sich das Antlitz der Innenstadt über die Jahre nachhaltig wandeln. "Uns geht es aber nicht nur um eine physische Transformation, sondern auch um kulturelle Weiterentwicklung. Um die Zukunftsfähigkeit von Karlsruhes Sozialleben", sagt Oberbürgermeister Frank Mentrup während einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Besagte Konferenz sei vor allem dazu da, die Ideen und Konzepte hinter der Neugestaltung vorzustellen. "Unser Konzept, mit dessen Erarbeitung wir bereits vor Corona begonnen haben, stützt sich dabei auf vier wichtige Voraussetzungen", sagt Mentrup.
Vier Säulen der Neugestaltung
"Natürlich das Cima-Gutachten von 2018, das uns bis 2030 einen Fahrplan für den Einzelhandel liefert, das Projekt Örmi für die öffentliche Mobilität, die Jugendinitiative 'My City, My Place' und natürlich die Informationen, die wir parallel zur andauernden Sanierung der westlichen Kaiserstraße gewinnen konnten", so Mentrup.

"Mittels dieser vier Informationsquellen stellten wir einen Antrag zur Förderung einer neuen Innenstadt an die Bundesregierung. die uns daraufhin eine Summe von vier Millionen Euro für dieses Projekt bewilligte. Weitere 700.000 Euro für die Neugestaltung tragen die Stadt Karlsruhe und ihre Partner", erklärt der OB.
Vier neugestaltete Quartiere in der Innenstadt
Passend zu den vier Säulen wird es auch vier Quartiere geben, also vier Bereiche, auf die sich die Neugestaltung der Innenstadt konzentrieren soll. "Diese belaufen sich auf die östliche Kaiserstraße, den Marktplatz, die zentrale Kaiserstraße westlich davon und das zusammengefasste Gebiet der Wald-, Karl-, Herren- und Erbprinzenstraße", sagt Mentrup weiter.

All diesen Quartieren gemein sei, dass Aufenthaltsqualität die oberste Priorität bei ihrer Modernisierung werden soll. "Unsere Analysen zeigten sehr deutlich, dass die meisten Leute die Innenstadt nur für einen gebündelten Einkauf besuchen und die dort verbrachte Zeit nur wenig schätzen. Wir wollen also neue Anreize schaffen - kulturell und gastronomisch - damit sich die Leute gerne in Karlsruhes Innenstadt aufhalten", so der OB.
Die Stärken der Quartiere ausspielen
Hierzu plane die Stadt vor allem die Stärken der jeweiligen Quartiere auszuspielen - aber auch die kritisierten Schwächen in Stärken umzuwandeln. "Die östliche Kaiserstraße etwa ist mit dem Karlsruher Institut für Technologie schon immer Nährboden für Gründungen, Kreativarbeit oder einfach sozialem Austausch unter Studierenden", meint der Rathaus-Chef.

"Entsprechend wird es hier sehr viele Bildungsangebote geben - noch in diesem April sind einige Informationsabende geplant. Darüber hinaus wollen wir genau analysieren wie sich bestehende und vielleicht leerstehende Flächen gastronomisch und kulturell weiterentwickeln lassen", sagt er.
Neuverwendung leerstehender Flächen
Leerstand war in der jüngsten Geschichte der Kaiserstraße ein beständiges Problem. "Mit dem immer stärker florierenden Online-Handel und den Nachwirkungen der Pandemie existiert dieser Leerstand natürlich, auch wenn er sich mittlerweile ansatzweise eingependelt hat", sagt Mentrup.

Dieser Leerstand lasse sich aber in die neue Innenstadt - vor allem in die neugestaltete westliche Kaiserstraße - einbinden. "Wir möchten prüfen, ob ein leerstehendes Verkaufsgebäude in der Kaiserstraße nicht in ein Restaurant, einen sozialen Treffpunkt oder eine sonstige kulturelle Einrichtung umfunktionieren ließe", erklärt der OB. "Vor allem im Erdgeschossbereich wollen wir die Innenstadt so attraktiver gestalten."
Eine Flaniermeile um die Karlstraße
Ein ansehnlicher Erdgeschossbereich sei in der Innenstadt immerhin eine wichtige Voraussetzung, dass sich Fußgänger wohlfühlen. "Das betrifft natürlich nicht nur Geschäfte. Im Bereich um die Karlstraße planen wir derzeit eine neue öffentliche Möblierung, eine neue Flaniermeile und einige andere Elemente, die bereits auf dem Fest der Sinne zu bestaunen sein werden", so Mentrup.

Jenes Gebiet sei "schon heute bekannt als Spezialisten- und Genussviertel. Dort gibt es zum Beispiel auch die meisten Händler für Antiquitäten. Diese Stärke würden wir gerne noch weiter Ausprägen und die Flaniermeile so noch attraktiver gestalten", sagt er weiterhin.
Der Marktplatz als Begegnungsstätte
Bei all diesen Überlegungen dürfe Karlsruhes Wohnzimmer - der Marktplatz - natürlich nicht außer Acht gelassen werden.
"Wir wollen den Marktplatz zu einer touristischen Attraktion und einem zentralen Treffpunkt aller Karlsruher avancieren lassen", so der Oberbürgermeister. "Schon jetzt wurde aus den Fördergeldern des Bundes geschöpft - der fliegende Weihnachtsmann war zum Beispiel Teil des Konzepts."

Doch auch auf einem eher alltäglichen Fundament, soll der Marktplatz zu neuer kultureller Bedeutung finden. "Zunächst einmal ganz simpel mit mehr Stühlen, mehr Schirmen und mobiler Begrünung. Mehr stationäre Bäume zu pflanzen sehe ich derzeit eher kritisch, da wir jeden Platz für die kulturellen Veranstaltungen brauchen werden."
"Wir wollen Kommunikation zu allen beteiligten herstellen"
Und die Planung dieser Veranstaltungen habe laut Mentrup gerade erst begonnen. "Da ist natürlich das Fest der Sinne. Aber wir wollen eine ganze Veranstaltungsreihe unter dem Namen 'Karlsruhe trifft sich', die gemeinsam mit den samstäglichen Pyramidenmärkten stattfinden sollen. Wir möchten dabei so viel Kommunikation unter den Bürgern wie möglich herstellen."

Kommunikation sei auch das Schlüsselwort zum Gelingen der Neugestaltung. "Innerhalb des Projektes sind noch viele Machbarkeitsstudien und Versuche durchzuführen. Damit das klappt und unsere Innenstadt wirklich ein moderner Kulturraum wird, setzen wir auf stetige Kommunikation mit den Gewerbetreibenden, Gastronomen, Anwohnern und auch einfach Besuchern der Innenstadt. Natürlich auch auf Beratung in beide Richtungen", sagt der OB.

"Mir ist dabei vor allem eines wichtig: Dieses Projekt ist nicht exklusiv. Jeder Karlsruher und Ideengeber darüber hinaus kann sich jederzeit über die Website der Stadt mit dem Amt für Städteplanung in Verbindung setzen und sich so an diesem Projekt beteiligen. Jeder Bürger kann den Kulturraum der Innenstadt mitgestalten."