Die Schienen in der Kaiserstraße verschwinden, der Marktplatz wird umgestaltet, die Kriegsstraße bekommt ein neues Gesicht - baulich tut sich in der Karlsruher Innenstadt aktuell und in naher Zukunft einiges. Weitere Konzepte sind langfristig geplant. Das übergeordnete Ziel aller Maßnahmen: Nach der Fertigstellung der Kombilösung soll die City ein "neues Gesicht" bekommen.
Ziel von ÖRMI: Mehr Aufenthaltsqualität
Zwei Aspekten wurde dabei nach Ansicht der Stadt Karlsruhe bisher allerdings noch zu wenig Bedeutung zugemessen: Der Mobilität und der Ausgestaltung des öffentlichen Raums. Dafür soll nun das sogenannte ÖRMI-Konzept entwickelt werden. Drei teils international agierende Planungsbüros sind bei der Ausarbeitung beteiligt:
- Gehl People aus Kopenhagen (Stadtplanung und Strategie)
- Argus aus Hamburg (Verkehrsplanung)
- Weeber+Partner aus Stuttgart (Bürgerbeteiligung)
Themen wie Parken, Zulieferverkehr, autofreie Innenstadt, Entwicklung des Rad- und Fußverkehrs sowie die verstärkte Nutzung von Plätzen durch verschiedene Bürgerinitiativen sollen dabei im Fokus stehen. Das Ziel: Die Aufenthalts- und Lebensqualität zu steigern.
"Zum Einkaufen oder zur Freizeitgestaltung allein kommt niemand mehr in die Innenstadt"
"In der Karlsruher Innenstadt liegen viele Möglichkeiten nah beieinander. Hier kann etwa eingekauft, gewohnt, die Freizeit gestaltet und Fußball gespielt werden - und alles durch kurze Wege verbunden. Aber nicht erst durch Corona wird in Karlsruhe deutlich: Für eine dieser Aktivitäten allein kommt niemand mehr in die Innenstadt", erklärt Oberbürgermeister Frank Mentrup bei der Vorstellung des Konzepts am Mittwoch.

Man wolle sich daher darauf konzentrieren, den "Besuch der Stadt zu einem Gesamterlebnis zu machen". "Karlsruhe steckt voller Leben. Das möchten wir nutzen und alle Bedürfnisse vereinen, um so einen Mehrwert zu schaffen. Wir wissen nicht, wie die Innenstadt in zehn Jahren aussieht, aber so wollen wir einen robusten Rahmen für alle weiteren Entwicklungen schaffen", sagt Brigitte Bundesen Svarre vom Büro Gehl People, das die Federführung des Projekts innehat.
Konzepte werden zusammengefasst
Ein weiterer Vorteil des Projekts: Schon bestehende Konzepte und Planungen zur Gestaltung der Innenstadt sollen in ÖRMI zu einem großen Gesamtkonzept vereint werden und die künftige Planung so einfacher machen. Dazu gehören:
- das Plätze- und Höfe-Konzept von 2003
- das Cima-Gutachten zur Stärkung des Einzelhandels
- die Planungen zum Sanierungsgebiet Innenstadt-Ost
- die Planungen zur Umgestaltung der Innenstadt im Zuge der Kombilösung
Bis zum Herbst 2021 soll das ÖRMI-Konzept fertiggestellt sein. Doch schon jetzt gibt es erste Ideen von Seiten der Stadtverwaltung und der Planer, welche Bereiche der Innenstadt konkret verändert werden könnten, welche OB Mentrup bei einem kurzen Rundgang durch die Innenstadt erläutert:
1. Cityroute Süd in Kriegsstraße verlegen
Hier wolle man überlegen, die Rad-Cityroute-Süd in die dann neu gestaltete Kriegsstraße zu verlegen, um die von Radlern stark frequentierte Querung zu entschärfen.
2. Eine direkte Radverbindung zwischen Europaplatz und Karlstor schaffen
Dies gestalte sich laut OB Mentrup schwierig, da in der Karlstraße alle Verkehrsteilnehmer aufeinandertreffen und jeder einen eigenen Raum erhalten soll. Ein zusätzliches Problem: Entgegen ursprünglicher Planungen kann die Haltestelle Europaplatz (Karlstraße) nicht auf den Platz selbst verlegt werden, sondern muss an Ort und Stelle bleiben. Der Grund: "Die Bahnen mit Doppeltraktionen würden sonst nicht auf den Platz passen", so Frank Mentrup.
3. Europaplatz könnte autofrei werden
Die Fußgängerzone der Kaiserstraße könnte zudem bis zum Kaiserplatz verlängert werden. "Da der Europaplatz stark genutzt wird und räumlich eng ist, gestaltet sich das schwierig", so das Stadtoberhaupt. Der Europaplatz soll zudem - zusammen mit anderen Plätzen in der City - eine "einheitliche Struktur" erhalten.
4. Plätze mit mehr Charakter - Bürger sollen öffentlichen Raum mitgestalten
Ein zentraler Aspekt des Konzepts. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, soll auf den Plätzen und Straßen in der Karlsruher Innenstadt mehr Raum für Initiativen entstehen, die Bürger selbst organisieren. "Denkbar wäre etwa eine Art Speakers' Corner für Studenten oder freie Projektfelder für kulturelle Nutzungen", so Mentrup.

Die Bereiche sollen durch das IQ-Leitprojekt so gestaltet werden, dass unterschiedliche Gruppen sie für unterschiedliche Projekte nutzen können - etwa durch freigehaltene Flächen. Hierfür könnte ein "Intendant" für den jeweiligen Platz eingesetzt werden, der die Vergabe der Flächen prüft. Dann auch denkbar: Besondere Aktionen - wie ein Pool in der Innenstadt im Zuge der Kombilösung im Sommer 2013.
Bedeutet das weitere Baustellen für die Innenstadt?
"Nicht unbedingt", sagt Frank Mentrup. Man solle sich darunter mehr eine Weiterentwicklung der Innenstadt vorstellen - ohne große infrastrukturelle Eingriffe. "Es geht weniger um die haptische Gestaltung als um die Konzentration auf die Anziehungskraft und die Atmosphäre - das ist kein neues, sondern ein anderes Bauen." Ein weiterer Vorteil soll bieten, dass sich die Bürger direkt an der Gestaltung beteiligen können.
Damit das gelingt, sollen im Jahr 2021 Reallabore im öffentlichen Raum eingerichtet werden, um das Konzept während der Laufzeit überprüfen zu können. Ein erster öffentlicher Auftakttermin der Bürgerbeteiligung ist am 24. September um 18 Uhr im Bürgerzentrum Südwerk geplant. Ein erstes Grobkonzept soll dann im kommenden Frühjahr vorgelegt werden.
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