Das Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe hat am vergangenen Montag, 17. April, mit seiner nächsten Großbaustelle begonnen. Im Zuge der Kombilösung wurden die Haltestellen Kaiserstraße und Marktplatz in den Untergrund verlegt. Die Gleise oberirdisch werden nun nach und nach entfernt.
Eine angenehme Einkaufsatmosphäre? Wohl kaum. Ein Umstand, den nicht zuletzt die Händler entlang der Einkaufsmeile zu spüren bekommen. Inwiefern hat die Baustelle an der Kaiserstraße Einfluss auf ihr Tagesgeschäft?
"Da kann man die Nerven verlieren"
"Die Baustelle verursacht sehr viel Krach, der Durchgang ist erschwert, für die Kunden ist das nicht schön", sagt Simsik Sezgin, der auf dem Marktplatz Blumen verkauft. Bereits jetzt spüre er, dass etwa 60 Prozent weniger Kunden kämen.
"Das kann natürlich auch wetterbedingt sein, aber bei dem ständigen Lärm macht das hier einfach keinen Spaß mehr. Da kann man durchaus die Nerven verlieren", so Simsik weiter. Nach Muttertag (14.Mai), wolle er mit seinem Blumen-Familienbetrieb daher nach sechs Jahren vom Marktplatz auf den Friedrichsplatz wechseln.
Marktlücke: Sommergeschäft läuft erst noch an
Ein paar Meter weiter sind die Tische vor der Kneipe Marktlücke leer. Auch in den Innenräumen sind nur etwa zehn Gäste. Als Grund nennt Tilmann Helm, Schichtleiter des Gasthaus die Uhrzeit: "Die Mittagszeit ist gerade rum", sagt er. Von der Baustelle in direkter Nachbarschaft am Marktplatz sei derzeit noch nicht viel zu spüren.

"Das Sommergeschäft läuft erst noch an. Inwiefern der Lärm der Baustelle also potentielle Kunden vergraulen könnte ist entsprechend schwer absehbar, aber in irgendeiner Art und Weise wird sich das sicher aufs Geschäft auswirken", so Helm. Der Zukunft der Innenstadt blickt er allerdings dennoch zuversichtlich entgegen: "Ich glaube, dass es sich schon positiv auf das Gesamtbild auswirken wird, wenn die Gleise weg sind und die Kaiserstraße schön hergerichtet wird", sagt Helm weiter.

Unikat: "Stadt hat großes Potential"
Ähnlich sehen das auch die Brüder und Betreiber des Modegeschäfts Unikat, das sich nur wenige Meter weiter befindet.
"Sicherlich ist das Gesicht von Karlsruhe aktuell sehr zerkratzt", sagt Michael Preißler und sein Bruder Andreas ergänzt: "Dennoch hat die Stadt auch ein riesengroßes Potential und befindet sich aktuell im Transformationsprozess".
Prinzipiell habe sich das Einkaufsverhalten in den letzten Jahren verändert und gingen immer mehr Kunden zum Onlinehandel über. Dies sei allerdings kein Ergebnis der Baustelle, sondern genereller gesellschaftlicher Veränderungen.

Dennoch sind die Brüder der Ansicht, dass man die Baustelle auch nutzen könnte. "Klar ist das unschön und die Bauzäune mega hässlich, aber man könnte die Dinger ja zum Beispiel auch einfach ein bisschen bespielen und bunt gestalten", schlägt Andreas Preißler vor. Die Entscheider sollten einfach selbst häufiger durch die Stadt flanieren und in die Atmosphäre hineinspüren."
Eiscafé Cortina befürchtet erneute Einbußen
Ein Wechsel auf die andere Straßenseite führt vorbei an der Baustelle zum Eiscafé Cortina. Bereits seit 14 Jahren betreibt Annamaria Grava dieses schon. Die Jahre des Baus der Kombilösung hat sie komplett miterlebt. "Das war eine schwierige Zeit. Es kamen nicht viele Kunden", erinnert sie sich.

Auch jetzt befürchtet sie Umsatzeinbußen. "Wer will bei dem Lärm und Staub schon auf der Terrasse sitzen und ein Eis essen oder einen Café trinken?", fragt sie. "Ich hoffe sehr, dass die Arbeiten diesmal schneller fertig sind und es nicht wieder zu Verzögerungen wie bei der Kombilösung kommt." So müsse sie ja auch weiterhin von irgendetwas leben und ihre Ladenlokalmiete von 10.000 Euro bezahlen können. "Die Ausgaben sind fest, die Einnahmen nicht. Die Kosten müssen wir erstmal decken können", sagt Grava.
Container versperren die Sicht auf Laufschuhgeschäft
Geht man die Kaiserstraße weiter hoch Richtung Durlacher Tor, führt der Weg vorbei an den Arkaden. Mit Blick nach links zum Schloss sind mehrere blaue Container zu sehen. Dass sich dahinter ein Fachgeschäft für Laufschuhe befindet, ist wohl nur Stammkunden oder Ortskundigen bekannt. "Uns wurden die Teile (die Container) am Montag (24. April) vor die Nase geknallt", sagt Peta Punjek, Filialleiter des Laufsportspezialisten rennwerk, erbost.

Bereits am Wochenende habe er durch die Baustelle Einbußen von etwa 20 Prozent zu verzeichnen gehabt. "Das wird wohlmöglich noch mehr, vor allem jetzt wo die direkte Sicht auf das Geschäft komplett versperrt ist", so Punjek.
Die Stadt beschäftige sich seiner Ansicht nach sehr ignorant mit dem Thema Einzelhandel. "Was denkt man sich denn dabei einem Laden solche Riesencontainer vor den Latz zu knallen", fragt Punjek in diesem Zusammenhang.

Bereits im Zuge der Kombilösung seien Container vor dem Laden gestanden. "Wir sind wieder nicht gefragt worden und müssen jetzt gucken, was mir machen. Ich hoffe einfach, dass wir da auch diesmal wieder irgendwie durchkommen", so Punjek.