Der Einsatz im Bereich des Materialeingangs zur Südtribüne sei nicht der erste Vorfall, sondern Teil einer Reihe von Eskalationen, die nach Darstellung der Fanszene von der Polizei ausgingen. Die Polizei habe den Konflikt bewusst herbeigeführt und halte weiterhin an einer sogenannten "Null-Toleranz-Strategie" fest. Besonders kritisch sehen die Ultras einen polizeilichen "Drei-Punkte-Plan", der demnach zu einer verstärkten Kontrolle des Einlasses führen soll. Nach Ansicht der Fanszene war der Vorfall am 4. Mai eine direkte Folge dieser neuen Einsatzstrategie.

Laut der Fanszene sieht der Plan drei Eskalationsstufen vor, um die Sicherheitslage im Stadion zu verbessern:
- Stufe: Der stadioninterne Ordnungsdienst kontrolliert wie bisher den Einlass.
- Stufe: Die Kontrollen werden durch Polizeikräfte überwacht. Die Ultras kritisieren dabei insbesondere, dass diese Überwachung nicht mehr durch szenekundige Beamte erfolgt, sondern durch Hundertschaften in Einsatzkleidung.
- Stufe: Die Polizei übernimmt die Einlasskontrollen vollständig selbst – ein Schritt, den die Ultras strikt ablehnen.
Ultras Boykottieren künftig den Materialeingangs
Als Konsequenz aus dem Vorfall kündigten die Ultra-Gruppierungen an, den Materialeingang künftig nicht mehr zu nutzen. Sie wollen das Stadion nur noch über reguläre Eingänge betreten – ohne gesonderte Kontrolle. Damit könnten keine Choreografie-Materialien mehr mitgeführt werden.
In dem Statement heißt es: "Wir werden nur das mit ins Stadion nehmen, was ohne separate Kontrolle möglich ist." Die Folge: Bei Heimspielen wollen die Ultras den KSC bis auf Weiteres nicht mehr durch Choreografien, Fahnen oder Banner unterstützen. Der Protest soll andauern, bis es nach ihrer Auffassung personelle Konsequenzen bei der Polizei gibt.

Das Statement endet mit dem Aufruf: "Das größte Sicherheitsrisiko für diese Kurve ist die Polizei! Bullen raus aus der Kurve!" Das angespannte Verhältnis der Polizei zu der Ultra-Szene haben wir bereits in diesem Artikel thematisiert: "Fakten statt Emotion": Warum die Polizei beim KSC-Derby die Reißleine zog
Polizei weist Kritik zurück: "Bislang haben sich keine Hinweise auf ein Fehlverhalten ergeben"
Gegenüber ka-news.de bestätigte ein Sprecher der Polizei, dass es den "Drei-Punkte-Plan" gibt – neu sei dieser allerdings nicht. Bereits im Juli 2024 wurde der öffentliche Ausschuss Sport und Sicherheit über die Anpassung der Strategie informiert. Als Grund nannte der Sprecher unter anderem den massiven Einsatz von Pyrotechnik bei den Heimspielen gegen Schalke 04 (13. September) und den 1. FC Köln (1. März). Die Polizei habe daraufhin Maßnahmen gemäß dem Stufenkonzept angepasst – in Abstimmung mit dem KSC und der Stadt.

Auch haben laut Sprecher die Beamten mit der internen Nachbereitung des Einsatzes begonnen. Dazu gehöre auch die Sichtung von Videomaterial. Der Sprecher stellt klar: "Bislang haben sich keine Hinweise auf ein Fehlverhalten der eingesetzten Kräfte ergeben." Auf die Forderung nach personellen Konsequenzen in der Einsatzleitung antwortete die Behörde knapp: "Eine Veränderung bei den Polizeiführern ist derzeit nicht vorgesehen." Dass die Ultras, wie angekündigt, den Materialeingang nicht mehr benutzen, konnten die Einsatzkräfte vor Ort am 18. Mai feststellen.

Laut Polizei findet vor und während der Spiele ein regelmäßiger Austausch mit dem KSC statt. Zuletzt habe es ein Gespräch am 12. Mai gegeben, bei dem auch der Einsatz vom 4. Mai thematisiert wurde. Der Kontakt zur aktiven Fanszene gestalte sich dagegen deutlich schwieriger. Grund sei unter anderem ein laufendes Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli im November 2022. "Der Austausch mit der organisierten Fanszene ist seither stark eingeschränkt – auch wegen des zeitweisen Rückzugs des Fanprojekts Karlsruhe aus den Gesprächsrunden." Für die kommende Saison wolle die Polizei laut eigener Aussage, die Kommunikationswege mit Verein und Fans überprüfen und weiterentwickeln.
KSC schweigt zu Fan-Statement
Der KSC erklärt auf Anfrage der Redaktion, dass sich der Verein dazu nicht öffentlich äußern werde.
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Keine Choreografien, keine Fahnen mehr im BBBank Wildpark – wie beurteilt ihr den angekündigten Stimmungs-Boykott? Handelt es sich um einen nachvollziehbaren Protest gegen ein umstrittenes Polizeivorgehen - oder schadet die Aktion am Ende mehr dem Verein als der Polizei?
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