Während die Karlsruher Polizei die "unzureichenden" Einlasskontrollen des Vereins kritisiert, die das Vorgehen der Einsatzkräfte erforderlich gemacht hätten, kommentieren der Karlsruher SC und die Fan-Hilfe den Polizeieinsatz als "überzogenen und aggressiv". Alle Stimmen und Statements von Polizei, Fan-Hilfe und dem KSC findet ihr in diesem Artikel zum Nachlesen.
Doch wie erlebten die KSC-Fans die Situation vor Ort, an der Südtribüne? Drei KSC-Fans haben gegenüber ka-news.de ihre Sicht geschildert. Ihren Aussagen zufolge, wollten einige Besucher, darunter auch Mitglieder der Ultraszene, über den sogenannten Materialeingang ins Stadion gelangen.

Die Augenzeugen werden auf eigenen Wunsch von der Redaktion anonymisiert. Alle im Text zitierten Personen konnten nachweisen, dass sie das Spiel am 4. Mai im Wildpark besuchten - zum Beispiel durch Eintrittskarten (siehe Bild).
Aus stillem Protest wird ernst?
Der erste KSC-Fan habe sich laut eigener Aussage gegen 11.35 Uhr im Stadion aufgehalten. Er empfand, dass die Einlasskontrollen strenger waren als gewöhnlich: "Der Sicherheitsmitarbeiter drückte mir sogar auf die Schuhspitzen, das kannte ich so noch nicht."

Im Innenbereich sah er wohl einen Mitarbeiter des Vereins, der einen Polizisten am Materialeingang ansprach. "Keiner der Beamten sprach mit ihm – er wurde einfach ignoriert", so sein Eindruck.
Kurz darauf sollen sich die Polizisten im Halbkreis vor dem Eingang positioniert haben. Die Fans seien ruhig geblieben, kehrten der Polizei aber den Rücken zu. "Für mich war das ein stiller und friedlicher Protest", sagt er.
Ließ die Polizei die Fans nicht passieren?
Langsam kamen wohl immer mehr Fans in den Bereich zwischen dem Eingang und der Polizei. Doch auf ihrem Weg ins Stadion sollen die Beamten sie wohl nicht durchgelassen haben. Ohne Vorwarnung sollen die Polizisten schließlich zu den Stöcken gegriffen und auch friedliche Personen weggestoßen haben.
Fans hätten versucht, sich in Sicherheit zu bringen und durchbrachen dabei die Polizeikette. "Die Situation ist plötzlich und ohne ersichtlichen Grund eskaliert", so der Fan.
Die Argumentation der Polizei könne er nicht nachvollziehen: "Wenn man wirklich verhindern will, dass 'verbotene Gegenstände' ins Stadion kommen, muss man kontrollieren wie am Flughafen: Völlig unpraktikabel".
Viele seien in Panik geraten
Eine zweite Augenzeugin habe mit zwei Freunden die Ereignisse an der Südtribüne beobachtet: Zunächst folgte sie einer Reihe von Polizisten in Zweierformation. "Plötzlich begannen sie zu rennen und setzten ihre Helme auf", sagt sie. Zunächst vermutet sie, dass FCK-Fans in den Heimbereich gelangt seien – doch dann liefen die Beamten direkt auf eine Gruppe wartender KSC-Fans zu. Das habe wohl einige in Panik versetzte - die Fans begannen wohl zu flüchten.

"Da stehen keine Konfirmanden, klar"
Diesen Eindruck bestätigt ein dritter Zeuge, der mit zwei neunjährigen Jungen zum Spiel ging. Als er mit den beiden das Stadion betreten wollte, sollen etwa 20 Polizisten plötzlich in voller Montur auf sie zugestürmt sein.
Bisher habe er sich Block S2 immer sicher gefühlt– auch mit Kindern. "Da stehen keine Konfirmanden, klar. Aber ich hatte im Stadion nie Angst um meine Kinder – bis zu diesem Einsatz." Für ihn steht fest: "Das war komplett drüber. Das muss aufgeklärt werden – mit Konsequenzen."

Der KSC-Fan besuche fast jedes Heimspiels seiner Mannschaft gemeinsam mit 20 weiteren Freunden und deren Kindern: "Wir machen uns natürlich Gedanken über die Sicherheit. Wenn das so weitergeht, dürfen meine Kinder nicht mehr ins Stadion", teilt er im Gespräch mit.
Wie geht es nun weiter?
Die Schilderungen der drei KSC-Fans in diesem Artikel spiegeln ihre persönlichen Eindrücke vom Polizeieinsatz am 4. Mai wider. Dabei handelt es sich um subjektive Wahrnehmungen, die ka-news.de durch eine ausführliche Stellungnahme der Polizei ergänzen möchte.
Was genau führte zum Einschreiten der Einsatzkräfte bei der Einlasssituation? Und welche Folgen hatte dieses Vorgehen? Die Antworten der Polizei werden in einem gesonderten Artikel veröffentlicht.