"In Karlsruhe haben wir eine derartige Anfrage wie das Tierheim Rastatt zum Glück noch nie erhalten", sagt Stephan Winterhoff, 1. Vorstand des Tierschutzhof Karlsruhe im Gespräch mit ka-news.de.

Dennoch sei die Situation in den Tierheimen in der Region "brenzlig". Mittlerweile würde daher nicht mehr hinter vorgehaltener Hand von "Euthanasie" gesprochen werden und auch die Behörden nun ganz offiziell von einer prekären Situation sprechen.
Deutlich mehr Hundeabgaben in der Urlaubszeit
"Die Stadt Rastatt ist hier nicht die einzige Stadt oder Kommune", ist sich Winterhoff sicher. Dass die Thematik gerade jetzt zur Sprache komme, hänge dabei nicht zuletzt mit der Urlaubszeit zusammen.

"Es gibt nun mal leider immer noch genug Menschen, die sich zunächst ganz verliebt einen Hund zulegen, um dann kurz vor dem Sommerurlaub festzustellen, dass der doch auch Arbeit macht", erklärt Winterhoff den rasanten Anstieg abgegebener oder ausgesetzter Hunde.
Tierschutzhof Karlsruhe: Keine Einschläferung wegen Platzmangel
Auch vor diesem Hintergrund käme eine "Euthanasie" für den Tierschutzhof Karlsruhe aber nicht infrage - selbst dann nicht, wenn ein Hund besonders auffällig sei oder mehr Zuwendung benötige.
"Momentan haben wir hier auch einen Hund namens Akiro, der mittlerweile von zwei Menschen versorgt werden muss. Solange wir ihm ein schönes Leben ermöglichen können, tun wir das. Eine Einschläferung wegen Platzmangels ist keine Option für uns", sagt Winterhoff. Seit dem 3. September gibt es beim Tierschutzhof einen Aufnahmestopp.
"In Karlsruhe gibt es kein Gebiet, wo ein weiteres Tierheim gebaut werden könnte"
Die Problematik überfüllter Tierheime ist also auch dem Tierschutzhof nicht unbekannt. "Mich macht es fassungslos, dass es immer noch so viele angebliche Tierschützer gibt, die sich der bestehenden Problematik nicht bewusst sein wollen. Wir haben in Deutschland sehr große Tierschutzprobleme und sind kaum noch in der Lage, diese in den Griff zu bekommen", meint Winterhoff im Zuge dessen.

So gebe es seiner Auskunft nach in Karlsruhe kein einziges Gebiet, wo ein weiteres Tierheim gebaut werden könnte. "In den Bebauungsplänen der Stadt, wird der Tierschutz einfach nicht beachtet", sagt Winterhoff. Grundsätzlich werde dem Tierschutz zu wenig Aufmerksam zuteil. Nicht zuletzt deshalb habe Winterhoff sich daher an einer Petition beziehungsweise einem Brandbrief an Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft und Ariane Kari, Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung beteiligt. Aktuell habe dieser 110.000 Unterschriften.

Mehrere Tierheime fordern darin ein Eingreifen der Politik durch eine entsprechende gesetzliche Regelung zur Haltung von Heimtieren. So seien es mittlerweile "zu viele Schnauzen für zu wenig Hände". Die Zahl der Hunde, welche jährlich im Tierheim abgegeben werden sollen, aber nicht aufgenommen werden können, bewege sich demnach bereits im vierstelligen Bereich - Tendenz steigend.
"Wir tun schon so viel wir können", resümiert Winterhoff.
Für Tierschutzverein Ettlingen kommt Einschläferung aufgrund von Platzmangel nicht in Frage
Auch der Tierschutzverein Ettlingen teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass die Tierheime und tierheimähnlichen Einrichtungen am Limit seien. "Es wurde bereits während der Pandemie vielfach vor den negativen Folgen der massiven Einfuhr beziehungsweise Anschaffung verschiedener Tiere gewarnt, allerdings offensichtlich ohne Erfolg", so Pascal Noller, geschäftsführender Vorstand des Tierschutzverein Ettlingen in einer Mail an die Redaktion.

So würden den vergleichsweise eher kleineren Tierschutzverein Ettlingen wöchentlich mehrere Anfragen zur Abgabe verschiedener Tiere erreichen. "Die Gründe sind vielfältig. Nicht selten geht es tatsächlich um während der Pandemie angeschaffte Tiere, für die jetzt keine Zeit, kein Geld oder auch kein Platz mehr ist, weil sich die private Situation zwischenzeitlich gewandelt hat oder 'man sich das alles irgendwie anders vorgestellt hat", so Noller weiter.
Ordnungsrechtliche Erwägungen oder um im Tierheim Platz für andere Tiere zu schaffen, seien aber niemals Grundlage einer veterinärrechtlichen oder tierärztlichen Entscheidung. Tierärzte könnten sich zwar für eine Einschläferung entscheiden, aber nur, wenn eine tiermedizinische Indikation vorliege. Eine Einschläferung aufgrund von Platzmangel gebe es daher nicht.