Man habe das Tierheim aber nicht aufgefordert, Tiere einzuschläfern, sondern lediglich gefragt, ob Hunde nach geltendem Recht dort für eine Einschläferung sowieso infrage kämen. "Dieses Ansinnen haben wir als absurd zurückgewiesen", sagte am Dienstag die Erste Vorsitzende des Tierheimes, Sibylle Fritz. Keiner der Hunde in der Einrichtung erfülle die strengen Kriterien, die gegeben sein müssten, um ein gesundes Tier einzuschläfern. "Die Hälfte unserer Hunde sind schwierig", sagte sie. "Sie brauchen nur einen geeigneten Besitzer."
"Ordnungsrechtliche Erwägungen oder gar um im Tierheim "Platz zu schaffen" können niemals Grundlage einer veterinärrechtlichen oder tierärztlichen Entscheidung sein", sagte dazu ein Sprecher des Landratsamtes Rastatt. Zwar könnten Tierärzte sich für eine Einschläferung entscheiden - aber nur, wenn eine tiermedizinische Indikation vorliege.
So wird die Anfrage in den Karlsruher Tierheimen gesehen
Dieser Ansicht stimmen auch der Tierschutzhof Karlsruhe und der Tierschutzverein Ettlingen zu. "In Karlsruhe haben wir eine derartige Anfrage wie das Tierheim Rastatt zum Glück noch nie erhalten", sagt Stephan Winterhoff, 1. Vorstand des Tierschutzhofs Karlsruhe im Gespräch mit ka-news.de.
Zwar sei die Situation der Tierheime in der Region "brenzlig", liege dies aber vor allem an der vermehrten Abgabe von Hunden in der Urlaubszeit. Trotz der erhöhten Anzahl der Vierbeiner, käme eine Einschläferung für den Tierschutzhof Karlsruhe aber nicht infrage - selbst dann nicht, wenn ein Hund besonders auffällig sei oder mehr Zuwendung benötige.

Grundsätzlich sei es aber zwingend notwendig, dass es mehr Tierheime gebe. Nach Auskunft von Winterhoff, gebe es derzeit allerdings kein einziges Gebiet in Karlsruhe, auf dem ein weiteres Tierheim gebaut werden könnte. "In den Bebauungsplänen der Stadt, wird der Tierschutz einfach nicht beachtet", so Winterhoff.
Auch Pascal Noller, geschäftsführender Vorstand des Tierschutzverein Ettlingen, teilt auf Anfrage von ka-news.de mit, dass die Tierheime und tierheimähnlichen Einrichtungen am Limit seien: "Es wurde bereits während der Pandemie vielfach vor den negativen Folgen der massiven Einfuhr beziehungsweise Anschaffung verschiedener Tiere gewarnt, allerdings offensichtlich ohne Erfolg".
Tierheim Rastatt bietet Platz für insgesamt 15 Hunde
Im Tierheim Rastatt ist derzeit durchschnittlich für 15 Hunde Platz. Große Rasenflächen, Kiesausläufe und befestigte Bereiche würden den Tieren dabei ermöglichen, sich ausgiebig zu bewegen, heißt es auf der Webseite des Tierheims. Zu finden ist es übrigens in der Klärwerkstr.2 in Rastatt. Termine sind zurzeit nur nach telefonischer Absprache unter 07222/ 90 24 44 6 möglich. An Feiertagen ist das Tierheim Rastatt geschlossen.
Tierheim Rastatt eigentlich seit Monaten überbelegt
Wie die 1. Vorsitzende des Tierheim Rastatt, Sibylle Fritz auf Anfrage der Redaktion mitteilt, sei das Tierheim eigentlich bereits seit Monaten überbelegt. Dennoch käme es immer auf den Einzelfall an. "Es gibt Fälle, wo wir mit unkonventionellen Lösungen noch einmal Tiere aufnehmen können. Da nimmt schon auch mal ein Tierpfleger welche mit nach Hause, um Kapazitäten für die Not zu schaffen", so Fritz in einer Mail an die Redaktion.

Die Versorgung eines "verhaltensauffälligen Neulings" könnten allerdings auch die engagiertesten Tierpfleger nicht im privaten Umfeld leisten. "Da muss ein Platz im Tierheim frei sein, wo auch unter erschwerten Bedingungen mit dem Hund gearbeitet werden kann", so Fritz weiter.
Tierheim Rastatt: "Unsere Arbeit wird überhaupt nicht wertgeschätzt"
Durch Einschläferung, für andere Hunde Platz zu schaffen, käme für sie dabei allerdings nicht infrage. Entsprechend befremdet sei sie daher von der Anfrage der Stadt Rastatt gewesen. "Wir setzen uns tagtäglich dafür ein, dass genau das nicht passiert", sagt Fritz. So würden sich die Tierpfleger ständig einer durchaus großen Gefahr aussetzen, wenn sie mit schwierigen Hunden arbeiten. Die Mühe lohne sich allerdings und schwierige Hunde seien bereits wieder handelbar gemacht worden. "Und dann kommt die Stadt mit einem solchen Vorschlag ausgerechnet zu uns ins Tierheim - da wird unsere Arbeit überhaupt nicht wertgeschätzt", kritisiert Fritz.
Tierheim Rastatt muss für Kosten selbst aufkommen
Dennoch verstehe man beim Tierheim Rastatt auch das Problem. "Hier muss angesetzt werden. Die Plätze, die die Stadt so dringend braucht, sind Plätze für Verwahrungstiere oder Tier aus Beschlagnahmungen, die oft wirklich herausfordernde Aufgaben darstellen und die wir üblicherweise sehr schnell übereignet bekommen", erklärt Fritz.
Das wiederum bedeute, dass die Tiere ab dem Datum der Übereignung dem Tierschutzverein gehören - "ganz egal, wie lange sie dann bei uns bleiben und welche Kosten sie verursachen werden", so Fritz weiter. Gerade das sei ein "riesen Problem im Tierschutz", da ab der Übereignung niemand mehr für die Tiere zahle. "Der Tierschutz kann das nicht mehr aus ein bisschen Unterstützung und ein paar Spenden finanzieren, was zu leisten ist", äußert sich Fritz besorgt.
So seien es gerade diese Tiere, die durch den erhöhten Anspruch enorme Kosten verursachen. "Diese Tiere können nicht von Ehrenamtlichen versorgt werden, da braucht es gut geschultes Personal mit genügend Zeit und ausgebildete Hundetrainer mit viel Sachverstand", erläutert Fritz.
Tierbesitzer müssten stärker in die Pflicht genommen werden
Sie selbst ist der Ansicht, dass Tiere immer kennzeichnet, verbindlich auf ihren Besitzer registriert und dieser in der Pflicht stehen müsste, für das Tier vollumfänglich aufzukommen. "Vielleicht wäre das der Weg, der vor unüberlegter Anschaffung schützen würde und diese Lawine stoppen könnte?", überlegt Fritz. Doch weder der Tierschutzverein Rastatt, noch die Stadtverwaltung könnten dies alleine erreichen. "Hierzu braucht es die große Politik, deren Aufmerksamkeit wir für dieses Thema erbitten und eindeutige Gesetze", sagt Fritz.
Mit Information von der dpa.
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