Es ist laut in Daxlanden - auf dem Gelände des Karlsruher Tierheims hört man die Hunde schon von weitem bellen. Und auch in den Zwingern wird es nicht leiser. Mitten im Trubel: Die 20-jährige Nina Schulz. Mit einem Lächeln auf den Lippen ist sie an diesem Mittwochmorgen gerade dabei, die Zwinger sauber zu machen.

Sie absolviert im Tierheim Karlsruhe gerade ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD), wird aber ab September dort eine Ausbildung zur Tierpflegerin machen. Ihre Tierliebe sieht man ihr an, jedes Tier im Zwinger wird begrüßt, ein paar bekommen auch eine kleine Streicheleinheit.

Etwa 40 Hunde sind derzeit im Tierheim in Daxlanden - nicht alle sind Dauergäste. Einige sind für eine begrenzte Zeit Feriengäste der Pension. "Wir haben sechs Plätze für Pflegehunde", erzählt Nina. Vor allem in den Ferienzeiten sind alle Pensionsplätze belegt. Rund 15 Euro kostet die Pflege auf Zeit im Karlsruher Tierheim - Futter und Gassi gehen inklusive.

Ein gutes Angebot, wenn das Tier nicht mit in den Urlaub kann: "Ich denke, dass ist eine gute Möglichkeit, denn Hunde sind ein Teil der Familie und die will man gut versorgt wissen", sagt die angehende Tierpflegerin. Das Verantwortungsbewusstsein der Herrchen und Frauchen ist gestiegen: Immerhin gilt gerade der Hund der beste Freund des Menschen. Wohl auch deshalb finden sich im Kreis Karlsruhe immer weniger ausgesetzte Hunde.

Meist landen im Tierheim Karlsruhe Abgabetiere, Tiere die von den vorherigen Besitzern aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr gehalten werden können. Das ist den Tierpflegern auch lieber so. "Wenn man sein Tier schon abgeben muss, aus welchen Gründen auch immer, dann besser direkt in ein Tierheim bringen", sagt uns Nina.

Auf diese Weise können wichtige Informationen zum Tier weitergegeben werden, was wiederum die Arbeit der Tierpfleger erleichtert. "Das ist besser, weil wir so wichtige Infos bekommen", sagt Schulz, "etwa ob sich der Hund mit Kindern verträgt oder das Alter und die Rasse des Tieres, das erleichtert uns dann die Vermittlung!"

Aber nicht für jeden Menschen, der sein Tier abgeben möchte, hat Nina Verständnis: "Es gibt schon viele verantwortungslose Tierhalter, gerade bei den Katzen, denn die kommen oft aus chaotischen Zuständen und verwahrlost zu uns", sagt Nina Schulz und schüttelt den Kopf.

"Man gewöhnt sich daran, was man hier zu sehen bekommt, aber es gibt noch immer wieder Sachen, da staunt man. Wenn die Tiere so verwahrlost sind, das Kaninchen zu lange Krallen haben oder Hunde eine Verhaltensstörung aufweisen." So wie Labrador-Hündin June, die vom Tierschutz beschlagnahmt wurde. Als sie zum Gassi gehen vorbei läuft, ist klar, was Nina Schulz meint. Das Tier ist total verschreckt, zieht den Schwanz ein, duckt sich weg. "Aber das ist schon besser geworden", sagt sie, nicht ganz ohne Stolz in der Stimme.

Sie können einem nur leid tun, die Hunde, Katzen und Kleintiere im Karlsruher Tierheim - immer in der Hoffnung, dass sie von einem Zweibeiner adoptiert werden.

Manche wie Spike, ein Staffordshire Terrier, kennen nur das Tierheim. "Er kam mit zwei oder drei Jahren ins Tierheim und nun ist er fast 17 Jahre alt, das wissen wir nicht genau", sagt Nina Schulz und wirkt etwas bedrückt. Weil er als Kampfhund gilt, kann Spike auch nicht so einfach vermittelt werden. Doch es gibt auch die schönen Momente: Viele Tierfreunde kümmern sich um die Vierbeiner - spenden regelmäßig oder gehen mit den Hunden Gassi.

Viele der Tiere finden auch ein neues Zuhause - oder werden von ihren Besitzern wieder abgeholt. Das ist gerade bei den über 18 Katzen, die derzeit im Tierheim leben, kein seltener Fall. Im Gegensatz zu Hunden werden sie nicht so häufig abgegeben und oftmals gefunden.

Einen Zusammenhang mit der Reisezeit im Sommer sieht Bald-Tierpflegerin Nina hier nicht: "Manche sind abgehauen oder Streuner und die landen dann bei uns!" Oftmals werden die Vierpfoten direkt vermisst und von ihren Besitzern wieder abgeholt. So gibt es immerhin für einige der tierischen Bewohner ein Happy End.
Der Tierschutzverein Karlsruhe e.V. wurde bereits 1900 gegründet, später kam das Tierheim dazu. Das kümmert sich im Jahr um über 1.000 Tiere und finanziert sich selbst und ist daher auf Spenden oder Schenkungen angewiesen. Im Schnitt leben 70 Hunde, 50 Katzen und viele Kleintiere im Karlsruher Tierheim, die meisten sind Abgabe- oder Fundtiere.
Vor allem die Hunde freuen sich, wenn täglich ein Mensch mit ihnen Gassi geht. Daher können Interessierte ehrenamtlich mithelfen und mit den Vierbeinern spazieren gehen. Wer sich anderweitig engagieren möchte kann dies durch Spenden machen oder eine Tierpatenschaft übernehmen. Informationen oder den Antrag für eine Mitgliedschaft im Tierschutzverein Karlsruhe oder wie eines der Tiere vermittelt wird gibt es unter www.tierheim-karlsruhe.de.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!