Die 1983 eingeweihte Europahalle war lange Zeit als eine der großen Veranstaltungshallen in der Region bekannt. Mit ihren 9.000 Sitz- und Stehplätzen diente sie unter anderem der BG Karlsruhe in der Pro A als Spielstätte. Auch die Rhein-Neckar Löwen haben die Europahalle schon als Ausweich-Spielstätte genutzt, wenn die SAP-Arena anderweitig vergeben war.

Die Musikszene erfreute sich an Konzerten in der Halle mit der auffälligen Stahldach-Konstruktion. Seit 2014 ist damit aber Schluss: Aufgrund von Brandschutzmängeln steht sie nur noch für Schul- und Vereinssport mit bis zu 200 Personen zur Verfügung. Eine Lösung der Situation ist derzeit noch nicht in Sicht. Was bisher geschah.

1969

Die Diskussionen um eine neue Halle in Karlsruhe beginnen: Gesucht wurde nach einer Lösung für Leichathletik-Wettkämpfe. Für Großsportveranstaltungen wurde bislang die 1953 erbaute Schwarzwaldhalle am Festplatz genutzt, diese eignete sich allerdings nur für bestimmte Sportarten. In ihr fanden auch zahlreiche internationale Sportveranstaltungen wie Handball-Länderspiele oder die Weltmeisterschaft im griechisch-römischen Ringen 1955 statt.

1976

Erste konkrete Modelle werden diskutiert, darunter auch eine Sporthalle beim Wildparkstadion. Karlsruhe entschied sich schließlich für einen Standort im östlichen Teil der Günther-Klotz-Anlage. Ausschlaggebend ist die Lage: Es sollten auch die nahen Schulen ihren Sportunterricht darin abhalten können.

Die Günter-Klotz-Anlage vor dem Bau der Europahalle.
Die Günter-Klotz-Anlage vor dem Bau der Europahalle. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A26a/186/3/9

Die Finanzierung ist geklärt und die Pläne werden konkreter: Der Sportausschuss der Stadt Karlsruhe berät im Rahmen einer öffentlichen Sitzung über die Großsporthalle. Es werden noch vier weitere Jahres ins Land ziehen, ehe im Beiertheimer Feld der Spatenstich erfolgt. Bis dahin hat das Architekturbüro "Schmitt & Kasimir" den Entwurf für die architektonische besondere Halle ausgearbeitet: Eine an Seilbinden aufgehängte Dachkonstruktion soll die große Hallenfläche stützenfrei überspannen. Eine weitere Besonderheit ist das Absenken der Halle um eine Ebene, die Unterbringung der Sportler erfolgt im Untergeschoss. Diese sollen 2014 zum Verhängnis werden: Die Fluchtwege sind durch neue Bestimmungen nicht ausreichend.

Bilder aus dem Zeit des Baus der Europahalle in Karlsruhe
Bilder aus dem Zeit des Baus der Europahalle in Karlsruhe | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A44/69/3/13

1981

Im August 1981 nimmt Karlsruhes damaliger Oberbürgermeister Otto Dullenkopf den ersten Spatenstich für die Europahalle vor und läutet damit eine zweijährige Bauphase ein. 1983 wird die Europahalle eröffnet. Fortan sind die meisten internationalen Sportveranstaltung hier und nicht mehr in der Schwarzwaldhalle. Die Kosten für den Bau der Halle belaufen sich auf rund 40 Millionen DM. Anfangs ist sie mit 6.500 Sitzplätzen konzipiert, später werden bis zu 9.000 Menschen in der Halle bei Veranstaltungen Platz finden. Zum Zeitpunkt der Eröffnung ist sie die größte Veranstaltungshalle in Karlsruhe.

1993

Die Europahalle erhält einen dreigeschossigen Anbau. Darin sind verschiedene Funktionsräume, wie der Carl-Benz- und der Karl-Wolf-Saal, sowie Sitzungsräume und gastronomische Bereiche untergebracht. Der Anbau wird 1995 fertig gestellt.

2011

Die erste große Sanierung stand 2011 an. Dabei werden nacheinander an beiden Stützen der Halteseile ein Gerüst angebracht und die Schutzschicht der Seile erneuert. Kosten: Rund 1,1 Millionen Euro.

Juni 2014

Die Schließung der Halle wird verkündet. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Brandschutzgutachten bringt erhebliche Mängel an den Brandschutzstandards an den Tag. Speziell das Thema Entrauchung sei ein Knackpunkt. Alle Veranstaltungen, ausgenommen Schul- und Vereinssport mit maximal 200 Personen, werden in andere Hallen verlegt. Einige Events finden künftig in der Schwarzwaldhalle statt, andere in die Messe Karlsruhe. Bürgermeister Martin Lenz kündigt an, dass bis zum Herbst des Jahres ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickelt werden soll.

Juli 2014

Es gibt erste konkrete Zahlen zur Schließung der Europahalle: Die Stadt muss kurzfristig 1,4 Millionen Euro investieren: Für 600.000 Euro werden Hallen und Einrichtungen am Festplatz und auf dem Messegelände in Rheinstetten vorübergehend so ertüchtigt, dass Veranstaltungen aus der Europahalle dorthin verlegt werden können. Davon sind es insgesamt 40. Für weitere 828.000 Euro wird die Messe Karlsruhe zur Sportarena: Neben einer Tribünenanlage für 4.500 Zuschauer, wird der Kauf von Rundbahn und Infield geprüft.

Der Gemeinderat disktutiert erstmals über die vielen offenen Fragen  rund um die Halle und deren Zukunft. Ziel sei es, die Europahalle langfristig wieder fit für Veranstaltungen zu machen. Die Gemeinderäte zeigen sich schockiert von der plötzlichen Schließung der Halle - und stimmen einer kurzfristigen Ertüchtigung der anderen Hallen zu.

April 2015

Baubürgermeister Michael Obert spricht mittlerweile von "gravierenden baulichen Eingriffen", die zur Ertüchtigung der Halle nötig seien. Bis mindestens 2020 stünde sie als Event-Location nicht mehr zur Verfügung. Zwischenzeitlich müssen verschiedene Sportveranstaltungen in die Messe Karlsruhe verlagert werden - dort wurde die im Juli beschlossene temporäre Ersatzinfrastruktur geschaffen.

Juli 2015

Über ein Jahr nach der überraschenden Schließung der Europahalle stellt die Stadt im Rahmen eines Pressegesprächs vier mögliche Szenarien vor - mit Kosten bis zu 80 Millionen Euro. Ende 2015 solle der Gemeinderat über eine Variante entschieden werden. Zu dieser Zeit wird mit einer Schließzeit der Europahalle für Sanierung oder Neubau in den Jahren 2018/19 gerechnet. Die diskutierten Optionen:

  • Sanierung für 27 Millionen für eine Nutzung als Veranstaltungshalle
  • Sanierung für eine Nutzung für Schulsport, Vereins- und Leichtathletiktraining für 9,1 Millionen Euro
  • Abriss und anschließender Neubau: Bei einer neuen Großsporthalle werden die Kosten auf 75 bis 80 Millionen Euro geschätzt. Beim Bau einer Dreifeldsporthalle noch mit acht bis neun Millionen Euro. In beiden Fällen kämen Kosten für einen Abriss der Europahalle für drei Millionen Euro dazu.

März 2016

Am 22. März 2016 steht die Europahalle dann erneut auf der Tagesordnung. Eine Entscheidung wird allerdings vertagt. Die Beschlussvorlage mit den vier Alternativen stößt bei den Gemeinderäten grundsätzlich auf Zustimmung. Sie erteilen der Stadt den Auftrag, dass alle Optionen geprüft und "mit einem Preisschild versehen" werden sollen. Mit der Entscheidung wird im Sommer 2016 gerechnet.

Februar 2017

Mittlerweile hat die Stadt die verschiedenen Sanierungs-Konzepte geprüft und stellt die Ergebnisse der Öffentlichkeit vor. In diesem Rahmen stellt man klar, dass ein Abbruch der Europahalle keine Option sei, da die Halle mit Schul- und Vereinssport voll ausgelastet sei und dringend benötigt werde. Der Umbau zu einer Großsporthalle mit neuem Brandschutzkonzept, Cateringflächen und Modernisierungsmaßnahmen für 27 Millionen Euro ist nach Ansicht der Stadt keine Alternative.

"Auch wenn wir 27 Millionen Euro in die Hand genommen hätten, hätten wir nicht mehr die Nutzung wie bisher", schildert Bürgermeistern Gabriele Luczak-Schwarz. Auch eine Sanierung in Höhe von 9,1 Millionen Euro käme nicht in Frage. "Diese Maßnahmen wären irreversibel", so die Bürgermeisterin. Sollte der Gemeinderat noch weitere Maßnahmen beschließen, wäre "das Geld in den Sand gesetzt". 

Stattdessen schlägt die Stadt einen neuen Weg vor: Für 21 Millionen Euro sollen die Fluchtwege mit zwei Tunneln und eine neue mobile Tribüne mit Platz für bis zu 1.200 Menschen entstehen. Dann könnte die Halle wieder für bis zu 4.800 Besucher genutzt werden, bei Ballspielen noch 3.500. Zusätzlich solle über einen Neubau einer Ballsporthalle für bis zu 3.000 Besucher und einer multifunktionalen Großveranstaltungshalle für 3.000 bis 8.000 Personen nachgedacht werden. Der Gemeinderat soll im März für eine kostenkontrollierte Planung für eine Sanierung der Europahalle stimmen.

März 2017

Der Vorschlag der Stadtverwaltung (Sanierung Europahalle für 21 Millionen Euro) wird im Gemeinderat von den Stadträten mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen sollen detaillierte Planungen und Kostenvoranschläge für  zwei Modelle mit unterschiedlichen Unterlösungen gemacht werden. Weiterhin soll eine Analyse des Zustand der Schulsporthallen und daraus folgende notwendige Investitionen sowie ein aktueller Belegungsplan aller Schulsporthallen erarbeitet werden. Die Entscheidung wird erneut vertagt.

"Auf der Grundlage des vorgelegten Veranstaltungsstättenkonzeptes ist es notwendig geworden, Planungsüberlegungen zu tätigen. Bei der jetzt anstehenden Grundsatzentscheidung müssen die vollständige Kostenseite und die resultierenden Nutzungskapazitäten", so die Begründung der Stadträte.

Die Modelle:

  1. Der Vorschlag der Stadt: Die Sanierung Europahalle für (Ball-)Sportevents für 21 Millionen Euro, unter der Maßgabe des Erhalts aller Möglichkeiten für die Leichtathletik, die in einer Halle mit 4 Rundbahnen möglich sind. (Variante A der städtischen Vorlage mit den eventuell zusätzlichen Optionen A1-A3). Geprüft werden, soll der zusätzliche Bau einer Dreifeldhalle für den Schul- und Vereinssport im Stadtgebiet.
  2. Einfache Sanierung der Europahalle für neun Millionen Euro. Weiterhin hier als Unterlösungen sollen geprüft werden: Erstens "Bau einer Ballsporthalle für etwa 3.000 beziehungsweise 2.000 Zuschauer im Stadtgebiet, die unter der Woche als Schul- und Vereinssporthalle dienen soll. Zweitens "Bau einer multifunktionalen Eventhalle für etwa 3.000 (oder mehr) Zuschauer bei der Messe Karlsruhe, die von der KMK/KEG betrieben wird mit der Vorgabe "Vorrang für Ballsport-Events ab 3. Liga aufwärts" am Wochenende
Umfrage wird geladen...
 
Mehr zum Thema Stadtgeschichte: Es war einmal in Karlsruhe | ka-news.de