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Karlsruhe: Nutzlose Europahalle: Stadträte wollen Imageschaden abwenden

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Nutzlose Europahalle: Stadträte wollen Imageschaden abwenden

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    Die Schließung der Europahalle kommt der Messe Karlsruhe zugute (Archivbilder)
    Die Schließung der Europahalle kommt der Messe Karlsruhe zugute (Archivbilder) Foto: (ka-Reporter Peter Eich)/kmk

    Im Juni wurde die Europahalle aufgrund mangelnden Brandschutzes geschlossen - kürzlich hat die Stadt konkrete Zahlen vorgelegt: Rund 1,4 Millionen Euro muss die Stadt in die Hand nehmen, um geplante Veranstaltungen dennoch durchzuführen. Sport-Events sollen beispielsweise in die Karlsruher Messe verlegt werden. Die Karlsruher Stadträte stimmten am Dienstag einstimmig für die zusätzlichen Ausgaben.

    1,4 Millionen Euro gegen Imageverlust

    Die Karlsruher Event GmbH erhält zur temporären Ertüchtigung einer Messehalle als Sportarena einen Zuschuss von 828.000 Euro. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit soll zudem der Kauf von Rundbahn und Infield geprüft werden. Bei einer Kaufentscheidung erhöht sich der Zuschuss für 2015 um 130.000 Euro und würde sich in den Folgejahren entsprechend reduzieren. Als weitere Mehrkosten wird mit rund 600.000 Euro kalkuliert - als Defizitausgleich für die notwendige Verlagerung von Veranstaltungen und die damit verbundenen Kosten. Insgesamt müssen zirka vierzig Veranstaltungen verlegt werden.

    Die aktuelle Situation der Europahalle möchte die Stadt zudem zum Anlass nehmen, um über die generelle Situation und Strategie im Hinblick der städtischen Veranstaltungsstätten und insbesondere die Verotung von Großsportevents und Musikveranstaltungen in Karlsruhe insgesamt, weiterführende Gedanken zu entwickeln. Die Stadtverwaltung schlägt weiter vor, ein Gesamtkonzept zum Thema Veranstaltungsstätten zu entwickeln und dieses im Hauptausschuss vorzustellen.

    Auch andere Hallen kommen in den Fokus

    "Dazu ist festzustellen, dass im Istzustand die in städtischem Besitz befindlichen Gebäude für Veranstaltungen vielfach Mängel in der technischen Ausstattung (Brandschutz Stadthalle, Europahalle) bzw. Mängel in der Veranstaltungsausstattung (Tribüne dm-arena) sowie unzureichende Infrastruktur (z. B. mangelnder Parkraum Europahalle, unzureichender ÖPNV-Anschluss Messe) oder gestalterische Unzulänglichkeiten (Stadt- und Schwarzwaldhalle, Europahalle) aufweisen, die einer zielgerichteten Vermarktung und Belegung der Ver-anstaltungsstätten im Hinblick auf eine imagebildende Positionierung Karlsruhes entgegenstehen", heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.

    Zudem sei in Abhängigkeit vom Ergebnis des im September 2014 erwarteten Brandschutzgutachtens für die Europahalle zeitnah eine Konzeption für eine zukunftsfähige Europahalle zu entwickeln, heißt es weiter. "Hierbei sind im Sinne eines Gesamtkontextes der Veranstaltungsstätten optimierte Nutzungsmöglichkeiten hinsichtlich Ausstattung bzw. Sportartenpalette darzustellen. Die Verwaltung schlägt daher vor, unter Einbeziehung aller Beteiligten ein Gesamtkonzept zum Thema Veranstaltungsstätten zu entwickeln und dieses zu gegebener Zeit im Hauptausschuss vorzustellen", so die Stadtverwaltung.

    Stimmen aus dem Karlsruher Gemeinderat

    "Wir diskutieren heute nicht über noch nicht auf dem Tisch liegende Sanierungen und Alternativplanungen bezüglich der Europahalle", stellte Oberbürgermeister Frank Mentrup zu Beginn der Debatte im Gemeinderat klar. Die Konsequenzen für die Zukunft der Europahalle, welche auf das von der Stadt in Auftrag gegebenen Brandschutzgutachten folgen, sollen erst im Herbst ausführlich diskutiert werden. Aber: "Unser Ziel wird sein, mit den Veranstaltungen in die Europahalle zurückzukehren."

    "Die bislang aufgezeigten Defizite im Bereich des Brandschutzes stellen aus CDU-Sicht eine kraterähnliche Wirkung auf das Gesamtkonzeot Sport und Kultur der Stadt Karlsruhe dar", so CDU-Politikerin Gabriele Luczak-Schwarz. Man brauche mittelfristig ein Konzept, wie es zukünftig mit der Europahalle aussieht, aber der richtige Weg sei mit dem vorgelegten Konzept bereits beschritten. "Wir tragen den Entschluss, 1,5 Millionen Euro in die Hand zu nehmen mit." Ebenfalls tendiere man bei der CDU-Fraktion zu einem Kauf der Rundbahn für 130.000 Euro.

    "Wir denken, dass man manche Probleme hätte vorhersehen können", heißt es aus den Reihen der Grünen. "Wir befürchten auch, dass im Thema Brandschutz noch einiges auf uns zukommen wird", so stellvertretende Fraktionssprecherin Ute Leidig. Das Thema Brandschutz sei vernachlässigt worden, diesen Folgen müsse man sich nun stellen. Dennoch ist man sich bei den Grünen sicher: "Mit etwas mehr Sorgfalt in Bezug auf die Europahalle wäre der Batzen von 1,5 Millionen Euro vermeidbar gewesen."

    "Der Ausfall der Europahalle war ein Schock für uns alle", so SPD-Stadträtin Doris Baitinger, "vorallem, da die Halle erst mit großem Aufwand saniert worden war, um dann von einem auf den anderen Tag nicht mehr zur Verfügung zu stehen." Schockierend und gleichfalls erleichternd sei die Tatsache, dass bislang nichts passiert sei. Für das Konzept gab es Zustimmung: "Wir sollten nun die Chance nutzen, die sich daraus ergibt und das Karlsruhes Image als leicht verschlafene Stadt entgegentreten: Wir managen Krisen und finden auch adäquate Lösungen."

    "Wenn wir meinen, dass die Europahalle unser einziges Problem in Sachen Brandschutz ist, dann glaube ich, sind wir völlig falsch gewickelt", so Thomas H. Hock von der FDP,"die Europahalle wird nur ein erster Schritt sein. Es werden noch weitere Brandschutz-Mängel auf uns zukommen." Man wolle die Europahalle als Veranstaltungsort halten, dafür seien nun gewissen Anschaffungen wie eine Tribüne oder eine Rundbahn notwendig, die man gerne mittrage. In Sachen Zukunft Europahalle ist sich Hock sicher: "Die Europahalle ist nicht marode. Ein Abriss ist auf dem jetzigen Kenntnisstand kein Thema."

    Von der Karlsruher Liste heißt es in Form von Lüppo Cramer: "Wir werden den Weg mitgehen und nicht darüber jammern, dass am Anfang etwas versäumt worden ist." Hier ist man der Meinung, dass die Europahalle künftig nur für Sportveranstaltungen und den Schulsport genutzt werden sollte - von Kulturveranstaltungen und Konzerten hält man in der Europahalle nichts.

    "Der Vorlage folgen" wollen auch die Freien Wähler. Jürgen Wenzel dazu: "Wir müssen diese Entwicklung als Chance sehen, um zu sehen, was wir künftig in Karlsruhe in Bezug auf Veranstaltungen besser machen können."

    Diese Veranstaltungen werden voraussichtlich verlegt, wenn die Veranstalter zustimmen:

    Verlegung von Kulturveranstaltungen:

    28.09.14 Irina AllegrovaVerlegung in die Stadthalle
    19.10.14 James BluntVerlegung in die dm-arena
    31.10.14 SchandmaulVerlegung in die Badner Halle Rastatt
    16.11.14 Ina MüllerVerlegung in die Schwarzwaldhalle
    13.12.14 Knock-Out-FestivalVerlegung auf den 20.12. in die Schwarzwaldhalle
    02.04.15 The Australian Pink Floyd ShowVerlegung in die Schwarzwaldhalle
    11./12.07.15 Jugendtag der Neuaposto. KircheAnfrage lag sowohl bei KSBG und KMK vor, eine Messehalle steht zur Verfügung
    31.10.15 Unheilig - KonzertPrüfung der Verlegung auf 28.11.15 in dm-arena

    Verlegung von Sportveranstaltungen (ohne Leichtathletik):

    *Eine Genehmigungsprüfung für die Halle 2 für die Durchführung dieser Veranstaltungsart in der Messehalle wird aktuell ein-geholt. Ihr positiver Bescheid ist für alle Sportveranstaltungen, die in Halle 2 stattfinden sollen, Bedingung!

    Hier finden Sie die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung im Wortlaut (Link führt zu PDF auf Internetpräsenz der Stadt Karlsruhe)

    Am Dienstagabend tagt der "alte" Gemeinderat zum letzten Mal. Der neu gewählten Stadtrat kommt dann am Dienstag, 29. Juli, zur konstituierenden Sitzung zusammen. In dieser wird von den Stadträten auch die Nachfolge für die ehemalige Wirtschafts- und  Finanzdezernentin Margret Mergen sowie der Erste Bürgermeister gewählt.

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