Neben der Stadtverwaltung Karlsruhe, dem Ortschaftsrat Durlach und den Bürgerinitiativen wird auch Immobilienunternehmer Kerem Bayrak immer stärker bewusst, dass sein Plan B - Bordell - schon bald Realität werden könnte. Und das nicht zuletzt, weil neben dem Widerstand auch das Interesse für sein Bauvorhaben gestiegen sei, wie Bayrak erklärt.

Zwei Kaufinteressenten aus Deutschland

"In den vergangenen Wochen ist das Thema durch die Presse umfassend aufgegriffen worden - und das hat unter anderem auch Interesse bei zwei Käufern aus Nord-Deutschland geweckt", sagt Bayrak gegenüber ka-news.de. Einer der Interessenten sei derzeit mit seinem Prostitutionsgewerbe in Hamburg zugegen.

Kerem Bayrak und sein Objekt in der Ottostraße 4
Bild: Thomas Riedel

"Ich habe den Eindruck, dass die potenziellen Käufer dem Widerstand aus Karlsruhe und Durlach mit Absicht trotzen", meint der Immobilienunternehmer. Vor allem seien die Aussagen in öffentlichen Interviews durch Initiativenvertreterinnen auf Aufmerksamkeit gestoßen.

"Rechtlich hat keiner was zu melden!"

Die Tatsache, dass das Interesse von Unternehmern aus dem Rotlichtmilieu wachse und anderweitige Angebote ausbleiben, überrascht Bayrak nicht: "Alle haben gesehen, dass rechtlich keiner mehr in dieser Angelegenheit etwas zu melden hat. Die Erlaubnis für die Umnutzung ist quasi unumgänglich - und das ist die einzige Sicherheit, die die Interessenten brauchen."

Kerem Bayrak und sein Objekt in der Ottostraße 4
Die Bordellpläne scheinen unaufhaltsam. Ob hier schon der erste Barhocker steht? | Bild: Thomas Riedel

Auch wenn Bayrak weiter beteuert, dass er lieber jegliches andere Gewerbe in seiner Immobilie sehe - am liebsten sein eigenes Hotel - so werden diese Optionen immer unwahrscheinlicher. "Von der Sparkasse wurde mein Kreditantrag abgelehnt. Der Grund: Mangelndes Eigenkapital - trotz weiterer Immobilien, welche als Sicherheit herhalten", sagt der Unternehmer.

Kredite: Abgelehnt

Über seinen Vater als zweiten Kreditnehmer habe er ein Sicherheitskapital von rund sechs Millionen Euro nachgewiesen. "Diese Sicherheiten stecken unter anderem in einem Gebäude in der Karlsruher Innenstadt und weiteren Immobilien in Sachsen", erklärt Bayrak.

Kerem Bayrak und sein Objekt in der Ottostraße 4
Um das Gebäude für jeglichen Nutzungszweck aufzubereiten, sind einige Sanierungsarbeiten notwendig. Und dafür baucht Kerem Bayrak das Geld der Banken. | Bild: Thomas Riedel

Dennoch sei auch von der Volksbank eine Absage erteilt worden und sein Wunschkredit in mehrfacher Millionenhöhe nicht gewährt worden, meint Bayrak. "Ich werde allerdings weitere Angebote und Konzepte übermitteln, um vielleicht einen geringeren Betrag genehmigt zu bekommen."

Käufer übernehmen Sanierung

Für seine Bordellpläne benötigt der Immobilienunternehmer kein Darlehn. "Das Objekt wird an die Interessenten in seinem derzeitigen Zustand verkauft und die kümmern sich dann um den Rest", erklärt Bayrak. Darin sei eine umfassende Sanierung mit inbegriffen.

Kerem Bayrak und sein Objekt in der Ottostraße 4
Es ist viel zu tun. Die Bordellbetreiber nehmen die Baumaßnahmen von Bayraks Schultern - und tragen selbst für die Sanierung Sorge. | Bild: Thomas Riedel

Die Tatsache, dass das Objekt erst einmal ordentlich auf Vordermann gebracht werden muss, erschwere auch die Suche nach potenziellen Mietern. "Grundsätzlich würden wir die Räumlichkeiten an unterschiedlichste Interessenten vermieten", meint der Immobilienunternehmer. Dafür werden die Fläche und die entsprechenden Raumnutzungsmöglichkeiten derzeit von einer Architektin ermittelt.

Angebot an Stadt ist unterwegs

"Der Stadt Karlsruhe werde ich das Objekt ebenfalls zur Miete anbieten - oder gänzlich zum Verkauf", meint Bayrak. In einem Telefonat mit Baubürgermeister Daniel Fluhrer sichert dieser die Sichtung eines neuen Angebots zu.

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"Ich sehe den Verkaufspreis bei rund 4,5 Millionen Euro", so der Unternehmer. Die zuvor erläuterten drei Millionen als persönliche Schmerzgrenze seien ein "Missverständnis" seinerseits gewesen. Um knapp 50 Prozent seines Wunschbetrags habe er sich demnach in vorherigen Interviews vertan, erklärt Bayrak.

Kontakt zu Gegnern

Inzwischen habe er auch mit den Widersachern seines Bauvorhabens gesprochen. "Über eine Rundmail im SPD-Verteiler - der ich angehöre - habe ich an einer Zoomkonferenz teilgenommen und mich auch mit der Initiative 'Durlach gegen Prostitution" unterhalten", sagt Bayrak. Das Diskussionsforum habe am 17. März stattgefunden.

Das Logo des Videokonferenzdienstes Zoom ist auf einem Smartphone-Bildschirm (l) zu sehen.
Am Freitag, 17. März, fand ein Diskussionsforum der SPD-Durlach statt, um über das Thema Bordell in der Ottostraße 4 zu diskutieren. | Bild: Andre M. Chang/ZUMA Wire/dpa/Symbolbild

"Kurz vor Ende durfte ich spontan einen Redebeitrag halten", berichtet der Immobilienunternehmer. Im Zuge dessen habe er weiterhin versichert, für jeglichen Dialog offen zu sein und bereits Termine für zukünftige Gespräche vereinbart. "Der Austausch über dieses Thema ist für mich immer interessant", meint er.

Alle Bilder zur Ottostraße 4 in Durlach:

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