Am vergangenen Freitag herrschte Ausnahmezustand für die Polizei Karlsruhe. Gegen 9 Uhr geht in der Europäischen Schule in der Waldstadt ein Alarm los und zahlreiche Streifenwagen machen sich auf den Weg in die Albert-Schweizer-Straße. Auch Spezialeinheiten treffen an der Schule ein. Es ist der zweite Alarm innerhalb von sieben Monaten bereits im September 2022 spielte sich ein ähnliches Szenario ab.
Technischer Defekt in der Waldstadt - und Blankenloch?
Gegen 10.30 Uhr dann der nächste Schreckmoment. Auch am Schulzentrum in Stutensee-Blankenloch machen Nachrichten über einen Amokalarm, die Runde. Betroffen sind das Thomas-Mann-Gymnasium (TMG) und die Erick-Kästner-Realschule (EKRS). Auch hier rücken zahlreiche Kräfte der Polizei an. Die Schule in der Waldstadt und das Schulzentrum in Blankenloch liegen nur wenige Fahrminuten auseinander.
Zwar kann die Polizei schnell Entwarnung geben, eine Gefahr bestand nicht, die Durchsuchungen der Gebäude und die Einsätze der Polizei ziehen sich aber bis in die Mittags- beziehungsweise in Blankenloch bis in die Nachmittagsstunden.

In der Waldstadt ist der Grund für den Alarm schnell gefunden. Wie bereits im Herbst 2022 war es ein technischer Defekt der Anlage, der die rund 950 Personen im Schulgebäude aufschrecken ließ. Wie aus einem Bericht der "Badischen Neusten Nachrichten" (BNN) hervorgeht, war der erneute Fehlalarm vermeidbar und geht auf menschliches Versagen zurück.
"Die Anlage ist veraltet und fehlerhaft", wird Tobias Jüngert, Pressesprecher der Stadt Karlsruhe, in der Tageszeitung zitiert. Die Stadt ist als Eigentümerin des Schulgebäudes für die Unterhaltung verantwortlich. Der Austausch der Alarmanlage war laut Jüngert bereits in den Weihnachtsferien geplant, allerdings wurde der Termin von der beauftragten Firma nicht eingehalten.
Beauftragte Firma lässt Stadt warten
Ein Nachholtermin wurde von der Firma ebenfalls nicht wahrgenommen. Nun soll der Austausch der Anlage bis zum 15. April erfolgen. Erst wenn diese Frist erneut nicht eingehalten werden sollte, will die Stadt die Arbeiten anderweitig vergeben.

Während der Fall in der Waldstadt damit aufgeklärt ist, ist die Lage in Blankenloch eine etwas andere. Am Montag nach dem Einsatz scheint der Unterricht in beiden Schulen normal stattzufinden. Beide Sekretariate sind telefonisch erreichbar, mit ka-news.de sprechen möchte aber nur die Schulleitung der Erich-Kästner-Realschule. Ein versprochener Rückruf des Thomas-Mann Gymnasium findet nicht statt.
Lehrer im Gespräch mit der Klasse
"Es war eine erschreckende Situation am Freitag, die man nicht erleben möchte. In solchen Situationen lernt man sich auch neu kennen", berichtet Rektorin Inge Steimer im Gespräch mit ka-news.de. Am Montagmorgen nach dem Vorfall habe zunächst ein Treffen der Lehrkräfte stattgefunden, um "Hilfestellung untereinander, aber auch im Umgang mit der Klasse zu gebe."

Ab der zweiten Schulstunde fanden dann Gespräche der jeweiligen Fachlehrer mit ihrer Klasse statt, wie Steimer berichtet. "Je nachdem wie es die jeweilige Klasse gebraucht hat, gingen die Gespräche eine oder zwei Schulstunden", so die Rektorin. Einzelne Schüler wendeten sich auch an die fest zu EKRS gehörende Schulsozialarbeiterin.
"Stets einen Blick auf die Schüler"
Mit Blick nach vorne, sagt Steimer: "Wir wollen Normalität und Struktur bieten, machen normalen Unterricht, haben dabei aber stets einen Blick auf unsere Schüler." Außerdem soll in dieser Woche eine Krisenteamsitzung stattfinden, bei der untersucht werden soll was während des Alarms gut oder weniger gut ablief.
Gleichzeitig laufen bei der Polizei Karlsruhe die Ermittlungen zum Alarm in Stutensee weiter. Bisher ohne neue Erkenntnisse, wie eine Polizei-Sprecherin gegenüber ka-news.de bestätigt. Die Ermittlungen führt der Polizeiposten in Stutensee-Blankenloch.
Auf TikTok machen falsche Amok-Alarme die Runde
Einen Zusammenhang zu einem möglichen TikTok-Trend, bei dem Schüler absichtlich einen Amokalarm auslösen und in der Folge sich selbst oder die entsprechende Lautsprecherdurchsage filmen und auf der Online-Plattform veröffentlichen, könne die Polizei nicht bestätigen. Man habe diese Möglichkeit aber im Blick.

Wie mehreren Medien berichten, habe es im Zusammenhang mit dieser Challenge schon mehrere falsche Amok-Alarme gegeben. So sollen in Winnweiler bei Kaiserslautern fünf Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren per Telefon eine falsche Amok-Drohung ausgesprochen haben.
In Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) haben zwei 12-jährige Mädchen zugegeben, dass sie eine Amok-Ankündigung an die Wand einer Toilette eines Gymnasiums geschrieben hatten. In beiden Fällen wurde Alarm ausgelöst, die Kripo ermittelt. Auch an einer Schule bei Bielefeld soll Ähnliches passiert sein.
In der Region ermittelte die Polizei im Mai 2022 gegen zwei Kinder und eine Jugendliche die einen falschen Amokalarm an einer Schule in Ettlingen ausgelöst haben sollen.
Polizei ermittelt
Dabei wäre es nicht das erste Mal, dass das Thomas-Mann-Gymnasium einem TikTok-Trend zum Opfer fällt. Zwei Brände am 14. und 15. März könnten mit der sogenannten "Devious Lick" Challenge in Zusammenhang stehen. Bei dieser Art von Video filmen sich Schüler, wie sie Schuleigentum beschädigen oder Feuer legen.
Allerdings ist bisher nicht bestätigt, ob die Brände am TMG mit der Challenge in Zusammenhang stehen. Die Schule wollte in diesem Zusammenhang aber sensibilisieren. Beide Challenges haben ihren Ursprung wohl in den USA und scheinen nun in Deutschland Nachahmer zu finden. Auch in den Brandfällen würde der Polizeiposten in Blankenloch weiter ermitteln.
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