Seit der Entlassung von Oliver Kreuzer muss Christian Eichner, Trainer des Karlsruher SC, einen komplizierten Spagat meistern. Auf der einen Seite muss er als Cheftrainer einer Profimannschaft diese auf das anstehende Spiel gegen den 1.FC Nürnberg vorbereiten. Auf der anderen hat er die Aufgaben als Spitze einer Taskforce die Arbeit zu übernehmen, die eigentlich Oliver Kreuzers Job war.
Eichner jetzt Trainer und Sportchef
Entsprechend eröffnet Eichner die Pressekonferenz des KSC am Donnerstagmittag vor dem Spiel beim Club mit: "Sicherlich keine normale Woche. Trotzdem hat der Fußball den gleichen Zeitaufwand bekommen, den er verdient hat und notwendig ist."

Dementsprechend müsse sich keiner, der es mit dem KSC halte, sorgen machen, dass Eichner durch seine neue Aufgabe sein Kerngeschäft als Fußballtrainer vernachlässige. "Mit der Mannschaft habe ich 100 Prozent gearbeitet und ich denke, dass niemand den Eindruck hat, dass auf dem Trainingsplatz weniger passiert ist."

Der einzige Unterschied zum bisherigen Arbeitsablauf sei laut Eichner so gewesen, dass er nach den Einheiten nicht am Nachmittag nach Hause zu seiner Frau gefahren sei, "sondern, ich habe noch ein wenig in den anderen Bereichen gearbeitet. Es muss sich niemand sorgen machen: Am Samstag ist die Mannschaft zu 100 Prozent mit dem genau gleichen Input wie vorher auch."
Eichner in dieser Woche "früh auf der Couch eingeschlafen"
Dies sei auch wichtig, weil der KSC den Klassenerhalt noch nicht zu 100 Prozent eingetütet habe. "Wir wissen alle, dass es noch nicht vorbei ist", so Eichner.

Zugute kommen dürfte Eichner bei seinem neuen Arbeitsfeld auch, dass er die Arbeit Kreuzers nicht alleine übernehmen muss. Gemeinsam mit Michael Becker, Necat Aygün, Sebastian Freis und Zlatan Bajramovic arbeite Eichner die Aufgaben von Oliver Kreuzer nun ab.

"Es ist eine Teamarbeit - nicht das es das vorher nicht war - sondern wir als Trainer gehen jetzt mehr in die Bereiche rein, in denen wir sonst nur unsere sportliche Expertise abgegeben haben", so der Cheftrainer. "Aus meiner Sicht haben wir die ersten Schritte getan und werden in den nächsten Wochen daran weiter arbeiten."
Das der Arbeitsaufwand - trotz Teamarbeit - groß sei, habe Eichner daran gemerkt, dass er in dieser Woche abends "sehr früh auf der Couch eingeschlafen ist", wie der 40-Jährige mit einem Lächeln bemerkte.
Fragezeichen hinter Einsatz von Marvin Wanitzek?
Wie lange es in dieser Teamkonstellation bleibe, konnte Eichner am Donnerstag nicht beantworten. "Ob es eine Deadline gibt, weiß ich nicht. Wir werden die Aufgaben aber für eine gewisse Zeit übernehmen", so Eichner. Der KSC hatte angekündigt, um für die Nachfolge Kreuzers einen "geordneten Prozess" zu starten. Unter anderem ist dabei auch eine Personalagentur beauftragt worden.

Rein sportlich gesehen erwarte Eichner am Samstag im Max-Morlock-Stadion "aufgrund der Situation in der Tabelle könnte es ein Spiel geben mit wenig Toren und denke, dass die Mannschaft, die den ersten Stich setzt, wohl auch die drei Punkte mitnehmen wird." Der KSC reist als Tabellenachter zum Dreizehnten.

Mit Dieter Hecking hätte der Club nun einen sehr erfahrenen Trainer an der Seitenlinie, "der immer mal das ein oder andere auspacken kann und weiß man in der ein oder anderen Situation anders machen kann."

Personell hätte sich im Vergleich zur Vorwoche wenig verändert. Einzig hinter dem Einsatz von Mittelfeldspieler Marvin Wanitzek steht ein Fragezeichen. Der Vize-Kapitän habe bei der Klärungsaktion gegen Fabio Kaufmann einen Schlag abbekommen und diese Woche im Training kürzer getreten. Ziel sei es aber, dass Wanitzek am Samstag in der Startelf steht. Eichner sei dafür optimistisch gestimmt.