In der Abteilung Attacke wirbelte vorne rechts ein rothaariger Russe mit der Nummer 10, der auf den Spitznamen "Kiki“ hörte und in seinen besten Momenten einen ganzen Abwehrverband stämmiger Ausputzer zum Weinen bringen konnte: Sergej Kiriakov.

Ex KSC Spieler  Sergej KIRIAKOV wird den Fans im Stadion vorgestellt.

Testspiel/ Freundschaftsspiel Jubilaeum: 
Karlsruher SC- FC ...
Ex KSC Spieler Sergej KIRIAKOV wird den Fans im Stadion vorgestellt. Testspiel/ Freundschaftsspiel Jubilaeum: Karlsruher SC- FC Valencia. Fussball 2. Bundesliga: Familientag des Karlsruher SC, Karlsruhe/ Deutschland, 14.07.2013 -- Football, Soccer 2nd Division: Family-Day of Karlsruher SC, Karlsruhe, Germany, July 14, 2013 -- *** Local Caption *** ©GES/Oliver Hurst// copyright by : GES-Sportfoto, Am Herrenacker 5 , 76706 Dettenheim , Germany. SparkasseKarlsruhe , BLZ 66050101 , Kto. 9862301 , Tel.+49-(0)7247-85483 , info@ges-sportfoto.de | Bild: Oliver Hurst (GES/Oliver Hurst)

Der quirlige Angreifer (geboren 1970), von meinem Opa liebevoll-deftig "Dribbel-A**** genannt, traf zwar nicht gegen Valencia, aber in seiner ersten KSC-Saison gleich elf Mal – und bis zu seinem Abschied 1998 insgesamt 29 Mal.

Aus Edgar Schmitt wird "Euro-Eddy"

Der 38-fache Nationalspieler erzielte zudem 15 Länderspieltore. Über den Mittelstürmer des KSC beim "Wunder vom Wildpark“ könnte man ganze Bücher schreiben, doch Fakt ist: Edgar Schmitt bekam nach dem Jahrhundertspiel nicht nur einen neuen Kampfnamen verpasst, sondern wurde auch zur Fußball-Legende.

Der Mythos geht so: Der bereits 30 Jahre alte Angreifer mit der Nummer 9 hatte sich nur Tage vor dem Match mit dem Auto angeblich vier Mal überschlagen, war dem Wrack unverletzt entstiegen – und hatte den spanischen Tabellenführer mit vier Toren (ja, genau vier) im Alleingang erledigt. "Euro-Eddy“ war geboren! Bis 1996 erzielte er noch 21 weitere Treffer für die Badener.

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Unvergessen bleibt auch der Kommentar von Reporter Dahlmann zum sechsten Tor: "Edgar Schmitt! Das ist nicht möglich, es ist unfassbar, unglaublich, ich raff’s nicht, ich werd … ich werd’ wahnsinnig hier! Sechs zu Null. Liebe Freunde, ach, was … ist das herrlich. Wie schön kann Fußball sein, wie schön kann Europapokal sein. Lieber KSC, wir danken euch.“

"Ebse" maßgeblich am Sieg beteiligt

Seine Rolle war eigentlich die des Edel-Jokers, aber gegen den CF Valencia spielte der gelernte Stürmer Eberhard "Ebse“ Carl im offensiven 3-5-2-System von Anfang an auf Rechtsaußen – und legte mit der Nummer 2 auf dem Rücken nicht nur das 2:0 durch Schmitt per Flanke perfekt vor.

Der KSC-Dauerbrenner (geb. 1965) – er kam von 1989 bis 1997 auf 177 Bundesligaeinsätze – trug maßgeblich zum Sensationssieg des KSC in der magischen Nacht vom 2. November 1993 bei. Mit dem KSC stand Carl auch im DFB-Pokalfinale 1996.

"Schütte" erzielt das 3:0

Der laut nicht ganz ernst gemeinter Selbstbeschreibung "hängende Rechtsaußen ohne Drang nach vorne“ spielte gegen die Spanier zwar im linken Mittelfeld, erzielte aber eines der schönsten Tore: Rainer "Schütte“ Schütterle.

Karlsruher SC gegen Valencia Ticket
Das Ticket des Autors vom legendären Spiel KSC gegen Valencia 1993. | Bild: Thomas Staisch

Der Kehler (geb. 1966) mit der Nummer 11, der acht Jahre beim KSC stürmte, schlenzte den Ball gekonnt zum 3:0 über Torwart José Manuel Sempere hinweg ins Netz und brachte Reporter Jörg Dahlmann zum Schwärmen: "Rainer Schütterle, der Mann für die Weltklassetore. Ein klasse Heber. Ach, ich liebe Leute, die Heber machen. Und er hebt und hebt und hebt und hebt – hinein ins Tor!“ Von 2003 bis 2009 war Schütterle Vize-Präsident des KSC.

Manni Bender legt Bälle für Schmitt und Bilic vor

Im offensiven rechten Mittelfeld des KSC hatte von 1992 an – und auch im UEFA-Cup-Spiel gegen Valencia – der Ur-Bayer Manfred "Manni“ Bender mit der Nummer 5 die Fäden gezogen. Seine Spezialität waren Eckbälle, Freistöße und gefürchtete Bananenflanken – eine der "krummen Dinger“ hatte Edgar Schmitt zur 1:0-Führung gegen die Spanier verwandelt.

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"Manni Bender läuft hier zur Hochform auf!“, jubelte Reporter Dahlmann. Das 5:0 von Schmitt per Kopfball in der 59. Minute hatte Bender per Freistoß vorgelegt, das 7:0 von Bilic per Eckball. Bender (geb. 1966) hatte den umgekehrten Weg der damals üblichen Wechsel-Praxis gewählt und war vom FC Bayern München nach Karlsruhe gekommen Edeltechniker Waleri Schmarow durfte im ausverkauften Wildparkstadion – damals immerhin 25.000 Zuschauer – von Anfang an auf Linksaußen ran.

Waleri Schmarow schießt das 4:0

Der Russe (geb. 1965) glänzte, legte zwei Tore vor und schoss das 4:0 in der 64. Minute per Linksschuss "durch die Hosenträger des Verteidigers“ (Dahlmann) selbst. Für Begeisterung beim Karlsruher Publikum und beim TV-Moderator hatten auch die tollen Tricks des Spielers mit der Nummer 8 gesorgt. Der dreifache Nationalspieler war sowjetischer Torschützenkönig und sowjetischer sowie russischer Meister

"Wolle" kann auf 356 Erstligaspiele und einen Vize-Weltmeistertitel zurückblicken

Der Sechser im defensiven und zentralen Mittelfeld war 37-facher Nationalspieler und ein Mann aus dem hohen Norden: Wolfgang "Wolle“ Rolff. Die Pferdelunge und Seele der Mannschaft sorgte für Stabilität und manchmal auch für die Entscheidung: in 94 Spielen für den KSC traf er immerhin 14 Mal.

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Gegen Valencia blieb er torlos, dafür schoss der Profi (geb. 1959) mit der unverwechselbaren Vokuhila-Lockenfrisur die Blauweißen durch seinen Treffer im Viertelfinal-Rückspiel gegen Boavista Porto ins UEFA-Pokal-Halbfinale. Rolff absolvierte insgesamt 356 Erstligaspiele und wurde 1986 Vize-Weltmeister.

Dirk Schuster wird Trainer von Darmstadt 98 und Kaiserslautern

In der Abwehr räumte vor allem Dirk Schuster mit der Nummer 7 auf rechts auf. Der gebürtige Chemnitzer war 1991 aus Braunschweig gekommen und machte den spanischen Stürmern das Leben schwer – eine eingesprungene beidbeinige Grätsche gehörte vor 30 Jahren noch zum guten Ton.

Bis 1997 kämpfte Schuster (geb. 1967) für den KSC und gegen Valencia erfolgreich seine Gegenspieler nieder. Schuster wechselte nach seiner aktiven Karriere ins Trainerfach, trainierte unter anderem Darmstadt 98 – und aktuell den 1. FC Kaiserslautern.

Slaven Bilic schießt das finale Tor

An Schusters Seite sorgte auf links der kroatische Gitarrist der Rockband "Rawbau“ für die Lufthoheit im Strafraum: Slaven Bilic. Der 1,88 Meter große Abwehrhüne (geb. 1968) aus Split war erst im Sommer 1993 zum KSC gekommen – und sollte bis 1996 bleiben. Beim 7:0 gegen Valencia erzielte der Mann mit der Nummer 3 den letzten Treffer in der 90. Minute, natürlich per Kopf. Später trainierte der 44fache Nationalspieler unter anderem die kroatische Nationalmannschaft.

Archivbild: Erst Spieler beim Karlsruher SC, später Trainer der kroatischen Nationalmannschaft: Slaven Bilic.
Archivbild: Erst Spieler beim Karlsruher SC, später Trainer der kroatischen Nationalmannschaft: Slaven Bilic. | Bild: ps

Den Abwehrverband machte Michael Wittwer mit der Nummer 4 komplett. Der Libero (geb. 1967) lief von 1987 bis 2000 beim KSC auf und organisierte gegen Valencia die Verteidigung der Karlsruher aus der zentralen Position exzellent. Nicht nur wegen des KSC-Songs seiner Frau Sabine ("KSC Olé, Olé – Superteam aus Baden“) wurde Wittwer im Wildpark zur Kultfigur.

"Titan" Olli Kahn verteidigt eisern das Tor

Im Tor des KSC stand der "Titan“, der 1993 diesen Namen noch nicht trug und nur Oliver "Olli“ Kahn gerufen wurde. Fast übermenschlich agierte der Karlsruher Blondschopf (geb. 1969) aber schon damals: Gegen Valencia rettete Kahn vor dem 1:0 mindestens drei Mal in überragender Manier – und legte damit den Grundstein für den Sensationssieg.

Sein Werdegang ist bekannt: "King Kahn“ wechselte 1994 zum FC Bayern, wurde Champions-League-Sieger, achtmal Deutscher Meister, sechsmal Pokalsieger – und als langjährige Nummer eins mit der Nationalmannschaft (86 Länderspiele) Europameister 1996 und Vize-Weltmeister 2002. Zudem wurde der heutige FC-Bayern-Vorstandsvorsitzende dreimal zum Welttorhüter gewählt.

"Winni" Schäfer schleicht sich trotz Sperre in die KSC-Kabine

An der Seitenlinie stand Winfried "Winni“ Schäfer gegen Valencia – nicht. Er war von der UEFA gesperrt und auf die Tribüne verbannt worden. Er wurde von Co-Trainer Ede Becker vertreten.

Legendär ist trotzdem Schäfers heimlicher Gang in die KSC-Kabine vor dem Spiel – inklusive Versteckspiel unter einer Winterjacke hinter der Tür. "Ich wurde aufgehalten“, flunkerte Schäfer dann beim TV-Interview. Vor dem Spiel hatte "Turbo-Winni“ das Ergebnis auf 2:0 getippt.

Winni Schäfer schaffte in der Saison 86/87 den Aufstieg mit dem KSC. (Archivbild, Radio Regenbogen Award 2007)
Winni Schäfer schaffte in der Saison 86/87 den Aufstieg mit dem KSC. (Archivbild, Radio Regenbogen Award 2007) | Bild: KMK-TV

Der Rotschopf war ab 1975 selbst für die Badener aufgelaufen und hatte den Traditionsclub zwischen 1986 und 1998 trainiert – kein KSC-Trainer war erfolgreicher. "Puls auf 200? Mehr, mehr!“, beichtete Schäfer (geb. 1950) einem Reporter in der VIP-Loge, von der aus er das Spiel verfolgt hatte.

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