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Karlsruhe: "Gespenstische Stille" und "geilster Torjubel": Ein Fan erzählt aus 25 Jahren KSC-Geschichte

Karlsruhe

"Gespenstische Stille" und "geilster Torjubel": Ein Fan erzählt aus 25 Jahren KSC-Geschichte

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    Ede Becker, der Vater des Erfolgs von 2007, ist heute KSC-Nachwuchskoordinator.
    Ede Becker, der Vater des Erfolgs von 2007, ist heute KSC-Nachwuchskoordinator. Foto: Hajo Of

    Seine Leidenschaft begann im Jahr 1995: Peter Dittmann, heute 35 Jahre alt, sieht zum ersten Mal im Karlsruher Wildparkstadion ein Spiel des KSC. Mitgenommen hat ihn der Cousin seiner Mutter - denn seine Eltern haben eher weniger Bezug zum Fußball. Wo er stand, weiß er noch genau: "Im Block A4."

    Seit 25 Jahren treuer Fan

    Viel ist ihm vom Spiel nicht im Gedächtnis geblieben: "Ich weiß nur noch, dass wir gegen den HSV 2:0 gewonnen haben - Doppeltorschütze war Eberhard Carl", so Dittmann.  Fasziniert ist der kleine Junge damals von der Stimmung und der Atmosphäre im Stadion - eine Leidenschaft beginnt, die bis heute andauert. 

    Peter Dittmann (rechts) mit Kumpel Daniel im Jahr 1996.
    Peter Dittmann (rechts) mit Kumpel Daniel im Jahr 1996. Foto: Niels Dittmann

    "Die Stimmung und der Jubel der Fans - das macht das Stadionerlebnis aus", sagt der 35-Jährige. Dittmann wohnt mittlerweile in Berlin - doch das hält ihn nicht von regelmäßigen Besuchen im heimischen Wildpark ab. Er besitzt eine Dauerkarte und war bis zum Abbruch der Saison bei vier Heimspielen. "Ich verbinde das immer mit einem Familienbesuch", sagt Dittmann im Gespräch mit ka-news.de. 

    Fan-Geschichte auf 160 Seiten

    Die Höhen und Tiefen während seines Fan-Dasein hat Dittmann auf 160 Seiten festgehalten: In der "Fußballfibel Karlsruher SC" erzählt er von historischen Momenten - dem 7:0 gegen Valencia aber auch von Größenwahn und Fast-Insolvenzen.

    Peter Dittmann hat rund ein Jahr an der KSC-Fibel geschrieben.
    Peter Dittmann hat rund ein Jahr an der KSC-Fibel geschrieben. Foto: Niels Dittmann

    "Das KSC-Spiel für die Ewigkeit, das Wunder vom Wildpark. Moment, was heißt hier 'Wunder'? Damals passte halt alles zusammen: Mannschaft, Trainer, Einstellung! Da ist alles möglich! So ist 'Valencia' ist für die Fans des Karlsruher Sport-Clubs immer auch mentaler Rettungsanker geblieben in Zeiten, in denen überhaupt nichts mehr passte" - heißt es in seinem Werk.

    Die Fibel war ein Projekt, das "aus der Lust heraus entstanden ist": "Ich kenne die Fußball-Fibel-Reihe, die es mittlerweile bei 30 Vereinen gibt. Und da es noch keine über den KSC gibt und ich viel mit dem Verein durchgemacht habe, dachte ich mir: Warum schreibe nicht ich die KSC-Fibel?!"

    "Geilster Torjubel den ich je erlebt habe"

    Sein persönlicher Höhepunkt ist allerdings nicht "das Wunder vom Wildpark", sondern das Spiel gegen Derby-Gegner und Erzrivalen VfB Stuttgart im Jahr 2007. Damals kamen die Schwaben als frisch gebackener Deutscher Meister zum Aufsteiger nach Karlsruhe - und musste als Verlierer das Feld verlassen. 

    Meisterfeier des VfB Stuttgart 2007: Mario Gomez mit der Schale.
    Meisterfeier des VfB Stuttgart 2007: Mario Gomez mit der Schale. Foto: Marijan Murat/Archiv

    Tamás Hajnal erzielte das goldene Tor zum 1:0-Derbysieg. "Das war der geilste Torjubel, den ich je erlebt habe", so Dittmann gegenüber ka-news.de. Genauso einprägsam war für Dittmann der Weg dorthin: Der Aufstieg des KSC in der Saison 2006/2007 in die erste Liga. "Das war eine Feierei über Wochen. Der Weg von der Regionalliga zurück ins Oberhaus war lang und schwer - umso mehr wurde der Aufstieg zelebriert", sagt Peter Dittmann.

    Doch wo Höhen sind, sind auch Tiefen: Die Regionalliga-Saison 2000/2001 war für den gebürtigen Karlsruher die Schlimmste. Ein sportlicher Tiefpunkt für den Verein - auch das Abstiegsjahr davor. "Ich erinnere mich an ein Heimspiel aus der Saison 1999/2000 gegen Rot-Weiß Oberhausen. Da waren gerade mal 1.800 Zuschauer im Wildpark - die Stimmung war gespenstisch", so Dittmann im Gespräch mit ka-news.de. 

    "Geburtsstunde der Ultras"

    Ein paar wenige versuchten sich daran etwas Stimmung aufkommen zu lassen. "Eine kleinere Gruppe wechselte auf die Sitzplätze in der Gegengerade und sang ein paar Lieder. Das war so ein wenig die Geburtsstunde der heutigen Ultrabewegung in Karlsruhe", sagt Peter Dittmann. 

    Peter Dittmann bei der Buchvorstellung der KSC-Fibel.
    Peter Dittmann bei der Buchvorstellung der KSC-Fibel. Foto: Niels Dittmann

    Und wie geht's weiter mit dem KSC? Einen sportlichen Zukunftsausblick wagt Dittmann nicht - zu viel Auf und Abs hat er bereits erlebt. "Zu meiner Anfangszeit hat der KSC um die internationalen Plätze mitgespielt, nur fünf Jahre später stand der Abstieg in die Regionalliga. Weitere fünf Jahre später rettete uns Ede Becker vor dem Abstieg", so Dittmann. 

    "2015, auch ein bitterer Moment, an dem wir denkbar knapp den Wiederaufstieg in die Bundesliga verpassten", sagt Peter Dittmann. Relegationsspiele gegen den Hamburger SV, an die sich wohl kein KSC-Fan gerne zurückerinnert. Nach Ab- und wieder Aufstieg stehen die Badener aktuell auf einem Abstiegsplatz in Liga 2. "Ich traue mir keine Prognose zu, wo der KSC in fünf Jahren steht", so Dittmann. Wie viele Fußballfans, wäre auch er froh, wenn der Ball überhaupt erst einmal wieder rollen würde. 

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