Aus der Ebene der Entscheider war immer wieder zu hören - wenn überhaupt etwas gesagt wurde - dass man "professionell vorgeht." Man sei "mitten in einem Prozess, den wir klar festgelegt haben und ziehen das professionell durch."
Aber: Der "Prozess" zieht sich. Fast 24-Monate dümpelt der KSC ohne einen Sportchef dahin.
Kandidaten-Casting in Frankfurt
Das deutet mehr auf ein Motto hin, das lautet wohl: "Zögern, Zaudern - nichts entscheiden, einfach abwarten."
Der KSC hat und hatte etliche Aspiranten auf dem Schirm. Um etwas mehr Klarheit zu schaffen, gab es vor rund drei Wochen ein "Kandidaten-Casting" in Frankfurt. Und zwar vor einer KSC-Elefantenrunde. Eine Blau-Weiße Delegation, bestehend aus Präsidiums-, Beirats- und Aufsichtsratsmitgliedern, stellte den Kandidaten Fragen nach Erfahrung, Plänen und Perspektiven.

Doch ob die Kandidaten inzwischen informiert wurden, ob aussortiert wurde, oder ob einige noch in der Luft hängen, das war nicht zu erfahren. Namen von potentiellen Casting-Kandidaten wabern seit langem durch die KSC-Katakomben.
Welche Kandidaten sind im Gespräch?
Da ist Michael Bischof, KSC-Bereichsleiter Entwicklung, Scouting und Analyse. Zum großen Teil verantwortlich für die aktuellen Transfers. Einer, der sich mit Geschäftsführer Michael Becker prima versteht.

Dann gibt es Olaf Rebbe. Rebbe wird seit langem von KSC-Präsident Siegmund-Schultze enorm geschätzt. Er ist der Mann mit dem Argusauge für Talente. Und von so einem Mann träumen die KSC-Bosse. Rebbe war ab April 2021 Sportdirektor, also die Nummer zwei im Sport, des 1. FC Nürnberg. Er sicherte dem Club riesige Transfereinnahmen.
Durch die Verkäufe von Stefanos Tzimas, Finn Jeltsch und Jens Castrop flossen 39,5 Millionen Euro in die FCN-Kasse. Dennoch wurde er sang- und klanglos entlassen. Rebbe gilt nicht als pflegeleicht, ist enorm eifrig, total erfolgsorientiert – und international top vernetzt. Ist die Mehrheit der Beiratsmitglieder dazu bereit, ihm den Job zu geben?

Einen zweiten starken Mann in der Chefetage zu etablieren? Mit Eintracht Frankfurts Sportdirektor Timmo Hardung gab es Gespräche, doch dessen Interesse am KSC soll ich in Grenzen halten. Aktuell wird auch über Alain Sutter gemunkelt. Ex-Nationalspieler der Schweiz und zuletzt sechs Jahre erfolgreicher Sportchef beim FC St. Gallen.
Was ist mit Eggimann?
Zu alledem sagt Vizepräsident Mario Eggimann nichts. Auch zu seiner Zukunft, dazu dass er hoch gehandelter Geheimfavorit als Sportchef ist, sagt er nichts. Ende der vergangenen Woche war erneut ein KSC-Chef-Meeting. Da sollten endlich Pflöcke eingeschlagen werden - aber es wurden nur bedingt Nägel mit Köpfen gemacht.

Es soll intern diskutiert worden sein, dass der Neue ein starker Mann sein müsse. Einer, der dem stärksten Mann im Wildpark, Geschäftsführer Michael Becker, der den KSC einst vor der Insolvenz rettete, nicht nur Kraft Amt auf Augenhöhe begegnet. Einer, der Becker ebenbürtig sei - bisweilen richtig Paroli bieten könne.
Daher soll man zur Ansicht gekommen sein: Das könnte einem externen Kandidaten leichter fallen. Bedeutet: Rebbe, Sutter oder Hardung haben wohl aktuell die Nase vorn. Zeit, eine Entscheidung noch vor dem zweiten Jahrestag des Kreuzer-Rauswurfs zu präsentieren. Weitere "Elefanten-Treffen", wie das in Frankfurt, kosten Zeit und Geld.

Zudem steht die Kaderplanung an. Bischof und Sebastian Freis, Bereichsleiter Profis, sind fleißig unterwegs. Scouten, kontaktieren potentielle Neuzugänge. Aber machen sie das, was der neue Sportgeschäftsführer plant und will? Eine Entscheidung wäre professionell.