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Widerstandskollektiv Karlsruhe: „Ziviler Ungehorsam ist nun einmal unbequem“

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Aufsehen, Widerstand, Diskussion: Karlsruhes neue Protestgruppe polarisiert die Stadt

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    „Selber machen ist wie wollen, nur krasser“: Das Widerstandskollektiv ruft zum Handeln auf.
    „Selber machen ist wie wollen, nur krasser“: Das Widerstandskollektiv ruft zum Handeln auf. Foto: Corina Bohner

    Sie lassen Luft aus Autoreifen, sperren Straßen mit Blumenkästen und malen eigenmächtig Zebrastreifen auf – die Rede ist vom Widerstandskollektiv Karlsruhe. Die Umwelt- und Klimaaktivisten haben sich zum Ziel gesetzt, mit direkten Protestaktionen auf soziale sowie klima- und umweltpolitische Probleme im Stadtgebiet Karlsruhe aufmerksam zu machen – auch, wenn das nicht immer gut ankommt.

    Wie findet ihr die Protestaktionen? Schreibt es uns: In die Kommentare, per Mail an redaktion@ka-news.de oder als Bericht über unsere Einsendeportal!

    Nicht alle finden die Aktionen gut

    So schreibt ein Nutzer auf Instagram unter einem Beitrag des Kollektivs, auf dem sie sich beim Öffnen von Autoreifen-Ventilen zeigen: „Das einzige, was stillgelegt werden muss, seid ihr.“ Ein anderer meint unter dem Post zu der Blumenkasten-Aktion: „Stellt euch vor: Ihr habt einen Fahrradunfall und die Ambulanz kommt nicht zu euch, da der Weg von Blumenkübeln blockiert wird!!“

    „Kritik gehört dazu“

    „Ziviler Ungehorsam ist nun einmal unbequem und überschreitet leichte Grenzen“, sagt ein Aktivist und Sprecher der Widerstandsgruppierung im Gespräch mit ka-news. Er möchte unerkannt bleiben. „Kritik gehört dazu. Um etwas zu bewegen, müssen wir diese Grenzen austesten.“

    Mit unbequemen Protestaktionen hat die Gruppe bereits hinlänglich Erfahrung: Denn das Widerstandskollektiv, welches nicht nur in Karlsruhe, sondern in ganz Deutschland aktiv ist, ist eine direkte Abspaltung der früheren „Letzten Generation“. Deren Aktivisten hatten vor allem mit Klebeaktionen, welche ganze Straßen für Stunden lahmlegten, von sich reden gemacht.

    Die Aktivisten der Letzten Generation bei einer Klebe-Protestaktion in Karlsruhe.
    Die Aktivisten der Letzten Generation bei einer Klebe-Protestaktion in Karlsruhe. Foto: Letzte Generation

    „Eigentlich müssten wir alle aufstehen und etwas tun“

    Seit März gibt es nun das Widerstandskollektiv in Karlsruhe. Dessen selbst formulierte Maxime: noch mehr ziviler Ungehorsam, weniger politische Forderungen. Wie genau wählen sie dabei aus, wo in der Fächerstadt ihrer Ansicht nach die größten Missstände herrschen? „Wir sind aus Karlsruhe, wir wissen, was die Menschen wo bewegt“, erklärt der Aktivist weiter.

    Wie viele Mitglieder die Gruppe hat, könne er nicht sagen. „Das schwankt je nach Umfang der geplanten Aktionen.“ Er wünsche sich aber noch mehr Unterstützer. „Eigentlich müssten wir alle aufstehen und etwas tun – es geht doch schließlich um unser aller Zukunft“, sagt er. Die Aktionen sind immer friedlich – so die Prämisse der Protestler.

    Kritik am geplanten Kraftwerk im Rheinhafen

    Und diese sieht er durch die Umwelt- und Klimapolitik im Land, aber auch direkt in Karlsruhe, stark gefährdet. Ein Beispiel hierfür: das bis 2030 geplante Rheinhafen-Dampfkraftwerk „RDK 9“. Der Neubau der EnBW soll zunächst mit Erdgas, später mit Wasserstoff betrieben werden und im Südwesten Engpässe bei erneuerbaren Energien ausgleichen.

    Der Blick auf das bestehende Rheinhafen-Dampfkraftwerk von Daxlanden aus.
    Der Blick auf das bestehende Rheinhafen-Dampfkraftwerk von Daxlanden aus. Foto: Lars Notararigo

    Der Karlsruher Gemeinderat hatte Ende April grünes Licht für das Dampfturbinen-Kraftwerk gegeben. Von mehreren Seiten hagelte es daraufhin Kritik an dem Mega-Projekt, auch aus umwelttechnischer Sicht. „Das Kraftwerk ist nicht notwendig. Wir sind unendlich wütend darüber und müssen uns dagegen wehren“, sagt auch der Sprecher des Widerstandskollektivs dazu.

    „Ich bin Vater zweier Kinder – was soll ich ihnen erzählen?“

    Über mögliche geplante Protestaktionen – weder hierzu noch an anderen Stellen in Karlsruhe – will er sich aber nicht äußern. Fest stehe nur: Die Klimapolitik muss sich ändern. Diskussionen über ein Falsch und Richtig der Aktionen seien dabei seiner Ansicht nach obsolet.

    „Ich bin Vater zweier Kinder – was soll ich ihnen erzählen? Dass wir auf dem Sofa saßen und warteten, bis alles zu Ende ist? Diese vorsätzliche Zerstörung der Lebensgrundlage unserer Zukunft ist für uns nicht hinnehmbar“, sagt er im Gespräch mit ka-news.

    „Sichert unsere Zukunft“

    Angst vor möglichen rechtlichen Konsequenzen habe er dabei nicht. „Mit Gegenwind müssen wir rechnen. Und was wäre denn die Alternative?“, sagt er. Mit ihrem Protest wollen die Aktivisten deswegen nicht aufhören – und das scheint eine erste Wirkung zu erzielen.

    Die Stadt Karlsruhe hat den Zebrastreifen des Widerstandskollektivs in der Oststadt überklebt.
    Die Stadt Karlsruhe hat den Zebrastreifen des Widerstandskollektivs in der Oststadt überklebt. Foto: Corina Bohner

    So will die Stadt nach wiederholt aufgemalten Zebrastreifen des Kollektivs in der Karlsruher Oststadt nun prüfen, dort dauerhaft einen sichereren Übergang einzurichten. Für den Sprecher der Gruppe umso mehr ein Grund, mit dem Protest weiterzumachen. Er richtet einen direkten Appell an die Politiker im Land und auch direkt in Karlsruhe: „Hört auf die Experten aus Umwelt- und Klimaschutz. Sichert unsere Zukunft – und die unserer Kinder.“

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