Wenn neue Bodenmarkierungen auf einer Straße aufgebracht werden, dann ist das eine dauerhafte Angelegenheit – eigentlich. Umso mehr hat es ka-news-Leserin Henriette Unger verwundert, dass der schicke neue Zebrastreifen, der auf der Rintheimer Straße in Höhe der Veilchenstraße in der Karlsruher Oststadt aufgebracht worden war, nur kurze Zeit später wieder verschwand – und dann kurz darauf erneut aufgemalt wurde.
Aktivisten malen Zebrastreifen auf
„Kann es sein, dass bei der Karlsruher Stadtverwaltung die eine Hand nicht weiß, was die andere tut?“, fragt die Leserin die Redaktion. ka-news hat nachgeforscht und herausgefunden: Die kuriose Aktion hat einen ganz anderen Ursprung. Umwelt- und Klimaaktivisten des Widerstandskollektivs Karlsruhe haben den Zebrastreifen beide Male als Protestaktion auf der Rintheimer Straße aufgemalt.
„Weil Karlsruhe sichere Wege für alle braucht. Und weil die Oststadt weniger Autos braucht“, schreibt die Gruppe auf Instagram, wo sie einen Beitrag zu der Aktion veröffentlicht hat. Das Widerstandskollektiv, welches deutschlandweit aktiv ist, ist eine im März gegründete Abspaltung der früheren „Letzten Generation“. Das Ziel: mehr ziviler Ungehorsam und direkte Aktionen – weniger politische Forderungen.
Bürger fänden weiteren Übergang sinnvoll
Die Karlsruher Untergruppe hat das in der Vergangenheit bereits beherzigt und unter anderem Autos lahmgelegt oder Straßen mit Blumenkübeln gesperrt. Nun also der Zebrastreifen. „Wir sind der Meinung, dass hier ein Zebrastreifen sein sollte, für mehr Verkehrssicherheit der Fußgänger“, erklärt ein Aktivist, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit ka-news.

Die illegale Aktion sei seiner Ansicht nach gut von der Bevölkerung aufgenommen worden. So schreibt etwa ka-news-Leserin Henriette Unger in Ihrer Nachricht an die Redaktion: „Absolut sinnvoll, dort einen Zebrastreifen anzubringen, gerade für Schulkinder ist das ein wichtiger Weg durch die Oststadt.“ Dem stimmt auch Renate Krogmeier-Vieten zu.
„Ziviler Ungehorsam überschreitet nun einmal Grenzen“
Sie ist die 1. Vorsitzende des Bürgervereins Oststadt und kennt die Rintheimer Straße genau. „Es gibt dort entlang der langen Straße nur eine einzige Querungsmöglichkeit. Gerade für Menschen mit Kindern wäre ein weiterer Übergang wichtig“, sagt sie im Gespräch mit ka-news. Eine Guerilla-Aktion wie die des Widerstandskollektivs lehnt sie aber entschieden ab.

„Solche Dinge sollten ordnungsgemäß ablaufen. Hätten die Aktivisten sich an den Bürgerverein gewandt, hätten wir einen Antrag an das Stadtplanungsamt stellen können“, erklärt sie. Für den Sprecher der Widerstandsgruppe ist das aber nicht genug: „Wir wollen mit solchen direkten Aktionen auf die Probleme vor Ort aufmerksam machen. Ziviler Ungehorsam überschreitet nun einmal Grenzen.“
Aktion trägt Früchte
Um auf die Dringlichkeit hinzuweisen, habe man die illegal gemalte Querung, nachdem sie von der Stadt wieder entfernt worden war, daher gleich noch einmal aufgebracht. Wie genau – darüber wolle der Sprecher des Widerstandskollektivs lieber schweigen, wie er sagt: „So wie die Polizei ihre Taktik hat, haben wir unsere, um unbemerkt zu bleiben.“

Auch wenn der „zivile Ungehorsam“ nicht überall auf offene Ohren trifft – mit der Zebrastreifen-Aktion scheint das Widerstandskollektiv nun ein Stück weit Erfolg zu haben: Wie die Stadtverwaltung gegenüber ka-news bestätigt, wolle man nun prüfen, ob die bisherige Querungsmöglichkeit - eine Verengung der Rintheimer Straße - „dem tatsächlichen Verkehrsaufkommen entspricht und ob in der Folge gegebenenfalls eine andere Art der Querungsmöglichkeit notwendig und umsetzbar wäre“.
„Mit unserem Engagement werden wir nicht aufhören“
Für den Sprecher des Widerstandskollektivs ein Grund zur Freude: „Das wäre unglaublich toll. Die Aktion war als Denkanstoß gedacht, damit haben wir genau das erreicht, was wir wollten“, sagt er.
Dass die Stadtverwaltung den Aktivisten wegen „gefährlichen und unerlaubten Eingriffs in den öffentlichen Straßenverkehr“ eine Strafanzeige gestellt hat, kann die Freude aber nicht trüben: „Mit Gegenwind müssen wir rechnen. Deswegen werden wir mit unserem Engagement nicht aufhören.“
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