Noch im letzten Sommer konnten die Kaffeehausgäste am zentralen Platz in der Karlsruher Stadtmitte bei Kaffee und Kuchen genießen und verweilen. Das war einmal: Denn aufgrund der Sanierungsarbeiten des Technischen Rathauses war klar, dass das Café Böckeler vorerst seinen Platz räumen muss.
Sanierungsarbeiten aufgrund von Brandschutzrichtlinien
"Die Entscheidung da wegzugehen, wurde uns abgenommen", sagt Sebastian Böckeler im Gespräch mit ka-news.de. So sei schon lange klar gewesen, dass das Gebäude saniert werden muss. "Der wichtigste Grund war der Brandschutz, der der Stadt im Genick saß. Der Ort, wie er damals konzipiert war, mit der innenliegenden Treppe, hat nicht mehr die Anforderungen erreicht, um noch mit den geltenden Brandschutzrichtlinien vereinbar zu sein", erklärt Böckeler weiter.

Der Zeitpunkt allerdings sei anders geplant gewesen. "Die Maßnahme sollte eigentlich stattfinden, als in Karlsruhe diese neun Meter tiefe Baugrube auf dem Marktplatz war und daher sowieso fast kein Geschäft möglich gewesen sei", erläutert Böckeler. Das zumindest sei sein Wunsch gewesen.
"Das schönste Kaffeehaus Deutschlands"
"Das hätte eine Aktion sein sollen, wo man quasi eh gesagt hätte: Es lohnt sich nicht, dort ein Kaffeehaus zu betreiben, wegen der Großbaustelle Kombilösung. Wir schließen in diesem Zeitraum und ziehen die Sanierung durch", sagt er.

"Unser Wunsch war das genau in der Zeit zu machen, wenn die Maßnahmen der Kombilösung stattfinden und wir dann, wenn der Marktplatz fertig ist, das schönste Kaffeehaus Deutschlands da stehen haben", ergänzt dann Vater Stefan Böckeler. Zwischenzeitlich kam es bekanntermaßen aber anders und hat Böckeler hat einen neuen Standort in Ettlingen bezogen. Eine Rückkehr an den Marktplatz sei derzeit ungewiss.
Hürden und Herausforderungen
Die Gründe für die offene Zukunft des Traditionscafés sind unterschiedlich. Enorme Kosten, Schwierigkeiten bei der Personalsuche und das Hin und Her mit der Stadt Karlsruhe bringen Vater und Sohn Böckeler ins Grübeln.
Baukosten
So seien beispielsweise die Rahmenbedingungen ganz andere, als noch vor ein paar Jahren. "Wir sind damals vom Tisch gegangen und waren ungefähr bei einem Invest von etwa zweieinhalb Millionen und jetzt sind das aufgrund von Inflation, Rohstoffpreisen locker dreieinhalb Millionen Euro", so Sebastian Böckeler.

"Wir sollen einen Rohbau übergeben bekommen - das ist etwas ganz anderes, als was wir vor zwanzig Jahren bekommen haben - nackt. Und wir müssen uns quasi um den Innenausbau kümmern. Also alle Versorgungsleitungen: Strom, Wasser, Abwasser, Böden, Decken, Wände, Lüftung, Kücheneinrichtung, Ladenbau und Kaffeehauseinrichtung", zählt Stefan Böckeler auf.

Dies sei ein enormer Kosteneinsatz für einen Mieter, der sein Geld mit einer Tasse Kaffee, einem Stück Kuchen und Kleinbeträgen verdiene. Dass, obwohl er das Gebäude nicht mal sein Eigentum nennen könne.
Das Gefühl nicht erwünscht zu sein
20 Jahr lang habe man das Gebäude gepflegt und gehegt, als sei es genau das gewesen. Umso enttäuschter sei man daher gewesen, als immer weitere Anforderungen an das Familienunternehmen gestellt worden seien.

"Ein Unternehmer sollte schon ein bisschen frei agieren können, indem, was er tut. Also ich will nicht noch meine Öffnungszeiten vor diktiert bekommen oder wann ich eine Klimaanlage anschalte", sagt Sebastian Böckeler. Genau das sei allerdings der Fall gewesen. So habe die Stadt auch eine abends geöffnete Gastronomie verlangt und einer Komfortklimatisierung sehr kritisch gegenübergestanden.

Darüber hinaus habe es weitere Spannungen gegeben. So berichtet Stefan Böckeler, dass Oberbürgermeister Frank Mentrup den Satz: "Vielleicht ist ein Tortencafé auch nicht mehr zeitgemäß" gesagt habe.
"Das war so daneben und wir haben gemerkt, die wollen uns gar nicht unbedingt an diesem Standort. Es wurden immer wieder neue Forderungen gestellt. Andere Kommunen sind indes froh, dass wir da sind", sagt Stefan Böckeler mit Verweis auf das neue Kaffeehaus am Marktplatz in Ettlingen.

"Es war und ist mein Ziel, einen Weg zu finden, das Café Böckeler am Marktplatz zu halten", wird der OB bei den Badischen Neusten Nachrichten (BNN) zitiert. Den Begriff "Tortencafé" habe er im Gespräch mit der Familie nie in den Mund genommen.
Personal
Auch sei eine Rückkehr aufgrund von Personalmangel nicht so einfach. "Ich habe jetzt keine Mannschaft irgendwo in der Hinterhand, mit der ich wieder auf den Marktplatz in Karlsruhe kommen und sagen könnte: Komm, los geht`s", stellt Sebastian Böckeler fest.

So seien alle Mitarbeiter des Marktplatzbetriebs ins Ringcafé beziehungsweise an den neuen Standort in Ettlingen umgezogen. Für eine Marktplatz-Rückkehr würden laut den Böckelers 40 weitere Mitarbeiter benötigt.

Manche Positionen seinen dabei zwar leichter zu besetzen, bei anderen sei es eine Herausforderung. "Ich glaube Servicekraft ist man bei uns ganz gerne, weil das Trinkgeld läuft. Aber Köche zu finden, ist sehr schwierig. Auch Fachleute, die vielleicht eine Führungsposition in Vollzeit begleiten können, sind wahnsinnig schwierig zu finden. Für uns ist das einfach eine weitere Hürde", so Sebastian Böckeler.
Den Hürden zum Trotz?
Trotz all dieser Hürden, habe man mit der Stadt im Aufhebungsvertrag des Mietvertrags vereinbart, dass man als Erstes ein Angebot erhalte, sobald die Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sind. "Die Euphorie zurückzugehen, ist im Moment nach wie vor ein bisschen gebremst, weil die Hürden eben extrem hoch sind", so Sebastian Böckeler.

Es sei wie beim Hürdenlauf - die letzten Meter sind entscheidend und vielleicht gelingt zum Finale doch noch ein gemeinsamer Endspurt auf der Zielgeraden. Dann könnte auch diese "Kombi-Lösung" ein genussvoller Gewinn in Mitten der Fächerstadt sein.