Nicht vor Gericht, sondern im Panorama-Saal der AVG trafen am Donnerstagmorgen, 27. März, die Vertreter der streitenden Parteien in Karlsruhe aufeinander. Hier wurden die Ergebnisse der sogenannten Machbarkeitsstudie vorgestellt.

"Mit dem Gutachten haben wir einen wesentlichen Baustein des Vergleichs zum Bau der zweiten Rheinbrücke in Karlsruhe erfüllt. Wir haben nun einen klaren Überblick über weitere Potenziale des öffentlichen Verkehrs über den Rhein hinweg erarbeitet", erklärt Ministerialdirektor Berthold Frieß vor Ort.

Warum war die Studie notwendig?
Die Machbarkeitsstudie wurde als Teil eines Vergleichs zwischen dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Karlsruhe und dem BUND Baden-Württemberg beauftragt. Hintergrund war das umstrittene Planfeststellungsverfahren für den Bau einer zweiten Rheinbrücke zwischen Karlsruhe und Wörth. Kritiker, insbesondere der BUND, befürchteten eine Zunahme des Autoverkehrs und forderten Alternativen.

Das Land verpflichtete sich daher, Möglichkeiten zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) über den Rhein hinweg zu prüfen. Ziel der Studie war es, Maßnahmen zu identifizieren, die den ÖPNV attraktiver machen, den Umweltverbund stärken und langfristig den Autoverkehr reduzieren können.
Das hat die Studie untersucht
Für die Studie untersuchte die Beratungsfirma Ramboll verschiedene Maßnahmen zur Stärkung des rheinquerenden ÖPNV zwischen Iffezheim und Germersheim.

Studie zeigt wichtigere Maßnahmen zur Stärkung des ÖPNV
Die Studie untersuchte verschiedene Maßnahmen zur Stärkung des rheinquerenden ÖPNV. Besonders hervorgehoben wurden fünf zentrale Maßnahmen:

- Expressbuslinie Herxheim – Karlsruhe: Schnellere und direkte Verbindung zwischen der Südpfalz und Karlsruhe.
- Ausbau des Stadtbahnangebots zwischen Germersheim und Karlsruhe: Mehr Verbindungen und höhere Kapazitäten auf der Schiene.
- Einrichtung von On-Demand-Verkehren: Flexible, bedarfsgesteuerte Mobilitätsangebote für besser erreichbare Haltestellen.
- Flächendeckend Tempo 30 innerorts: Förderung von Bus- und Radverkehr durch reduzierte Geschwindigkeiten.
- Einführung eines Mobilitätspasses: Vereinfachter Zugang zu verschiedenen Mobilitätsangeboten durch ein einheitliches Ticketmodell.
Zusätzlich wurde betont, dass der Ausbau der Schieneninfrastruktur, insbesondere die Engpassbeseitigung am Bahnhof Wörth, entscheidend für eine nachhaltige Verbesserung des ÖPNV ist.

Der Karlsruher Oberbürgermeister begrüßt die vorgeschlagenen Maßnahmen: "Sie sind eine guter Wegweiser, wie wir gemeinsam den ÖPNV zukünftig nach vorne bringen können". Er sehe den Handlungsbedarf, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen, aber eher beim Bund oder den Kollegen in der Pfalz.
Zweite Rheinbrücke soll dennoch gebaut werden
Es wird angeregt, die geplante Querspange zwischen der neuen Rheinbrücke und der B36 schmaler zu gestalten.
"Nur die Brücke zu Bauen erfüllt die vorgegebenen Ziele nur bedingt", erklärt Gerald Hamöller gegenüber der Presse. Man müsse weiter Faktoren umsetzen um durch das Projekt auch den ÖPNV zu stärken, so der Projektleiter des Beratung Unternehmens Ramboll, welches die Studie angefertigt hatte.

Der BUND sieht darin ein Argument gegen zusätzlichen Straßenbau und fordert eine stärkere Verlagerung auf den Umweltverbund. Gleichzeitig bleibt der Brückenbau bestehen, soll aber durch begleitende ÖPNV-Maßnahmen ergänzt werden, um langfristig eine nachhaltigere Mobilität zu fördern.
Wie geht es weiter?
Die Studie liefert konkrete Handlungsempfehlungen, doch die Umsetzung hängt von finanziellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen ab. Kurzfristig sollen erste Verbesserungen, wie mehr Sitzplätze und der Einsatz von Akkutriebwagen ab 2026, umgesetzt werden. Langfristig bleibt der Ausbau der Schieneninfrastruktur, insbesondere am Bahnhof Wörth und auf der Strecke Landau – Wörth, entscheidend, um den ÖPNV deutlich zu stärken.

Zudem setzen sich die Akteure für eine bessere Finanzierung durch Bund und Länder ein. Während die Brücke weitergebaut wird, bleibt offen, inwieweit die vorgeschlagenen Maßnahmen realisiert werden – insbesondere Push-Maßnahmen wie flächendeckendes Tempo 30 oder der Mobilitätspass.

"Wir haben jetzt einen guten Überblick bekommen, wie sich der ÖPNV verbessern lässt. Jetzt liegt es an uns und das haben wir heute geschworen, sie auch umzusetzen", erklärt Mentrup abschließend gegenüber ka-news.de.
Die Studie zum Download
Hier finden Sie die gesamte Studie zum Download als PDF.