Wenn Fans des Karlsruher SC über Winfried "Winnie" Schäfer reden, werden viele wohl ein wenig Wehmütig. Denn: Der Coach mit der auffälligen blond-roten Mähne hat in Karlsruhe einen ganz besonderen Status. Nicht nur, dass der Verein mit ihm als Trainer wohl seine erfolgreichsten Jahre erlebte - unter ihm ereignete sich auch das Wunder vom Wildpark.
Biografie von Winfried Schäfer
Winfried Anton Schäfer wird am 10. Januar 1950 in Mayen geboren. Bei den Junioren des örtlichen TuS Mayen beginnt er, Fußball zu spielen.

Für seine erste Profistation zieht es ihn 1968 zur Borussia in das 100 Kilometer weiter nördliche Mönchengladbach. Dort spielt er unter anderem mit Günter Netzer.
Die Profikarriere von Winfried Schäfer
Den ersten und einzigen Sieg der Deutschen Meisterschaft feiert Winfried Schäfer 1969 in seinem zweiten Jahr als Profi. Ein Jahr später wechselt er zu den Kickers nach Offenbach.

Der Clou: Die Kickers gewinnen das DFB-Pokalfinale, das aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft erst nach Saisonende 1969/1970 ausgetragen wird. Schäfer, der zu diesem Zeitpunkt bereits in Offenbach kickt, kann somit - trotz unterschiedlicher Vereine - einen ganz persönlichen Double-Gewinn feiern. Im deutschen Fußball eine Einmaligkeit!
Winnie Schäfers erster Kontakt nach Karlsruhe
Das erste Mal nach Karlsruhe kommt Schäfer dann 1975. Für umgerechnet 250.000 Euro wechselt der damals 25-Jährige in den Wildpark.

Der laut Augenzeugen besonders ehrgeizige Mittelfeldspieler verpasst in den zwei Jahren nur 59 potenzielle Spielminuten für den KSC. Der Grund: eine Auswechslung in der Halbzeit und eine rote Karte. Den Abstieg 1977 kann er nicht verhindern und wechselt zurück nach Mönchengladbach, wo er 1979 den UEFA-Cup gewinnt und 1985 seine Spielerkarriere beendet.
Die Profistationen von Winnie Schäfer:
- bis 1968: TuS Mayen
- 1968 bis 1970: Borussia Mönchengladbach
- 1970 bis 1975: Kickers Offenbach
- 1975 bis 1977: Karlsruher SC
- 1977 bis 1985: Borussia Mönchengladbach
Winfried Schäfer als Trainer beim KSC
Nach seiner aktiven Zeit als Spieler arbeitet "Winnie" Schäfer zunächst ein Jahr in Gladbach als Scout. Am 01. Juli 1986 tritt er dann seine erste Stelle als Profitrainer an: beim KSC. Der Beginn der längsten und erfolgreichsten Zeit eines Einzeltrainers bei den Blau-Weißen.
Doch zu Beginn ist die sportliche- als auch die finanzielle Situation des Vereins stark angeschlagen. Dennoch schafft Winnie Schäfer in der ersten Saison das damals kaum glaubbare: den Aufstieg in die Bundesliga - trotz einer 0:8 Niederlage am ersten Spieltag. In der darauffolgenden Saison, in denen der Verein noch als Abstiegskandidat gilt, schafft Winnie es, ein gutes Team aufzubauen, das immer bessere Platzierungen einfährt.

Viele der Karlsruher Eigengewächse, die sich zu dieser Zeit im Wildpark einen Namen machen, sind bis heute in Karlsruhe und darüber hinaus bekannt: der heutige Geschäftsführer Oliver Kreuzer, Oliver Kahn, Jens Nowotny oder Mehmet Scholl.
1992 erreichte der Verein erstmals in der Geschichte einen einstelligen Tabellenplatz (Rang acht). Die beste Platzierung folgte ein Jahr später mit Rang sechs. Ein Kunststück, das Winnie Schäfer ganze drei Mal in seiner Karlsruher Zeit gelang. Die Mannschaft qualifizierte sich so für den UEFA-Pokal. Ein Ereignis, das bei vielen Fans noch heute freudige Erinnerungen weckt.
Winnie Schäfer und das "Wunder vom Wildpark"
Die UEFA-Pokalrunde 1993 ist ohne Frage der Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Nach einer 1:3 Niederlage in Valencia folgt am 2. November 1993 ein Spiel, das als "Wunder vom Wildpark" in die Geschichtsbücher des KSC eingeht: die Karlsruher schlagen den FC Valencia 7:0 - und qualifiziert sich für die nächste Runde.

Im Halbfinale gegen das heutige Red Bull Salzburg - das damals noch Casino Salzburg heißt - ist allerdings Schluss. Nach einem 0:0 und 1:1 scheidet man aufgrund der Auswärtstorregel aus.
Ein weiteres Highlight unter Schäfers Zeit als Trainer ist das Erreichen des DFB-Pokalfinales sowie der Gewinn des UI-Cups 1996. Der KSC qualifiziert sich 1997 und 1998 noch zwei Mal für den UEFA-Cup, fliegt allerdings in beiden Jahren im Achtelfinale raus.

In der Saison 1997/1998 endet Winnies Reise mit dem KSC. Nach 12 Jahren wird er nach einer enttäuschenden Saisonhälfte im März 1998 entlassen. Für die letzten sieben Spiele übernimmt Jörg Berger. Er kann allerdings nicht verhindern, dass der KSC nach 11 Jahren in die 2. Bundesliga absteigt. 2008 gelingt zwar noch einmal der Aufstieg, doch der ist 2009 wieder passé. Seither bewegt sich der KSC fast durchgehend in der 2. Bundesliga. Mit anderen Worten ausgedrückt: Kein Trainer konnte bisher an die erfolgreichen Zeiten von Winfried Schäfer anknüpfen.
Winfried Schäfer: weitere Trainerstationen
Nach über zehn Jahren in Baden zieht es Winnie Schäfer zum VfB Stuttgart. Dort bleibt der Erfolg allerdings aus und er wurde noch im selben Jahr wieder entlassen. Auch bei TeBe Berlin in der 2. Bundesliga, wo er unter anderem auf den KSC trifft, läuft es nicht wirklich gut und Schäfer muss nach knapp eineinhalb Jahren wieder gehen.

Nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2001, wird Schäfer schließlich Nationaltrainer der der Nationalmannschaft von Kamerun, die auch die "Unbezähmbaren Löwen" genannt werden. Unter seiner Regie gewinnt die Mannschaft 2002 den Afrika-Cup, der vierte Titelerfolg in der Geschichte der Nation. Doch das Glück ist aber nicht von der Dauer.
In der Gruppenphase der Weltmeisterschaft 2002 trifft Schäfer mit seiner Mannschaft auf das deutsche Team, die Kameruner unterliegen mit einer Niederlage von 0:2. Nach der verpassten Qualifikation für das "Sommermärchen" 2006 wird Winfried Schäfer 2004 als Trainer entlassen, auch ein Streit über Gehaltszahlungen soll zu den Kündigungsgründen gehören.
Danach geht die Weltreise für Winnie Schäfer weiter. Er trainiert den Al-Ahli Dubai Club - mit dem er eine Meisterschaft gewinnt - und Al-Ain FC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es folgen der Aserbaidschanische FK Baku sowie die Thailändische Nationalmannschaft. 2013 folgt dann die Anstellung bei den "Reggae Boyz", wie die Jamaikanische Nationalmannschaft genannt wird. Mit dieser gewinnt er 2014 den Caribbean Cup. 2015 erreichen die "Reggae Boyz" als erste karibische Mannschaft das Concacaf-Gold-Cup-Finale.

Auf die verpasste Qualifikation für die WM 2018 in Russland folgt allerdings die Trennung, nachdem er einem jamaikanischen Journalisten ein Kabel aus der Kamera zog wurde der ehrgeizige Schäfer im September 2016 suspendiert und entlassen. Die bisher letzten Stationen in Winnies Karriere sind Esteghlal FC im Iran - mit denen er 2018 den Iranischen Pokal gewinnt -, der FC Baniyas in den VAE und Al-Khor SC in Katar.
Die Trainerstationen von Winnie Schäfer im Überblick:
- Borussia Mönchengladbach: 1985-1986
- KSC: 1986-1998
- VfB Stuttgart: 1998
- TeBe Berlin: 1999-2000
- Nationalmannschaft Kamerun: 2001-2004
- Al-Ahli Dubai Club: 2005-2007
- Al-Ain FC: 2007-2009
- FK Baku: 2010-2011
- Nationalmannschaft Thailand: 2011-2013
- Muangthong United: 2013
- Nationalmannschaft Jamaika: 2013-2016
- Esteglhal FC: 2017-2019
- FC Baniyas: 2019-2020
- Al-Khor SC: 2021
Wo wohnt Winnie Schäfer?
Obwohl er in verschieden Ländern trainiert hat, wohnt Winfried Schäfer seit vielen Jahren gemeinsam mit seiner Familie in Ettlingen.

Hier wurde er 2004 auch in den Gemeinderat gewählt, ist jedoch aufgrund seiner Traineranstellung in Kamerun und den Vereinigten Arabischen Emiraten kaum in der Lage, sein Mandat auszuüben.
Winfried Schäfer Ehefrau und Kinder
Winfried Schäfer ist mit Angelika Schäfer verheiratet, die beiden haben zwei Töchter.
Winfried Schäfer: Was macht er heute?
Von Januar bis November 2021 trainierte Winfried Schäfer Al-Khor SC in Katar und holte dort unter anderem den deutschen Pierre-Michel Lasogga vom Ligakonkurrenten Al-Arabi SC in seine Mannschaft. Im Zuge der Weltmeisterschaft 2022, die in Katar stattfand, wurde Schäfer aufgrund seiner Einsichten in den katarischen Fußball von verschiedenen Medien interviewt.

Er merkte zumeist an, dass die Kataris der Kritik offen begegnen und die WM einiges im Land verändert und für eine Annäherung Katars an den Westen gesorgt hat. Aktuell hat Winfried Schäfer eine Trainerposition inne.
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