Mit 13.240 Stimmen holte Schäfer als Stimmenkönig 2004 ein Rekordergebnis für seine Partei und katapultierte sie mit 22 Prozent an der SPD vorbei als zweitstärkste Kraft hinter die CDU. Doch man hat sich offenbar dran gewöhnt, dass Winnie Schäfer mittlerweile eine andere Auffassung von der Arbeit im Ettlinger Gemeinderat hat, als andere.
Nur mäßiger Pendlerverkehr zwischen den Emiraten und der Stadt an der Alb
Vor rund vier Jahren war Winnie Schäfer unter großem Medien-Haligalli in den Ettlinger Gemeinderat gewählt worden. Heute dagegen ist es eher still geworden um den einst viel gerühmten Stadtrat Schäfer. Ein Bericht in den "Stuttgarter Nachrichten" enthüllte dieser Tage, der Mann mit der rotblonden Mähne habe sich im zu Ende gegangenen Jahr 2008 ganze zweimal, bei 14 Sitzungen insgesamt, im Ettlinger Gemeinderat blicken lassen. Selbst im Sportausschuss habe man den 58-Jährigen so gut wie nie gesehen.
Auch in der Vergangenheit glänzte er danach offenbar des Öfteren durch Abwesenheit im Kommunalparlament. Aufgrund seiner Tätigkeit beim arabischen Erstligisten Al Ain Club in den Vereinigten Arabischen Emiraten ließ und lässt sich Schäfer regelmäßig bei den Gemeinderatssitzungen entschuldigen. Zuvor schon war er Coach der Nationalmannschaft in Kamerun in Westafrika. Daran, sein Mandat zurückzugeben, hat er aber offenbar bis heute nicht gedacht - und es wurde auch von niemandem bislang, zumindest nicht öffentlich vernehmbar, eingefordert.
In Ettlingen kursiert ein Witz: "Stadtrat Winnie nicht da"
Schon im Jahr 2003 galt es als Sensation in Ettlingen, seit Jahrzehnten als CDU-Hochburg bekannt, als der über die Region hinaus geschätzte Rathauschef Josef Offele abgewählt wurde. Aus heiterem Himmel hatte ihn die bis zu Beginn des Wahlkampfes in der Albgaustadt weithin unbekannte Mannheimer FDP-Kreisvorsitzende Gabriela Büssemaker vom Thron gestossen. Seit 1975 dominiert die Union das Rathaus, wurde fast zwei Jahrzehnte durch den späteren Umwelt- und Sozialminister Erwin Vetter repräsentiert. Bei der Kommunalwahl im Jahr 1999 erreichte die CDU noch mit 57 Prozent der Stimmen immerhin 62 Prozent der Sitze. Am Einbruch der CDU-Vorherrschaft auch bei der Kommunalwahl 2004 - die CDU erreichte gerade noch 36 Prozent - hatte nicht zuletzt Winnie Schäfer maßgeblichen Anteil.
Doch von der Anfangseuphorie scheint heute nicht mehr viel übrig. Der Ex-Trainer der Fußballbundesligisten Karlsruher SC - und zeitweilig auch des VfB Stuttgart - wolle sich künftig stärker in Ettlingen einbringen, erklärte er anno dazumals in viele Mikrofone und diktierte, so zitiert in den Stuttgarter Nachrichten, in zahlreiche Blöcke: "Ich bin stolz darauf, in meiner Stadt etwas bewegen zu können." Heute dagegen mache in der Großen Kreisstadt südlich von Karlsruhe schon der Witz vom "Stadtrat Winnie nicht da" die Runde. Laut baden-württembergischer Gemeindeordnung gibt es jedoch keine Anwesenheitspflicht oder eine Mindestquote.
Öffentliche Auftritte Schäfers in der Region seien ohnehin selten. Wenn, dann eher bei Glamour-Veranstaltungen oder bei Kommentatorentätigkeiten im Wildpark-Stadion. Zu sehen war Winnie Schäfer etwa nebst Tochter bei der Gala "Radio Regenbogen Award" im März 2007 in der Karlsruher Schwarzwaldhalle. Im Februar will die Liste "Für Ettlingen" die neuen Kandidaten für die Kommunalwahl im Juni aufstellen. Ob Schäfer dabei sein wird, ist nicht bekannt.
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