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Karlsruhe: KSC-Aufstieg 86/87: "Winni Wahnsinn" schafft das Wunder

Karlsruhe

KSC-Aufstieg 86/87: "Winni Wahnsinn" schafft das Wunder

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    Winni Schäfer schaffte in der Saison 86/87 den Aufstieg mit dem KSC. (Archivbild, Radio Regenbogen Award 2007)
    Winni Schäfer schaffte in der Saison 86/87 den Aufstieg mit dem KSC. (Archivbild, Radio Regenbogen Award 2007) Foto: KMK-TV

    "Winni Wahnsinn", inzwischen Nationalcoach von Jamaika, hatte ein goldenes Händchen bei Neuverpflichtungen und war ein "Motivator" der Extraklasse. KSC-Manager Carl-Heinz Rühl erinnerte sich an einen ehemaligen Publikumsliebling der KSC-Fans: Winni Schäfer. Jung-Manager Rühl, dessen Trauzeuge übrigens Ex-Präsident Roland Schmider ist, holte den Jung-Trainer Schäfer.

    "Dann lösen sich die finanziellen Probleme von allein"

    Der hatte seine Karriere bei Borussia Mönchengladbach wegen mehrerer Achillessehnenabrisse beenden müssen und wollte ins Profigeschäft als Trainer. Der ehrgeizige Coach hämmerte seinen Schützlinge vom ersten Tag an ein: "Nur zusammen schaffen wir es, nur mit dem Wir-Gefühl kommen wir nach oben!" Schäfer konnte nicht groß einkaufen, die Auflagen des DFB waren enorm. Der KSC war dem Bankrott nahe!

    Des Trainers Motto: "Wir müssen das Vertrauen der Fans zurückgewinnen, dann lösen sich die finanziellen Probleme von ganz allein." Neuzugänge kamen lediglich aus unteren Klassen. Torjäger Arno Glesius, später kurzzeitig Vize-Präsident des KSC, entpuppte sich als gute Verstärkung.

    In den ersten drei Partien schaffte der KSC nur ein Remis: "Da ging's im vierten Spiel gegen Oberhausen schon um alles - auch für Winni Schäfer", erinnert sich Rainer Schütterle, der von den Amateuren in den Lizenzspielerkader rutschte: "Wir besiegten Oberhausen mit 3:2 und hielten uns dann so irgendwie über Wasser. Zu Hause ein Sieg, auswärts gab's meistens eine auf den Hut. Aber der Trainer redete uns stark, machte uns klar, dass man nur mit Selbstvertrauen Erfolg haben kann."

    "Plötzlich gingen wir Kaffee trinken"

    Winni Schäfer arbeitete akribisch, schliff am Zusammenspiel seiner Spieler - und motivierte sie. Dennoch lief es durchwachsen. Zu Hannover hatte man zum Ende der Vorrunde 14 Punkte Rückstand, auf Platz zwei waren es auch noch sechs Zähler. Apropos Hannover: Die Partie im hohen Norden wurde zum Offenbarungseid des KSC - mit 8:0 wurde man abgefertigt!

    Doch Winni Schäfer schlug nicht auf seine Schützlinge ein, sondern meinte nur: "Das Spiel ist unglücklich gelaufen!" Mehr gab´s nicht an Kritik: "Der Trainer hat nie auf uns eingeprügelt, sondern die Nerven bewahrt. Der hat nie das Team den Medien zum Fraß vorgeworfen, sondern stand immer hinter uns", so Schütterle.

    Die Rückrunde lief besser - viel besser. Das Trainingslager zeigte Früchte. Die Abwehr stand, Manu Günther spielte inzwischen Manndecker. Mittelfeld und Sturm wurden immer harmonischer und gefährlicher. Zehn Spiele ohne Niederlage, das Team wuchs über sich hinaus, nach vorne gepuscht von "Winni Wahnsinn".

    Doch der überraschte seine Spieler immer wieder: "Da wurde plötzlich das Training abgesetzt, und wir gingen Kaffee trinken." Im Schlüsselspiel gegen St. Pauli, vor fast 40.000 Fans, schaffte der KSC schon vor dem Saisonfinale mit dem 1:1 die Rückkehr in die 1. Liga. Das Wunder vom Wildpark wurde wahr - mit einer Elf der Namenlosen: "Wir haben vor 2.000 Zuschauer die ersten Spiele bestritten, am Ende waren immer um die 40.000 da. Das war die Ernte der Arbeit", so Wolfgang Trapp, der Mann mit dem "goldenen linken Füßchen."

    Aufstieg wie ein Wunder gefeiert

    Bei der letzten Partie gegen Saarbrücken waren nicht alle KSC-Kicker im Vollbesitz ihrer Kräfte. Einige waren noch leicht alkoholisiert. Das "Wunder vom Wildpark" war intensiv begossen worden. Auch von Wolfgang Trapp: "Na ja, wir hatten gefeiert. Gleich nach dem Anpfiff kam der Reinhold Hintermaier zu mir und meinte: Trapper, laß´s ruhig angehen, ihr habt's geschafft und wir brauchen die Punkte. Ich sagte dem, dass mir das alles egal ist - und hämmerte kurz darauf einen Freistoß an die Latte. Der Hintermaier fauchte mir zu: Du Arschloch."

    Eines verband Trapp und Schäfer: der gemeinsame Hang zum Aberglauben: "Ich bin immer als Letzter aus der Kabine gegangen", sagt Trapp. Das war so ein Ritual, dass der Trainer sagte: "Wir gehen raus, und der Trapper geht als Letzter!" Auch Rainer Schütterle, ebenfalls noch "leicht alkoholisch angeschlagen", hat Erinnerungen an die Partie gegen Saarbrücken, die der KSC übrigens mit 2:1 gewann, und an Reinhold Hintermaier.

    Auch zu ihm kam der Österreicher und bat: "Könnt's net ab bisserl langsamer machen!?!" Schütterles Antwort: "Na - noch langsamer geht's nicht!" Dann traf er zum 2:1 ins Saarbrückern Netz. Langsam machen - das war nie die Sache des offensiven Mittefeldspielers Rainer Schütterle. "Als wir damals Sprinttest machten, waren meine schlechteste Zeit noch besser als die des Zweitbesten!"

    Der Aufstieg wurde wie ein Wunder gefeiert. Präsident Schmider kramte in Erinnerungen: "Dieser Aufstieg ist vergleichbar mit der Saison 74/75. Damals hieß der Trainer Carl Heinz Rühl und Winfried Schäfer war Spieler unter ihm!"

    Der Karlsruher SC steht in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen in der 2. Bundesliga. Und die Blau-Weißen wissen, wie aufsteigen geht: Fünf Mal schaffte der KSC in seiner Vereinsgeschichte den Sprung in die Beletage des Deutschen Fußballs. In den kommenden Wochen blicken wir immer wieder auf die Aufstiegserfolge des KSC zurück. Und hoffen natürlich, dass es auch 2015 wieder gelingt!

    Bisherige Aufstiegs-Artikel bei ka-news:

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