Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: VBK-Ticketstreit: Zukunft von undatierte Fahrkarten bleibt weiter offen

Karlsruhe

VBK-Ticketstreit: Zukunft von undatierte Fahrkarten bleibt weiter offen

    • |
    • |
    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: VBK

    Das Thema der undatierten Fahrkarten in Karlsruhe geht in die nächste Runde. Der Fahrgastverband Pro Bahn, die KVV-Kundeninitiative und die FDP-Fraktion im Karlsruher Gemeinderat wollen erreichen, dass die undatierten Tickets künftig auch an sämtlichen Automaten zu erwerben sind.

    Viele wollen undatierte Fahrkarten an Automaten

    Diese können seit ihrer Einführung im Mai 2022 in den KVV-Kundenzentren gekauft oder per Post  bestellt oder an wenigen Automaten in Karlsruhe gekauft werden. Der Fahrgast muss bei diesen Tickets die Starthaltestelle und das Datum der Fahrt selbstständig mit einem Kugelschreiber eintragen.

    Die Kundeninitiative KVV fordert weiter den Automatenverkauf von undatierten Tickets.
    Die Kundeninitiative KVV fordert weiter den Automatenverkauf von undatierten Tickets. Foto: Kundeninitiative KVV

    Der Einführung vorangegangen war die Ankündigung, die Stempelautomaten in den Straßenbahnen abzuschaffen und somit nur noch ab Kauf gültige Tickets zu verkaufen. Nach langer und lauter Kritik entschied sich der Aufsichtsrat für die Einführung der Tickets zum Ausfüllen. Diese stehen nun erneut in der Kritik - beziehungsweise die Verkaufsstrategie der Tickets.

    Für die KVV-Kundeninitiative und Pro Bahn ist das Angebot, die undatierten Tickets in den KVV-Kundenzentren und per Post zu erwerben zu wenig. "Pro Bahn hat bereits mehrfach betont, dass man den Automatenverkauf für notwendig ansieht, da für ein flächendeckendes Angebot nicht genügend Verkaufsstellen zur Verfügung stehen. Gerade in Karlsruhe, wo ein großer Teil der Haltestellen keinen Ticketautomaten hat, wäre es wichtig, dass Gelegenheitskunden mit undatierten Tickets einsteigen können, ohne in der Bahn beim Ticketkauf anzustehen", schreibt der Fahrgastverband in einer Pressemitteilung. 

    Gibt es zu wenige Verkaufsstellen in Karlsruhe?

    Die KVV-Kundenzentren ergänzt, dass die ohnehin schon wenigen Verkaufsstellen nur zu 2/3 undatierte Tickets anbieten. Mache in der Fächerstadt eine Verkaufsstelle für fast 20.000 Anwohner. "Für die betroffenen Gelegenheitskunden ist das keineswegs eine ausreichende Verkaufsstruktur", so die Kundeninitiative. 

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    "Fahrgastservice und eine klare Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden müssen bei angebotspolitischen Maßnahmen, die den öffentlichen Personennahverkehr betreffen, höchste Priorität einnehmen. Auch die Mobilitätswende kann nur so ernsthaft und gemeinsam mit allen Beteiligten gelingen, wenn ein hohes Maß an gesellschaftlicher Akzeptanz bei den Bürgern hinsichtlich dieser Entscheidungen vorhanden ist", schreibt die FDP in einem Antrag an den Gemeinderat. Die Freien Demokraten fordern in ihrem Antrag den Aufsichtsrat der VBK deshalb dazu auf, "an bestehenden und zukünftigen Ticketautomaten undatierte Fahrkarten einzuführen und anzubieten."

    Hinzu kommt: Wie FDP, Pro Bahn und Kundeninitiative behaupten, hätte die Geschäftsführung der VBK versprochen, im Aufsichtsrat über die Möglichkeit der Einführung an den Ticketautomaten abzustimmen. "Pro Bahn hatte im Juni die Bereitschaft des KVV begrüßt, zumindest in seinem direkten Einflussbereich bei VBK und AVG den Automatenverkauf undatierter Tickets zum Selbstentwerten bis zum Fahrplanwechsel im Dezember einzuführen", so der Fahrgastverband. 

    Es sei unverständlich, warum die Gremien die Gelegenheit nicht genutzt haben, den Verkauf von Tickets zur Selbstentwertung an den Fahrscheinautomaten freizugeben. 

    Was sagen die VBK?

    Die VBK halten dagegen und meinen, dass das Thema in einer Aufsichtsratssitzung am 12. Juli klar platziert wurde. "Ebenso wäre denkbar, das Angebot 'Fahrkarten zur Selbstentwertung' auf die Fahrkartenautomaten der VBK und AVG auszuweiten, sodass auch hier ein Bedarf zum Besuch eines Kundenzentrums entfällt“, heißt es in der Antwort auf den FDP-Antrag.

    Aus VBK-Sicht sei man damit der Zusage nachgekommen, das Thema zur Diskussion zu stellen, was allerdings von keinem Aufsichtsratsmitglied in Anspruch genommen wurde. Dass über das Thema nicht diskutiert wurde, sehen die VBK unproblematisch und begründen dies mit einem deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen. 

    So wurden laut VBK im 1. Quartal 2023 insgesamt 59.000 Fahrkarten zur Selbstentwertung verkauft. Im 2. Quartal sank die Zahl auf 28.000, was einen Rückgang von über 50 Prozent bedeutet. "Hieraus lässt sich ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach diesem Fahrkarten-Typ erkennen. Aus Sicht der VBK wäre es der falsche Weg, angesichts einer sinkenden Nachfrage nach diesem Fahrkartentyp, die Vertriebsinfrastruktur zu erweitern. Dies wäre mit zusätzlichen Kosten verbunden", so die Verkehrsbetriebe. 

    Warum es wohl keine Tickets überall geben wird

    Wie die VBK weiter erklärt, können die Fahrkarten zum Selbstentwerten aktuell nur an den Fahrkartenautomaten der VBK im Stadtbereich und in Bahnen der Linien S1, S11 und S2 vertrieben werden. 

    Ein Fahrkartenautomat des KVV (Symbolbild).
    Ein Fahrkartenautomat des KVV (Symbolbild). Foto: Thomas Riedel

    Die Karten an allen Ticketautomaten im KVV-Gebiet anzubieten, sei laut VBK nicht möglich, da man "generell keinen direkten Zugriff und Einfluss auf das angebotene Fahrkartensortiment außerhalb seiner eigenen Kundenzentren sowie der von den Verkehrsbetrieben betriebenen Verkaufskanäle hat", heißt es weiter. Verkehrsunternehmen im KVV sind nicht nur die VBK, sondern unter anderem auch die Deutsche Bahn, Go Ahead, SWEG, AVG.

    Neue Automaten ab Dezember

    Ab Dezember gäbe es zudem eine neue Generation von Fahrkartenautomaten im Netz der AVG und somit im Verbundgebiet des KVV die nach Vorgaben des Landes Baden-Württemberg im Landesdesign und einheitlichem vorgegebenen Fahrkartensortiment nach Eisenbahntarif. Das Sortiment ist vertraglich festgeschrieben. Entsprechend wird empfohlen den Antrag der FDP abzulehnen. 

    Neue Optik, verbesserte Funktionalität: So sieht die neue Generation der Fahrscheinautoma-ten aus, die bis Dezember sukzessive an den AVG-Haltestellen in der Region aufgestellt wird und die rot-silbernen Automaten der Deutschen Bahn ersetzt.
    Neue Optik, verbesserte Funktionalität: So sieht die neue Generation der Fahrscheinautoma-ten aus, die bis Dezember sukzessive an den AVG-Haltestellen in der Region aufgestellt wird und die rot-silbernen Automaten der Deutschen Bahn ersetzt. Foto: DB

    Anderer Ansicht ist die KVV-Kundeninitiative. Sie entgegnet, dass die neuen Ticketautomaten laut Landesregierung ein "einheitliches Erscheinungsbild und ein einheitliches Bedienungskonzept über alle Vertriebsdienstleister hinweg sicherstellen." Dabei geht es nur um Eisenbahnverkehrsunternehmen, von einer Beschränkung der Ticketangebote sei dabei keine Rede.

    Kundeninitiative: "Antrag annehmen!"

    In ihrer Pressemitteilung fasst die Kundeninitiative zusammen: "Es gibt keine belastbaren Gründe, die gegen die Nutzung der vorhandenen Automateninfrastruktur auch für undatierte Tickets sprechen. Wir empfehlen deshalb, den Antrag der FDP anzunehmen!"

    In der Sitzung des Hauptausschusses am Dienstag, 17. Oktober im Bürgersaal, wurde nicht über den Antrag der FDP abgestimmt. Eine endgültige Abstimmung über undatierte Fahrkarten soll in einer künftigen Sitzung des Karlsruher Gemeinderates fallen. 

    Wie Oberbürgermeister Frank Mentrup erklärte, wolle er das Thema wieder in den Aufsichtsrat der VBK zur Abstimmung bringen. "Wenn das ihr Wunsch ist und sie dafür die Kosten tragen, machen wir das", so Mentrup in Richtung der Stadträte. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden