Trotz frierender Hände und laufender Nasen haben sich alle Gäste am zukünftigen Standort der Katta-Insel versammelt. Das Großprojekt soll auf dem Ludwigsee im Zoo in Karlsruhe realisiert werden und Besucher über eine Brücke durch die Anlage geleiten. "So kann man direkten Kontakt zu den Kattas - den Lemuren aus Madagaskar - haben", erklärt Zoodirektor Matthias Reinschmidt.
Zu kalt für Sektempfang
Es sind ungewöhnliche Zeiten für einen Baubeginn. Bei gefrorenem Boden und Minustemperaturen kann der Spatenstich kaum gelingen - weshalb ein extra aufgeschichteter Sandhaufen symbolisch für den Akt herhalten muss. "Deshalb findet so etwas im Winter normalerweise nicht statt", meint der Zoodirektor. Dennoch sei es für die Zoofreunde wichtig gewesen, diesen Winter mit dem Bau zu beginnen.
Um die erschwerten Bedingungen für die Gäste "aushaltbar" zu machen und dem Termin eine gesellige Atmosphäre zu verschaffen, gibt es heißen Glühwein und Kinderpunsch. Für Sektempfang ist es dem Zoodirektor zu kalt.

Das Angebot wird dankend angenommen. Clemens Becker, der als Artenschutzkurator im Karlsruher Zoo noch in diesem Jahr in Rente geht, lässt es sich nicht nehmen, die Gäste selbst zu bedienen. "Schließlich ist er hier unser Experte für Rotwein", kommentiert Reinschmidt den Ausschank.
"Ungewöhnliche Zeiten"
Für Bürgermeister Daniel Fluhrer zeigt der Spatenstich, dass es im Zoo auch in ungewöhnlichen Zeiten vorangeht. Damit verweist der Baudezernent keineswegs auf die Wintersaison, sondern auf die äußeren Umstände - geprägt von Krisen.

"Wegen dieser Faktoren ist der Haushalt derzeit schwierig. Umso wichtiger ist deshalb die großzügige Spende der Zoofreunde Karlsruhe", so Fluhrer. Passend: Die Kattas prägen auch deren Vereinslogo!

"Die Katta-Insel ist unser bisher größtes Projekt", sagt Gisela Fischer, erste Vorsitzende der Zoofreunde Karlsruhe. "Ohne die aktive Unterstützung aller Vereinsmitglieder und zahlreiche Spenden wäre es wohl nie zum heutigen Tag gekommen."
Katta-Insel wird rund 1 Million Euro kosten
"Uns wurden auch einige Erbschaften abgetreten, durch die wir solche Aktionen finanzieren können", so Fischer. Doch die vollständigen Kosten des Bauprojekts seien noch nicht abgedeckt. "Wir sind also weiterhin auf Spenden angewiesen - auch wenn wir natürlich noch etwas Geld in der Hinterhand haben", erklärt die Zoofreundin.

Insgesamt werde derzeit mit einer Gesamtsumme von einer Million Euro gerechnet, erklärt Zoodirektor Reinschmidt. Wann die Anlage fertig sein wird, lasse sich derzeit noch nicht sagen. Eines sei jedoch gewiss: "Ohne die Zoofreunde wär das Projekt schlichtweg unmöglich gewesen", erklärt Reinschmidt.
Vision: Madagaskar Dorf
Der Verein habe weit mehr getan, als nur die leeren Kassen zu füllen. "Er war die treibende Kraft", so Reinschmidt. Gemeinsam mit ihm sei nach und nach die Vision eines kleinen Madagaskar Dorfes entstanden, welche künftig den Weg in Richtung Katta-Insel weisen sollen. Das Design stammt von der Architektur-Fakultät des KIT unter der Leitung von Dekan Dirk Hebel.
"Dafür bleibt die Insel auf dem Ludwigsee erhalten - und die Besucher werden über einen Steg durch die Anlage geführt", sagt Reinschmidt. Hinter dem Steg ist passenderweise die Katta-Kinderturnwelt.

Kontakt zu den Tieren sei zwar erwünscht, aber eine Sache ist für den Zoodirektor völlig klar: "Die Insel gehört den Affen". Und die hätten in ihrem neuen zu Hause knapp 20-mal mehr Platz. "Das ist etwas ganz anderes als hinter Glasscheiben", meint Reinschmidt. So kämen sich Mensch und Tier in dem freiläufigen Gehege ungehindert näher.
Das Ausmaß an Nähe bestimmen dabei die Tiere. "Wenn die Kattas wollen, können sie sich auf der neuen Anlage jederzeit in die Baumwipfel zurückziehen", so Reinschmidt. Die Möglichkeit, sich den Besuchern zu entziehen, sei ein zentraler Aspekt der gemeinsamen Vision für die Anlage gewesen.
Hier soll die Katta-Insel entstehen: